Bildungsträger in Dessau Bildungsträger in Dessau: Deutsche Angestellten Akademie feiert 30-jähriges Jubiläum

Dessau - Als Silvia Grebenstein Anfang 1991 das erste Mal die Räumlichkeiten der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) im ehemaligen Klubhaus der Gärungschemie betrat, war sie arbeitslos.
Ihren fischverarbeitenden Betrieb, in dem sie Betriebsleiterin war, gab es nicht mehr. „Ich war vom Arbeitsamt dorthin geschickt worden und sollte einen Lehrgang in einer kaufmännischen Übungsfirma machen“, erinnert sie sich.
„Ich hatte mich dann auf ein Stellenangebot der DAA beworben und bin geblieben.“ Am 1. April 1991 begann Grebenstein ihre Arbeit bei dem Bildungsträger, war in „mehreren Funktionen des Standortmanagements“ tätig. Bis zum 30. September 2018. Den Großteil der 30-jährigen Geschichte der DAA in Dessau hat sie also miterlebt.
Anfang 1991 sind dann die ersten Umschulungsmaßnahmen gestartet
Eröffnet wurde die Niederlassung am 15. Oktober 1990, aufgebaut von der DAA Oldenburg in Niedersachsen. Honorardozenten von dort waren es, die in Orientierungsmaßnahmen die Dessauer mit dem neuen gesellschaftlichen System vertraut machten oder ihnen die neue Computertechnik nahe brachten.
„Solche Lehrgänge fanden sehr viele statt“, sagt Grebenstein. Anfang 1991 seien dann die ersten Umschulungsmaßnahmen gestartet. Bürokaufleute und Steuerfachangestellte wurden ausgebildet. Nebenstellen entstanden in Düben und Thießen. „Dort waren die Standorte der ehemaligen LPG und wir schulten die arbeitslos gewordenen Mitarbeiter zu Köchen, Restaurantfachleuten oder Floristen um“.
In Thießen entstand dafür eine Übungsfirma im Hoga-Bereich. Die zog 1995 nach Dessau um, als die DAA in das ehemalige Verwaltungsgebäude der Brauerei umzog. Später kamen neue Berufe dazu, in die umgeschult wurde. Bei der DAA war dies der Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen.
Mit der Arbeitsmarktreform 2005 kam auch für die Bildungsträger der große Einschnitt
Auch die Erstausbildung war laut Grebenstein von Anfang an ein Angebot. „Da keine Betriebe mehr da waren, übernahmen die Bildungsträger die Ausbildungen, vermittelt vom Arbeitsamt.“ Bei der DAA waren das der Hoga-Bereich und Bürokaufleute. Das Aufgabenspektrum und die Zahl der Maßnahmen waren groß in dieser Zeit. Entsprechend viele Mitarbeiter wurden gebraucht, 30 festangestellte seien sie zu dieser Zeit gewesen.
Mit der Arbeitsmarktreform 2005 und der Einführung des Arbeitslosengeldes II kam auch für die Bildungsträger der große Einschnitt. Die individuelle Förderung sollte Priorität haben. „Jeder Teilnehmer sollte seine maßgeschneiderte Maßnahme bekommen“, erklärt Silvia Grebenstein. Gefordert war also eine größere Vielfalt an Angeboten für immer weniger Teilnehmer. „Das war eine große Herausforderung, viele Bildungsträger haben es nicht geschafft.“ Denn neu war auch, dass die Teilnehmer sich ihren Bildungsträger selbst aussuchen konnten. „Wir mussten also auch noch gefunden werden.“
Die DAA beschäftigt aktuell acht festangestellte Mitarbeiter und Honorardozenten. 20 Jugendliche absolvieren derzeit ihre Erstausbildung in der Junkersstraße 52, 40 erhalten im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen Unterstützung bei der Berufsausbildung. 21 Umschüler erlernen verschiedene kaufmännische Berufe.
Die Schule nimmt auch jetzt Teilnehmer auf und bietet eine Bildungsberatung an.
Der Schulbetrieb läuft im zweiten Lockdown regulär als Präsenzunterricht nach einem Hygienekonzept. Die Umstellung auf die rein digitale Lernform wäre schnell möglich.
„Wir entwickeln unser modulares und digitales Angebot stets weiter“
Dieser Einschnitt war die Geburtsstunde der modularen Lernplattformen. Auf deren Grundlage können individualisierte Lerninhalte angeboten werden. „Von den Teilnehmern erfordert diese aber ein sehr selbstständiges Arbeiten“, sagt Kristin Treichel, die heutige Standortleiterin der DAA.
„Wir entwickeln unser modulares und digitales Angebot stets weiter, so dass wir auf dem neuesten Stand sind und gut mithalten können.“ Da es ganz ohne persönliche Betreuung aber nicht geht - und auch nicht gehen soll - stehen Lernberater vor Ort helfend zur Seite. (mz)