1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Betriebe an der Elbe: Betriebe an der Elbe: Tschechische Schiffer helfen im Hafen Aken

Betriebe an der Elbe Betriebe an der Elbe: Tschechische Schiffer helfen im Hafen Aken

16.08.2002, 19:20

Aken/MZ/uli/lö. - Zweifach gefordert ist in diesen Tagen die zwölfköpfige Belegschaft des Hafenbetriebes Aken. Die Männer müssen ihre eigenen Wohnungen vor dem Hochwasser schützen und gleichzeitig Sicherungsmaßnahmen im Betrieb vornehmen. "Im Moment ist der Hafen noch funktionsfähig", erklärt Peter Ziegler, stellvertretender Hafenleiter, der vor Ort die Stellung hält, während Hafenchef Klaus Schröter im Katastrophenstab der Stadt sitzt, um die aktuelle Lage zu erörtern.

Fieberhaft wird außerdem an einem wichtigen Auftrag gearbeitet. Für die Bernburger Solvay-Werke wird Koks aus einem Notreserve-Lager in Aken verladen, weil die reguläre Zulieferung auf Grund der Hochwassersituation unterbrochen ist. Der Transport der Ladung soll über die Bahn erfolgen.

Das Absacken der Sandsäcke organisiert die Hafenbelegschaft momentan mit Unterstützung tschechischer Schiffer, die teilweise seit Montag mit sechs oder sieben Motorschiffen und Schubverbänden hier in Aken fest sitzen. Nachdem die Schiffe fest verankert wurden, hofft man nun, dass sie der drohenden Überflutung der Spuntwände auch wirklich Stand halten. Alle Hoffnungen richten sich auch im Hafen auf das Eintreffen der Bundeswehr. Noch steige das Wasser langsam, doch man müsse auf das Schlimmste gefasst sein. Deshalb bleiben hier auch am Wochenende alle an Ort und Stelle. "Wir müssen sehen, dass wir an beiden Fronten alles am Leben erhalten", sagt Ziegler mit Blick auf den Hafen und die eigenen vier Wände.

den Schutz des hinter dem Hafen liegenden Industriegebietes, in dem u.a. die Firma Pilkington ihren Sitz hat. Eifrig wird - mit Unterstützung umliegender Firmen - daran gearbeitet, auf rund 1000 Metern Länge eine Art Schutzwall aus Containern vom Containerdepot aufzustellen. Die Lücken zwischen den Containern werden mit Big-Bags abgedichtet, in die je 1,1 Tonnen Sand gefüllt wurden. Ganz ohne "normale" Sandsäcke gehe es aber nicht, so Schröter. Da würden auch noch Helfer vom Kreis erwartet.

Sauer ist Schröter bereits auf jene, die im Wahlkampf die Unterhaltungsmaßnahmen an der Elbe zur Erhaltung des Schifffahrtsweges mit dem Jahrhunderthochwasser in Verbindung bringen. "Das ist falsch und bösartig", schimpft er. Als vorbildlich dagegen bezeichnet der Hafenchef das Handeln der Tschechen. "Ohne Aufforderung haben sie Hilfe angeboten und schon am Mittwoch aktiv mit eingegriffen." Dabei haben jene selbst Sorgen, wie auch Ivo Kojzlar, Besatzungsmitglied von einem der mit Sojaschrot und Salz beladenen tschechischen Schlepper erzählt. Seit drei Wochen sind er und seine Kollegen unterwegs - nunmehr auf dem Weg von Hamburg nach Hause, nach Decin bzw. Usti. "Dort ist die Lage so schlecht", sagt Kojzlar, der ständig über Handy Kontakt nach Hause hat, bedrückt. Er selbst habe mit seinem Grundstück wohl noch Glück gehabt, aber zum Beispiel einer der Schiffsführer nicht. "Er kommt aus Prag, sein ganzes Haus ist versenkt." Dass er in Aken anpackt, hält er für selbstverständlich. "Wenn wir schon zu Hause nicht helfen können, dann wenigstens hier, das ist doch klar." Und macht sich eiligst wieder auf den Weg. Keine Zeit für Gespräche, es gilt Aken zu schützen.

Gelassener scheint man die Sache in der Akener Schiffswerft anzugehen. Hier meldet sich Büromitarbeiterin Yvonne Kamenz am Telefon. Sie ist die Einzige, die im Betrieb momentan die Stellung hält. Selbst der Geschäftsführer, so sagt sie, sitze in Streetz, bedingt durch das Hochwasser, fest. Die Kollegen seien zu Hause, um dort mit anzupacken. Maschinen und Anlagen habe man in die obere Halle gebracht, von der man hofft, dass sie verschont bleibt. Auch Buchungsunterlagen und Archiv wurden in höher gelegene Räume verfrachtet. Für das Wochenende gebe es bislang keine speziellen Vorkehrung.