Basketball-Oberliga Basketball-Oberliga: Der Mann den niemand kannte

Magdeburg/MZ - Der BC Anhalt hatte sich auf das anstehende Auswärtsspiel beim USC Magdeburg vorbereitet. Spielertrainer Martin Weidig wusste, dass es vor allem darauf ankommen würde, den erfahrenen Centerspieler Volodymyr Ivanov zu kontrollieren. Das gelang den Dessauer Basketballern am Sonntagvormittag im Magdeburger Hegel-Gymnasium auch weitestgehend - soweit, so gut. Doch mit Matthias von Heydebrand trat plötzlich ein Spieler in den Vordergrund, von dem es Dessau nicht erwartet hatte. „Ihn hatten wir überhaupt nicht auf der Rechnung“, gibt Martin Weidig zu, „und er hat sich noch zurückgehalten, hätte locker noch mehr Punkte machen können.“ Später wurde klar: Das an diesem Tage dezimierte BCA-Team stand einem hochkarätigen Gegner gegenüber. Von Heydebrand hatte sich in der Vergangenheit vor allem in der Streetball-Szene einen Namen gemacht - und sorgte am Sonntagvormittag dafür, dass sich Dessau auswärts mit 69:81 geschlagen geben musste.
Oberliga-Debüt für Martinke
Nach 40 gespielten Minuten sollten 20 Punkte auf dem Konto des groß gewachsenen Flügelspielers stehen. Und es sah so aus, als könne von Heydebrand jederzeit noch eine Schippe drauflegen. Zwei Spiele hatte er zuvor für den USC gemacht und dabei keineswegs überragt. Dessau hatte den Magdeburger Neuzugang, der gebürtig aus Bonn kommt und vorübergehend in der Elbestadt studiert, jedenfalls nicht auf der Liste. „Für uns ist er ein echter Glücksgriff“, sagt USC-Aufbauspieler Christoph Wöhe, der mit seiner Mannschaft in der vergangenen Spielzeit den Aufstieg von der Landes- in die Oberliga perfekt machte. Dass es in Magdeburg nicht einfach werden würde, wusste das BCA-Team von vornherein.
Nur mit sieben Spielern reiste Dessau zum Aufsteiger, Sebastian Martinke, eigentlich in der zweiten Mannschaft aktiv, kam zu seinem Oberliga-Debüt und erledigte seine Aufgabe laut Spielertrainer Weidig „recht ordentlich“. Moritz Adler, Felix Szagun, Andreas Reinsch (verletzungsbedingt) und Fabian Röske (beruflich verhindert) standen derweil nicht zur Verfügung. Der Gegner konnte dagegen auf eine gut besetzte Bank zurückgreifen, zwölf Spieler standen auf dem Meldebogen. Trotz dieser numerischen Unterlegenheit gestalteten die Gäste das Spiel ausgeglichen. Nach sechs Minuten führte das BCA-Team mit 10:7 - doch es sollte die letzte Führung in diesem Spiel sein. Bis zum Pausenpfiff hatte Magdeburg den Rückstand längst aufgeholt und lag beim Spielstand von 36:33 mit drei Punkten in Führung. Vor allem im Defensivbereich überzeugten die Hausherren. Dessau kam kaum zu offenen Wurfmöglichkeiten, immer hatte das USC-Team seine Finger im Spiel. „Magdeburg hat wirklich sehr eng und sehr gut verteidigt und nahezu optimal rotiert“, sagt Martin Weidig, der am Sonntag acht Punkte verzeichnen konnte, im Blick zurück.
Eine schöne Momentaufnahme
Mario Friederich sammelte 13 Zähler, Matthias Brucksch kam auf 18 Punkte. Die vierte Saisonniederlage konnten aber auch die Routiniers nicht verhindern. Magdeburg setzte sich zusehends ab, spielte souverän und profitierte auch davon, dass Dessau zahlenmäßig unterlegen war. „Uns hat in den entscheidenden Situationen einfach die Kraft gefehlt“, sagte Spielertrainer Weidig, „da hat sich dann bemerkbar gemacht, dass wir nur mit sieben Spielern angereist sind.“
Dessau musste sich mit zwölf Punkten Differenz geschlagen geben und rutschte durch die Auswärtsniederlage vorerst auf einen Abstiegsplatz. Bester Werfer des Spiels war wieder einmal Stefan Ahrens. Der athletische Flügelspieler sammelte im Hegel-Gymnasium 21 Punkte und zeigte zwei sehenswerte Dunkings. Einmal flog Ahrens auch über Matthias von Heydebrand hinweg und ließ dem Mann, den beim BC Anhalt niemand kannte, keine Chance. Eine schöne Momentaufnahme, aber geholfen hat es am Ende nicht.