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Bilder vom kühnen Umbau

Von Carla Hanus 17.09.2006, 17:53

Dessau/MZ. - Die beiden Schülerinnen werden davon nicht mehr profitieren. Es sei denn, sie wohnen später noch in der Stadt und nutzen die Freizeitangebote, die es dann in dem Quartier "Wallstraße" gibt.

Welche Möglichkeiten sich in der Innenstadt eröffnen sollen, das konnten sich am Freitag interessierte Dessauer von 19 bis 24 Uhr ansehen. Konzentriert auf drei Schwerpunkte, das ehemalige AOK-Gebäude, das Alte Theater und das Gesundheitsbad, präsentierte die Stadtverwaltung mit vielen Partnern Geplantes und Vollendetes respektive der Schritte dahin.

Von einer "kühnen Umbaustrategie unter dem Motto "Urbane Kerne - Landschaftliche Zonen" sprach Baudezernent Karl Gröger zur Eröffnung der ersten Dessauer Nacht des Stadtumbaus. Von "zukunftsfähigen Quartieren", die nach dem Vorbild des Gartenreichs gestaltet werden, in dem die Landschaft in die Stadt hineingeholt wird. Von der Chance, die Stadt neu zu ordnen. Von einer kompakten Stadt mit kurzen Wegen. Wie diese einmal aussehen könnte, das zeigten unter anderem die Architekten, die an den drei ausgewählten Stadtumbau-Nacht-Standorten Fragen beantworteten und Vorträge hielten.

Dieter Bankert zum Beispiel. Als um 20 Uhr die für ihn eigentlich geplante Vortragszeit begann und sich rund 40 Neugierige im Vorführraum in der ersten Etage des alten AOK-Gebäudes um ihn versammelten, da hatte er schon mehr als 100 Dessauern die Pläne zum ehemaligen AOK-Gebäude vorgestellt. Während die PSV-Turner am Pauschenpferd Kreisflanken vorführten, zeigte Bankert, wie das Sport- und Kurshaus mit der noch zu bauenden Zweifeld-Turnhalle eine Einheit bilden werden. Gleichzeitig beruhigte er Besucher, die sich um die Einmaligkeit des Gebäudes sorgten. "Wir erhalten die Schätze dieses Hauses", meinte er. Wozu unter anderem die Kassenhalle und die Glassteine gehören. Selbst wenn letztere eine Herausforderung in Sachen Wärmedämmung und Brandschutz seien.

Wie die Struktur des Gebäudes des Alten Theaters erhalten und sogar noch stärker betont werden soll, das demonstrierte wenige Meter entfernt auch Jean-Marc Jehan vom Berliner Architekturbüro Springer. Während im ersten Obergeschoss der Theaterjugendklub dem Publikum zeigte, dass Mozart alle angeht, wies Jehan beispielsweise auf Besonderheiten in der Symmetrie und auf das Betonskelett des Gebäudes sowie auf die geplante künftige Verbindung zum ehemaligen "Haus des Reisens" hin und schließlich auf die Neuorientierung, was den "Kragen-Anbau" und den darunter liegenden Haupteingang betrifft. Natürlich ging er auch auf das Dunkelrot der Fassade des Alten Theaters ein (die MZ berichtete). "Ein Theater ist etwas Besonderes in der Stadt, deshalb haben wir uns diese Geste erlaubt, begründete er diesen Farb-Vorschlag.

Von der farblichen Gestaltung und den Einbau-Lösungen im Gesundheitsbad indes brauchten sich die Dessauer keine Pläne mehr anzuschauen. Diese konnten sie auf ihrem Rundgang durch das sanierte ehemalige Jugendstilgebäude in ihrer Vollendung betrachten. Da bildeten die Fotos, die vor Beginn und während des Umbaus entstanden waren und nun im Hof gezeigt wurden, den Kontrast und erforderten Phantasie oder Erinnerung.

Übrigens hatte bei der Einweihung des Bades 1907 das damalige Stadtoberhaupt befürchtet, die Investition von 180 000 Goldmark würde sich nicht gelohnt haben, "da sich die Dessauer Bürgerschaft nur schwer an eine neue Einrichtung gewöhne". Dieses Zitat war während des Stadtganges mit dem Reisewerk zu erfahren, der alle drei Stadtumbau-Standorte verband. Die Resonanz auf die Entdeckungsnacht indes lässt Bereitschaft zum Wandel erhoffen.