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Bomben Granaten und Munition in der Elbe Bomben Granaten und Munition in der Elbe: Was ist bei einem gefährlichen Fund zu tun?

Von Nikta Vahid 11.08.2015, 18:18
Ausgetrocknete Elbe
Ausgetrocknete Elbe Klitzsch Lizenz

Dessau-Rosslau - „Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg werden entlang der Elbe ständig gefunden“, sagt Klaus Kautz, der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Dresden. Wie viel Munition noch im Verborgenen liege, könne jedoch kaum abgeschätzt werden. Das Amt ist für den knapp 300 Kilometer langen deutschen Teil der Elbe bis zur Saalemündung in Sachsen-Anhalt zuständig.

Erst am vergangenen Wochenende hatte ein Spaziergänger an der Elbe nahe der Roßlauer Südstraße ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden: Nachdem er die Polizei alarmiert hatte, wurde die Granate fachgerecht geborgen und vom Kampfmittelbeseitigungsdienst abtransportiert. Ein anderer Finder in Dannigkow im Jerichower Land hatte am Sonntag hingegen alles falsch gemacht: Der Mann hatte eine Brandbombe auf einem Acker entdeckt. Beim Versuch, den Sprengkörper auf die Ladefläche seines Pickups zu transportieren, wurden er und drei weitere Familienmitglieder verletzt.

„Diese Fundstücke sind verdammt gefährlich“, sagt Axel Vösterling, Sprecher des Technischen Polizeiamtes Sachsen-Anhalt, nachdrücklich. Man dürfe weder große Bomben, noch kleine Granaten oder Minen berühren, geschweige denn transportieren. „Schon die geringste Bewegung kann eine Explosion auslösen“, erklärt er. Der Mann in Dannigkow sei noch mit großem Glück davongekommen. Es sei streng verboten, die Lage solcher Funde zu verändern und sie in Besitz zu nehmen. „Die Munition ist jahrelang Umwelteinflüssen ausgesetzt, die Federn des Auslösmechanismus’ sind mittlerweile verrostet“, begründet der Polizeisprecher die Vorsicht. Die Sicherungseinrichtungen würden mit den Jahren immer fragiler, die Gefährlichkeit des Sprengstoffes aber bleibe konstant. „Schon ein Gramm Sprengstoff kann ausreichen, um eine ganze Hand vom Arm zu reißen“, versucht Vösterling die Gefahr zu verbildlichen: „Und in den meisten Kampfmitteln befindet sich mehr als ein Gramm Sprengstoff.“

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Findet ein Spaziergänger ein mögliches Weltkriegsüberbleibsel, dann bittet Vösterling um sofortige Verständigung der Polizei unter der Rufnummer 110 und erklärt: „Von dort aus wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst angefordert.“ Es fallen keine Kosten an, sollte sich später herausstellen, dass es sich nicht um ein Kampfmittel handelt. „Lieber einmal zu viel, als zu wenig anrufen“, sagt Axel Vösterling.

Wie viel Munition noch zu finden sei, könne auch von Polizei und Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht abgeschätzt werden. Allein 2014 wurden in Sachsen-Anhalt 316 Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, darunter 21 Bomben. In den vergangenen Wochen waren die Kampfmittelexperten dreimal entlang der Elbe im Einsatz.

Eine systematische Suche nach weiteren Funden sei aber so gut wie unmöglich, so der Polizeisprecher. Niemand könne wissen, wo sich Sprengstoffkörper verbergen. „Im Rahmen von Baumaßnahmen werden Gebiete auf Munition überprüft“, sagt Vösterling. Auch Pilzsammler im Wald wenden sich regelmäßig an die Polizei. Und momentan sei es natürlich den niedrigen Wasserpegeln der Flüsse zu verdanken, dass bisher unentdeckte Munition zutage komme.

Als wichtiger deutscher Industriestandort war das Land Sachsen-Anhalt während des Zweiten Weltkriegs verstärkt ins Visier der Großmächte Großbritannien und USA geraten. Standorte wie Leuna, aber etwa auch die Dessauer Junkerswerke sind dementsprechend bombardiert worden. Daher sind auch heute noch viele Blindgänger und Überreste aus den Weltkriegsjahren zu finden. Aber nicht nur das, sagt Axel Vösterling. Auch deutsche Waffen seien zu finden. „Als der Krieg vorbei war, haben sich viele Soldaten ihrer Munition, die sie am Leibe trugen, entledigen wollen.“ Weil sie nicht wussten, wohin, haben sie ihre Waffen kurzum in die Flüsse oder in den Wald geworfen.

Eines der vielen Fahrräder, das sein Ende in der Elbe gefunden hat.
Eines der vielen Fahrräder, das sein Ende in der Elbe gefunden hat.
Lutz Sebastian Lizenz