Berufsschule "Hugo Junkers" Berufsschule "Hugo Junkers" in Dessau: 19 angehende Konditoren mit leckerer Abschlussprüfung

Dessau - Es ist Dienstag gegen 12.30 Uhr. In einem Zimmer des Berufsschulzentrums „Hugo Junkers“ ist das Paradies für Schleckermäuler aufgebaut. Es gibt Etagentorten, Pralinen, süße und herzhafte Fours, dazu mehrere Minitorten, verziert mit Minze und Früchten der Saison und Desserts. Zu sehen sind viele Kreationen von Marzipanfiguren. Kunstvoll sieht aus, was da auf Tortenplatten und gläsernen Tabletts angerichtet ist. Nur darf man vorerst nicht zugreifen.
In dieser Woche absolvieren 19 angehende Konditoren der Landesfachklasse des Berufsschulzentrums „Hugo Junkers“ ihre praktische Abschlussprüfung. „Impressionen von Form und Farbe“, so lautet ihr Arbeitstitel.
Er bietet den Prüflingen weiten Interpretationsraum, der unter anderem bei Charlott Oppelt aus Dessau (Konditorei Mrosek) ihren kindlichen Träume von einem fernen Land aufleben lässt. Als Zwölfjährige schwärmte sie für die ägyptischen Pyramiden, jetzt sind sie in Marzipan in Form gebracht und stehen bereit zur Begutachtung für den Prüfungsausschuss.
Besonders stolz ist die junge Dessauerin auf die zuckersüße Pyramide
Besonders stolz ist die junge Dessauerin auf die zuckersüße Pyramide, die eine ihrer Torten aus Aprikosen und Buttercreme krönt. Gerade dieses glitzernde Schaustück war für die angehende Konditorin eine Herausforderung, weil „wir das nicht im Unternehmen machen“, erzählt die 18-Jährige.
Es kommt bei der Verbindung von Zucker, Glukose und Wasser immer auf die Temperatur an. Ist die Luftfeuchtigkeit im Raum zu hoch, dann ziehe der Zucker die Feuchtigkeit aus der Luft an, das Schaustück würde blind und nicht glänzen. Das ist Oppelt zum Glück nicht passiert.
Die angehenden Konditoren mussten sich in diesem Jahr größtenteils unter erschwerten Bedingungen auf ihre Abschlussprüfung vorbereiten. Denn während der Corona-Pandemie gab es im Berufsschulzentrum Dessau statt Unterricht Online-Aufgaben.
Lehrlinge durften nicht in Kurzarbeit, sie arbeiteten in den Backstuben weiter
Dazu waren die Azubis meist die einzigen, die in den Backstuben ihrer Ausbildungsbetriebe arbeiteten. Denn angeschlossene Café mussten wie Gaststätten ebenfalls geschlossen bleiben. Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Lehrlinge durften nicht in Kurzarbeit. Sie arbeiteten in den Backstuben weiter. „Für mich war das eine tolle Zeit, ich habe an meinen Zuckerstücken geübt“, sagt Charlott Oppelt.
„Es hatten aber nicht alle Azubis diese Bedingungen, manche hatten mit Online-Aufgaben und der Arbeit eine Doppelbelastung“, weiß Klassenlehrerin Sabine Lumnitzer, die ihre 19 Schützlinge aus Halle, Magdeburg, Dessau, Wernigerode, Bitterfeld, Bad Kösen und Naumburg zur Abschlussprüfung führte. Aufgeteilt in drei Gruppen zeigen diese, was sie in drei Jahren gelernt haben.
Dessau bleibt der Gastro-Standort in der Berufsausbildung
Die Ergebnisse sind größtenteils sehr erfreulich, sagte Manfred Bechstein (Staßfurt), Vorsitzender der Prüfungskommission. Bechstein lässt auf den Ausbildungsstandort in Dessau nichts kommen. „Das Berufsschulzentrum Dessau hat sachlich und personell die besten Voraussetzungen. Irgendetwas anderes zu konstruieren, wäre der größte Blödsinn“.
Bechstein sagte dies mit Blick auf Pläne des Bildungsministeriums, die zentrale Ausbildung von Köchen in Dessau-Roßlau aufzuheben. Der entsprechende Erlass war auf breite Kritik gestoßen und ist inzwischen zurückgenommen worden. Dessau bleibt also der Gastro-Standort in der Berufsausbildung. (mz)

