Boxen Boxen: Kitzing holt seinen dritten Titel
dessau/MZ. - Ein paar Sekunden gespannte Aufmerksamkeit, vibrierende Nerven - dann wurde das Urteil verkündet. Die Worte "Sieger nach Punkten, und damit neuer Internationaler Deutscher Meister...", gingen im Jubelorkan der Zuschauer in der Anhalt-Arena unter. Steven Kitzing, der "Local Hero" der zweiten Dessauer Boxnacht, hatte das Event am Sonnabend Abend in der Anhalt-Arena weit nach Mitternacht nahezu perfekt abgerundet.
"Danke, Ihr seid einfach nur geil", rief Kitzing nach der Urteilsverkündung und war von den vier schweren Runden seines K1-Kampfes gegen den ungemein zähen Polen Mateusz Jereczek aus Danzig noch immer ganz außer Atem. Die exakt 1475 Zuschauern und vor allem sein über 350 Mann zählender Fanclub jubelten dazu. Letzterer hatte die Halle den ganzen Abend schon bei Laune gehalten, ehe mit dem aus Kühnau stammenden Kitzing der Hauptkämpfer zu den Live-Klängen der Leipziger Band Neverville - die extra das Lied "Machine Gun" für Kitzing geschrieben hatte - einmarschiert kam. Dessen geheimes Ziel war ein K.o.-Sieg in Runde eins. Doch da hatte er mit dem Polen Jereczek den falschen Gegner. So sehr sich Kitzing auch mühte, der Danziger wackelte nicht.
"Er hat viel genommen", anerkannte Kitzing, der sich trotzdem nach den drei Runden als Punktsieger sah. Nicht aber das Kampfgericht, das im Einklang mit der Dramaturgie des Abends die Spannung zusätzlich steigerte - und zur Überraschung vieler eine Verlängerungsrunde anordnete.
Wer Kitzing kennt, machte sich spätestens ab diesem Moment so seine Sorgen, ob denn bei dem 32-Jährigen "die Luft " reichen würde. Doch diese Sorgen waren unbegründet. Der Dessauer explodierte gerade zu und trieb seinen überraschten Gegner mit schweren Boxschlägen vor sich her. Der Kampf war gewonnen. "Wenn du 350 Mann hinter Dir weißt, setzt das noch einmal Kräfte frei", sagte Kitzing, dessen Familie in der Halle war und mitfieberte. "Der Pole war ein sehr harter Gegner", atmete auch Dessaus Sportdirektor Ralph Hirsch in diesem Moment tief durch.
Kitzings Sieg brachte dem Kühnauer nicht nur seinen dritten Titel ein, war der Punkt auf dem i einer gelungenen Boxnacht, die ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit nachgewiesen hat. Mit 1 000 Zuschauer wurde kalkuliert, um verlustfrei arbeiten zu können, knapp 1 500 kamen. Was in Köthen seit Jahren funktioniert, hat nun erstmals auch in Dessau geklappt. Eine reine Kampfsportveranstaltung ohne die "großen Namen", dafür aber mit vielen Kämpfern aus der Region. Das funktionierte.
"Es war ein anspruchsvoller Kampfabend. Was wir uns vorgenommen haben, konnten wir in guter Qualität umsetzen", sagt Hirsch. Auch Enrico Schnurre vom Mitveranstalter PSV 90 Dessau, seit Monaten ein emsiger Vorbereiter der Boxnacht, konnte am späten Abend lächeln. "Alle waren zufrieden, was will man mehr", freute sich Schnurre, der die Tage vor der Boxnacht selbst in der Anhalt-Arena geschlafen hat. Und Kitzing? Der hatte vor seinem Kampf noch selbst vor der Anhalt-Arena 59 Karten an Freunde und Bekannte von außerhalb verkauft und so wie viele andere Kämpfer des Abends auch mit dazu beigetragen, dass die Halle voll wurde.
Guten Box-Sport gab es auch. Die SES-Profis Felix Lamm und Dominic Bösel trumpften mit spektakulären K.o. auf. Matthias Zemski besiegte Vladimir Fecko nach Punkten. Der Glauziger war überlegen. Doch der Tscheche bewies Nehmer-Qualitäten. "Mir tut die Hand weh vom Schlagen", stöhnte Zemski nach dem Kampf. Remis endete das Schwergewichts-Duell zwischen dem vierten SES-Kämpfer Norman Jendreyczyk und Samir Tebo.
Eine Schrecksekunde gab es auch. PSV-90-Profi-Debütant Taras Oleksiyenko schickte Falko Besser nach 15 Sekunden auf die Bretter. Der Ascherslebener musste notärztlich behandelt werden - und blieb über Nacht zur Sicherheit im Krankenhaus in Alten.