Bauzaun vorm Konsumgebäude Bauzaun vorm Konsumgebäude: Trotz Bauhaus-Jahr ist Dessau vielerorts noch Baustelle

Dessau - „Das haben sie wohl nicht rechtzeitig hingekriegt?“ Esther Siemers und Elke Reuter sind auf Bauhausspuren und stehen am Konsumgebäude vor einer Baustelle. „Einladend“ finden sie das nicht. Zwar wussten die radfahrenden Berlinerinnen, dass das Gebäude auf hat und verweisen auf ihr Kombi-Eintrittsticket. Doch beide haben vergeblich ein Hinweisschild an der Straße gesucht. Die Frauen finden das „lieblos“. Sie seien ja nicht die einzigen Touristen.
Nach der Eröffnung des Bauhausmuseums wird mit Anstieg der Besucher-Zahlen gerechnet
Wie viele Touristen in diesem Jahr schon das Konsumgebäude angesteuert haben, kann Ulrike Lippe, Pressesprecherin der Stiftung Bauhaus, nicht sagen. Doch spricht sie generell von einem Besucherrekord. Wurden bislang jährlich um die 100.000 Besucher gezählt (in Bauhaus, Meisterhäusern, Siedlung Dessau-Törten), hat sich der Andrang nunmehr „um zirka 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert“. Nach der Eröffnung des Bauhausmuseums am 8. September rechnet die Stiftung mit einem weiteren Anstieg der Besucher-Zahlen.
Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr ist Dessau voll im Baustress. Nicht nur das Bauhausmuseum am Stadtpark (und derzeit die davor befindliche Zentralhaltestelle) ist Baustelle, das Umfeld am 1928 errichteten ehemaligen Konsumgebäude ist es auch. Seit 1. Juli gibt es rund ums Konsumgebäude im Bereich Damaschkestraße/Am Dreieck Einschränkungen für den Verkehr. In zwei Bauabschnitten wird der Umbau realisiert. Bis Anfang September entstehen Busparkplatz und Behindertenstellplatz. Vor allem aber wird der Platz vor dem Konsumgebäude neu gestaltet.
Im Februar wurden für den Umbau in Süd schon die Bäume gerodet
Bauhaussprecherin Ulrike Lippe sieht das Baugeschehen gelassen. „Irgendwann muss man ja anfangen.“ Und Touristen wolle man nicht nur in diesem Jahr, dem Jubiläumsjahr, erreichen, sondern auch darüber hinaus.
Im Februar wurden für den Umbau in Süd schon die Bäume gerodet. Im Vorfeld gab es reichlich Anwohnerprotest. Umsonst. „Grundlegendes Element bildet eine zentrale, dreieckige Rasenfläche, die den freien Blick auf das Gebäude ermöglicht. Dazu ist der Rückbau der in den 1970er Jahren errichteten Grünanlage erforderlich“, verweist Stadtsprecher Carsten Sauer auf die entsprechende Beschlussvorlage. Das städtische Bauvorhaben geht bereits auf den 2012 gefassten Masterplan Bauhausstadt zurück. 2017 gab es erste Konzeptskizzen und Kostenschätzungen. Im August 2018 kam der Fördermittelbescheid, danach wurden die Ausschreibungen auf den Weg gebracht. Und nun wird gebaut.
Extra niedrige Bauzäune, damit das Gebäude trotz der Bauarbeiten gut zu sehen ist
Negatives hat Sauer aber noch nicht gehört. „Bei der Stadtverwaltung sind nur positive Signale eingegangen. Die Baustelle wird in der Ausführung als sehr ordentlich wahrgenommen“, erklärt er. Der Zugang zum Ausstellungsraum der Stiftung Bauhaus Dessau sei immer gesichert. „Die Besucher werden an der Baustelle vorbei an die Treppenanlage geführt. Das ist vor Ort gut zu erkennen“, findet er. Es seien auch extra niedrige Bauzäune gesetzt worden, damit das Gebäude trotz der Bauarbeiten gut zu sehen ist.
Auch Bauhaus-Pressesprecherin Ulrike Lippe hat nichts negatives gehört. Jeden Tag ist das Konsumgebäude, vor dem noch bis Anfang September gebaut wird, Treffpunkt für Touristen. Auch für die tägliche Führung am Nachmittag, die zur Zeit im Baustellenumfeld beginnt.
Rund 234.000 Euro investiert die Stadt in die derzeit laufende Umbaumaßnahme, die von der KTSB Bau GmbH Köthen umgesetzt wird. Der Busparkplatz entlang der Damaschkestraße ist weit gediehen. Vor dem Konsumgebäude sind längst die alten Betonteile aus dem Boden geholt. Gegenwärtig wird die Rasenfläche gestaltet, auf der auch Regenwasser versickern soll.
Am Eingangsbereich des Konsums ist eine neue Zufahrt aus Asphalt entstanden
Mittlerweile können Touristen auf zum Teil schon neu angelegten Wegen gehen. Am Eingangsbereich des Konsums ist eine neue Zufahrt aus Asphalt entstanden und wurden auf dem Fußweg bauhaustypische Betonplatten im 30-mal-30-Zentimeter-Format verlegt. Gegenüber des Eingangs wird es noch vier Bänke geben. Denkmalgerecht saniert werde auch die historische Treppenanlage.
Apropos Wege: „Der Bereich zwischen Konsumgebäude und ,An der Kreuzkirche’ erhält ein neues Wegekonzept“, verweist Sauer unter anderem auf eine barrierefreie fußläufige Verbindung vom Konsumvorplatz zur Straße „An der Kreuzkirche“. Im Kleinring werde der Fußweg mit Betonplatten weitergeführt.
Dass vieles im Bauhausjubiläumsjahr noch im Bau ist, Esther Siemers und Elke Reuter, nehmen das auch durchaus sportlich. Dessau, gestehen sie, habe sie überrascht und ihnen gefallen. Wenn das Museum fertig ist, wollen sie wiederkommen. (mz)
Das 1928 nach einem Entwurf von Walter Gropius entstandene Konsumgebäude ist das Zentrum der Siedlung Törten (Dessau Süd). Seit diesem Jahr trägt das fünfstöckige Gebäude wieder seinen historischen Schriftzug: „Konsumverein für Dessau und Umgegend E.G.M.B.H.“. Gegenwärtig wird das Umfeld nach historischem Vorbild neu gestaltet.
Auch der Parkplatz am Kornhaus soll in diesem Jahr noch zur Baustelle werden. Laut Aussagen von Stadtsprecher Carsten Sauer befindet sich die Maßnahme noch im Vergabeverfahren. Hier will die Stadt rund 360.000 Euro investieren in den grundhaften Ausbau des Parkplatzes für 40 Stellplätze einschließlich Zufahrt, Entwässerung und Grünanlagen.
