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Bauchtanz in Roßlau Bauchtanz in Roßlau: Wenn die Schellen klingen

Von Alexander Baumbach 09.02.2014, 16:33
Die Oriental Dance Girls
Die Oriental Dance Girls Alexander Baumbach Lizenz

Rosslau/MZ - Irgendwie erinnert an der Schiffswerft in Roßlau nichts, aber auch gar nichts, an einen arabischen Palast. Dennoch klingt Musik wie aus „Tausend und einer Nacht“ aus dem Trainingsraum der Oriental Dance Girls.

Zwei Dutzend Mädchen trainieren hier unter Anleitung von Dana Wolter-Schmidt und ihrer Großmutter Gudrun Werblow, wie man ästhetisch die Hüften schwingt und sich selbst dabei in Form bringt.

Wenn die Tür zum verspiegelten Probenraum aufgeht, dann ist die Distanz nach Kairo doch plötzlich merklich kleiner geworden. Klingende Schellen und kleine Münzen schwingen an den Gürteln, den Oberteilen und den weiten Röcken der kleinen Damen.

Von Sechs bis Sechzehn

Klangvolle arabische Namen tragen die einzelnen Gruppen: „Shani“, „Shirin“ oder „Yamila“ etwa. Die jüngsten Tänzerinnen sind sechs Jahre alt, die ältesten 16. In solch zartem Alter wurde auch bei Dana der Virus eingepflanzt. „Ich habe selbst vor 13 Jahren mit dem Bauchtanz angefangen - und schon als Fünfjährige wollte Dana das auch machen“, erzählt Gudrun Werblow.

Mittlerweile trainiert sie „nur“ noch die jüngsten Tänzerinnen. Die fünfzehnjährige Dana lässt die Größeren nach ihrer Pfeife tanzen - und strebt dabei nach Höherem. In Berlin absolvierte die Schülerin jetzt eine einjährige Ausbildung bei einem echten Profi. Am vergangenen Sonnabend tanzte sie in Leipzig ein Solo bei der Abendgala der „Mystic Moments 4 - Land der Träume“. Am Nachmittag waren die Mädchen des Vereins bereits mit einem Gruppenprogramm auf der Bühne. „Das ginge gar nicht, wenn wir nicht so eine fantastische Unterstützung durch die Eltern hätten. Da werden Fahrgemeinschaften gebildet für die Auftritte - und auch bei der Renovierung vom Tanzstudio haben viele Väter fleißig mit angepackt“, erzählt Gudrun Werblow.

An Nachwuchs ist die Truppe dennoch immer interessiert. Dabei sollten sich auch die Herren der Schöpfung nicht scheuen, einmal die exotische Sportart zu probieren. „Es gibt natürlich auch Männer, die das machen. Und das sieht hervorragend aus - da denkt man, die haben keinen einzigen Knochen im Leib“, erzählt Dana. Auch ihr Freund habe sich schon an der einen oder anderen Figur versucht. Dennoch kämpfen die beiden Trainerinnen immer wieder mit Vorurteilen, die es beim orientalischen Tanz gibt. „Wir hatten mal einen kleinen Jungen hier im Studio, der orientalischen Tanz erlernen wollte. Nach den ersten Hänseleien auf dem Schulhof kam der aber nicht wieder“, berichtet Gudrun Werblow. Auch Dana habe anfangs gegen dummes Gerede ankämpfen müssen. „Aber mittlerweile stört das keinen mehr. Auf dem Schulhof gibt es jetzt hin und wieder auch mal eine kleine Vorführung, da kommt kein blöder Spruch mehr“, berichtet sie.

Lebenslust und Fitness

Für Gudrun Werblow ist der orientalische Tanz die ideale Verknüpfung von Fitnessprogramm und Lebenslust. „Das Gesamtbild ist wichtig - nicht, ob man dick oder dünn ist. Ich gehe selbst straff auf die 70 zu - und auch, wenn ich demnächst mal mit den Auftritten aufhören werde, bleibt es trotzdem mein Sport“, weiß die gelernte Tankwartin, die sich nach fast zwanzig Jahren mit einem eigenen Motorradladen in Roßlau nun nur noch ihrer Tanzgruppe widmet. „Und das Schönste am Bauchtanz ist, dass die Zeit dabei verfliegt. Ganz oft kommen die Kleinen an und wundern sich, dass die Stunde schon vorbei ist“, berichtet sie.