Aderlass im Sauna-Raum Blutkonserven knapp wie nie - Blutspendeinstitut Dessau geht an ungewöhnliche Ort

Dessau/MZ - Blutspenden im Fitnessstudio? Warum nicht! „Schon seit Monaten ist zu lesen und zu hören, dass Blutkonserven knapp werden“, sagt Sissi Woellner, Studioleiterin von Lucky Fitness in der Dessauer Kreuzbergstraße. Operationen in Krankenhäusern müssten deshalb aufgeschoben werden. Nicht gut sei das, finden Woellner und ihr Chef Marcel March und machten das Lucky Fitness am Montag zum ersten Mal zum Blutspendenlokal.
Drei Leute vom Studio unterstützen am Montag das Team vom DRK-Blutspendedienst NSTOB (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen). Der Personalraum wird zum Labor auf Zeit, das Arzt-Gespräch findet im Chefbüro statt, im Sauna-Ruheraum stehen die Liegen zur Blutabnahme bereit, und Präsenttüten für die Spender mit verschiedenen Snacks, Riegeln und einer Sportflasche als Dankeschön sind vorbereitet.
Junge Leute bis 40 fehlen meist unter den Blutspendern
„Top“, sagt Antje Rettig, Gebietsreferentin beim NSTOB, die rund 200 Spendenlokale in Dessau-Roßlau, Halle, Saalekreis, Maisfelder Land sowie rund um Köthen und Schönebeck betreut. Dass das Dessauer Fitnessstudio dazugekommen ist, freut sie. „Der Bezirk hier ist noch ein weißer Fleck“, beschreibt sie den Bereich Törten. Und mit dem neuen Lokal erhofft sie auch neue Erstspender. „Junge Leute bis 40 fehlen“, erklärt sie. Im Sommer, wo viele wieder ihre Freiheiten genießen, in Urlaub oder an den Badesee fahren oder anderes unternehmen, ist der Andrang bei der Blutspende sehr überschaubar. „Dabei sind die Konserven knapp wie nie. Drei Blutgruppen können wir momentan gar nicht bedienen“, zählt Rettig „A positiv, 0 positiv und B negativ“ auf.

Das Fitness-Studio im Dessauer Süden hat für die Aktion Werbung gemacht, seine Mitglieder angesprochen. In der Nachbarschaft wurden zudem Handzettel verteilt. „Maximal 45 Spender sind das Ziel“, sagt Sissi Woellner, „20 Spender haben wir uns auf alle Fälle vorgenommen.“ Ob das Ziel erreicht wird? „Beim ersten Mal ist das immer schwer abzuschätzen“, sagt Rettig. Im Vorfeld hatten sich nur zehn Spender angemeldet.
„Das war in der Werbung“, sagt Ariane Chwalinski, die im Studio trainiert, nun aber freiwillig zur Ader gelassen wird. Vor Jahren hatte sie schon mal gespendet, erzählt die Mitfünfzigerin, und sich jetzt einen Ruck gegeben. Neben ihr wird später auch Tochter Amelie Blut spenden.
Der erste, der sich aber im neuen Blutspendenlokal meldete, war der 25-jährige Benjamin. Den Termin bei der Feuerwehr in Süd konnte er nicht wahrnehmen, deshalb sei er nun hier. „Ich möchte ja auch, dass mir im Falle einer notwendigen Operation geholfen wird“, erklärt er.
Am Ende des Tages werden es 19 Spender sein, die die erste Aktion im Fitnessstudio wahrnahmen, darunter acht Erstspender. „Das ist toll“, so Rettig, die auf eine Wiederholung hofft.
Denn Corona hat den Blutspendedienst vor viele Herausforderungen gestellt. In Feuerwehren, wo vorher Spendenlokale waren, durfte aus Abstandsgründen nicht mehr gespendet werden, auch in Schulen durfte man nicht mehr hinein. „Aber wir haben engagierte Ehrenamtliche und viele Ausweichlokale gefunden.“ Schulturnhallen waren darunter, in Roßlau die Mehrzweckhalle. In Mildensee hat ein Agrarbetrieb Räume zur Verfügung gestellt. Auch neue Lokale, wie im Vorjahr die Dessauer Jugendherberge, kamen dazu, sind aber selten.
Ohne Maske geht es beim Spenden vorerst nicht
Spenden, sagt Rettig könne jeder ab 18 Jahre. Erstspender können sich bis zum 65. Lebensjahr melden. Das Höchstalter der Spender liegt bei 73. Wer an Corona erkrankt ist, muss vier Wochen pausieren. Nach einer Coronaspritze muss hingegen nur 24 Stunden gewartet werden, bis gespendet werden darf.
Generell, sagt Rettig, müssten alle bei der Spende eine Maske tragen. Nicht immer gibt es dafür Verständnis. „Manche sind maskenmüde.“ Einige Spender hätten deshalb auf dem Absatz kehrt gemacht. „Doch zum Glück sind das nur wenige.“