Beifall für Weltpremiere Beifall für Weltpremiere: WTZ Roßlau präsentiert ein nMotor ohne Schafstoffe

Dessau-Rosslau - Wie macht man einen Motoreningenieur glücklich? Tobias Ehrler ist selbst ein solcher und weiß es. „50 Prozent Wirkungsgrad“ lautet die Glücksformel, die er vor Hunderten Ingenieuren ausspricht. Einer von ihnen meldet sich nach Ehrler Vortrag über den „Zero-Emission-Kreislaufmotor“, entwickelt am Wissenschaftlich Technischen Zentrum (WTZ), zu Wort: „Sie haben meinen Tag gemacht. Wir können mit der Brennstoffzelle mithalten.“
Gasmotorenkonferenz in Dessau ist das Branchentreffen schlechthin
Die vom WTZ ausgerichtete Gasmotorenkonferenz, deren elfte Auflage am Donnerstag und Freitag im Golfpark stattfand, ist das Branchentreffen schlechthin. Und sie bietet genau das Podium, einen neuen Motor zu präsentieren. Einen, der keinerlei Schadstoffe ausstößt. Stickstoff sowieso nicht, aber auch kein Kohlendioxid. Stattdessen tropft am Donnerstagabend beim feierlichen Probetrieb vor dem Technikmuseum „Hugo Junkers“ pures Wasser aus einem Hahn.
Wer jetzt an einen Wasserstoffmotor denkt, der als Treibstoff das reaktionsfreudige Gas verwendet, der liegt richtig. Wasserstoff und Sauerstoff verbrennen zu Wasser, man kennt das von früher als Knallgasexplosion aus dem Chemieunterricht. Aber: Ganz so sauber ist der Wasserstoffmotor in der Praxis nicht. Wird er (wie bei jedem ganz normalen Verbrenner üblich) mit Luft gespeist, entstehen bei der Verbrennung rasch Stickoxide. Für Probleme können überdies die Schmierstoffe sorgen.
Zusätzlicher Sauerstoff soll saubere Verbrennung gewährleisten
Die Lösung der Roßlauer Tüftler: Sie blasen in die Motorenzylinder nicht nur Wasserstoff, sondern zudem reinen Sauerstoff ein. Damit ist eine saubere Verbrennung gewährleistet.
Vor dem Technikmuseum kommen die beiden Gase noch aus Flaschen. Ein Ingenieur erlaubt sich nach dem Test den Spaß, mit dem austretenden Wasser einen Topf Narzissen zu gießen. Ein Kreislauf ist das noch nicht. Der entsteht, wenn der Motor mit einer Elektrolyseanlage gekoppelt wird, in der Wasser in Wasser- und Sauerstoff gespalten wird. Für umsonst ist dies freilich nicht zu haben: Wer die beiden Elemente trennen will, muss dafür Energie aufwenden.
Die soll im Projekt LocalHy aus erneuerbaren Quellen, etwa Wind- und Solarkraft, stammen. Um auf die komplett umzusteigen, werden Energiespeicher unverzichtbar, um Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen und Puffer zu schaffen. LocalHy, Teil des Forschungsverbundes zwanzig20 und vom Bund gefördert, könnte eine Lösung sein: Die Energie wird in Form von Wasserstoff zwischengelagert und bei Bedarf über den Motor mit einem angeflanschten Generator verfügbar gemacht.
Klimawandel stellt die Energiewirtschaft vor neue Herausforderungen
Motorenentwickler Ehrler hält solche Lösungen für unabdingbar. „Der Klimawandel stellt die Energiewirtschaft vor neue Herausforderungen.“ Er zeigt ein Video, wie sich der durch Menschen gemachte CO2-Eintrag in der Atmosphäre erhöht hat. Begonnen hat das in Europa. „Vielleicht“, so hofft er, „kann es hier auch beendet werden.“
Einige Jahre haben die Roßlauer Ingenieure an dem Motor gewerkelt. Zuerst nutzten sie ein Einzylinder-Versuchsmodell, um dann auf ein handelsübliches Aggregat umzuspringen. Sie wählten einen 1,9 Liter TDI aus dem Hause VW, was einer gewissen Ironie angesichts des Abgasskandals nicht entbehrt.
Probebetrieb des Motors soll in Sonneberg erfolgen
Dass es im Roßlauer WTZ gelang, einen Wirkungsgrad von 50 Prozent zu erreichen, ist in der Tat beachtlich - und stellt wohl mehr oder weniger den Grenzwert für Verbrenner dar. Die um ein vielfaches teurere Brennstoffzelle erreicht nur im Labor bessere Werte, während der Roßlauer Motor in absehbarer Zeit Teil eines Blockheizkraftwerks in der Sonneberger Kläranlage wird. Momentan läuft er dort noch im Probebetrieb.
(mz)