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Bibelverse statt Paragrafen Bibelverse statt Paragrafen: Patric Rogge aus Siegen will als Prediger durchstarten

Von Danny Gitter 15.09.2017, 13:38
Seit Anfang des Monats predigt Patric Rogge jeden Sonntag in der Wolfgangstraße 2.
Seit Anfang des Monats predigt Patric Rogge jeden Sonntag in der Wolfgangstraße 2. Lutz Sebastian

Dessau - Da steht er nun und kann nicht anders, als Gottes Wort zu verkünden. Dabei war das für Patric Rogge, der seit dem 1. September Priester und Stadtmissionar der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Wolfgangstraße 2 ist, nicht selbstverständlich mit der Religion. Erst recht nicht mit dem Beruf, den er gewählt hat. In Siegen, in Nordrhein-Westfalen, ist der 28-Jährige aufgewachsen, „in einem Haushalt, in dem man große Zweifel hatte, ob es Gott überhaupt gibt“, wie er sagt.

Doch irgendwie fand der junge Rogge über Jugendgruppen den Weg zur Kirche und mit 15, 16 Jahren dann den Weg zur Religion. „Ich habe einen Vater gesucht und ihn in Gott gefunden“, erzählt der Westfale, der nach der frühen Trennung seiner Eltern, bei der Mutter aufwuchs.

Der Glaube half ihm, den Weg zum Erwachsenwerden zu überstehen. Auch in anderen Situationen glaubte er an Gottes Fügung, etwa, wenn es unverhofft von irgendwoher einen kleinen Geldregen gab. Doch der Berufswunsch war dann doch erst einmal was ganz Irdisches. Für Wirtschaftsrecht schrieb Rogge sich an seiner Heimatuniversität in Siegen ein. Während des Studiums entdeckte er in einer freien evangelischen Gemeinde ein Faible fürs Predigen. Zitate, Lebensweisheiten und Bibelverse, das lag ihm irgendwie mehr als betriebswirtschaftliche Formeln und Paragrafen.

Das Studium hat er trotzdem durchgezogen. „Es ist nie verkehrt ein zweites Standbein zu haben“, sieht es Rogge ganz pragmatisch. Eine anschließende dreijährige Ausbildung zum Prediger am Wuppertaler Johanneum musste trotzdem sein, um seinem wahren Berufswunsch ganz nahe zu kommen. Ausgerechnet die eigene Mutter sah das skeptisch. „Sie brach in Tränen aus, als ich ihr von meinen Berufsplänen erzählte“, erinnert er sich. Mögen Gottes Wege auch unergründlich sein, Rogge sieht sich bisher auf dem richtigen Pfad. Dass er ihn nach Dessau führte, ist für den jungen Prediger logisch. Er wollte zum Berufseinstieg „ins religiöse Krisengebiet“ und fand in der Landeskirchlichen Gemeinschaft, mit der seit fünf Jahren vakanten Prediger- und Stadtmissionarsstelle genau die richtige Adresse. „Hier kann man noch was bewegen“, ist Rogge überzeugt. Über 80 Prozent der hiesigen Bevölkerung sind konfessionslos. Da gilt es noch viele Schäfchen vom rechten Weg des Glaubens zu überzeugen.

Das will er in den Predigten, immer sonntags 17 Uhr, in der Wolfgangstraße 2, „die nahe am Alltag der Menschen sein sollen“ und in vielen Gesprächen, die er in ganz unterschiedlichen Einrichtungen in der Stadt führen will. Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen führt er im Gegensatz zu anderen Gemeindepfarrern nicht durch. Es gibt trotzdem viel zu tun. „Es ist der Start einer Reise, wo man noch nicht weiß, wo die hingeht“, ist er gespannt auf das, was ihn in Dessau noch erwartet. (mz)