Azubi-Hilfe in Dessau-Roßlau Azubi-Hilfe in Dessau-Roßlau: "Ko-Piloten" helfen beim Ausbildungsstart

dessau/MZ - Die Beziehung der Auszubildenden zu ihrem Ausbildungsbetrieb- und umgekehrt- ist nicht immer die Beste in Sachsen-Anhalt. Und oftmals scheitert sie gänzlich. Jedes dritte Ausbildungsverhältnis wird in Sachsen-Anhalt abgebrochen.
„Das ist die denkbar schlechteste Lösung für alle Beteiligten“, meint Gabriele Perl, Projektleiterin beim Verein „Wir mit Euch“. Für die Jugendlichen sei es eine deprimierende Erfahrung, und etliche schafften den Sprung in eine neue Ausbildung nicht mehr. Für die Unternehmen ist es verlorene Zeit und verlorenes Geld. Allein in Dessau-Roßlau sei knapp jeder vierte Arbeitslose ohne Berufsausbildung. „Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in unserem Land können Abbrüche in diesen Größenordnungen einfach nicht mehr hingenommen werden.“
Der Dessauer Verein hat deshalb ein Modellprojekt - in Kooperation mit dem Land und mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds - aufgelegt. Unter dem Titel „Ko-Pilot“ wollen die Mitarbeiter Ausbildungsabbrüche vermeiden.
Projekt kümmert sich um Probleme der Jugendlichen
Die Jugendlichen heute hätten oftmals einen „ganzen Sack voll Probleme“, weiß Perl aus vielen Gesprächen und Veranstaltungen. Damit seien sie oft überfordert und für die Ausbildung fehle dann Kraft und Zeit. „Hier setzt unsere Arbeit an. Wir unterstützen Jugendliche bei deren Problemlösungen.“ Das Projekt kümmere sich also um die sozialen Belange, um die sich die Kammern nicht kümmern und für die den Unternehmen die Kraft fehle. „Der Großteil unserer Ausbildungsbetriebe sind kleine Unternehmen bis neun Mitarbeiter, da sind keine Kapazitäten für Sozialarbeit da.“ Theoretisch, überlegt Perl, bräuchte jeder Betrieb noch einen Sozialarbeiter.
Bis es die vielleicht mal gibt, springt das Projekt „Ko-Pilot“ ein. Dabei sind die Dinge, um die sich Gabi Perl und ihre Kollegen, Ute Franz und Ralf Herholz kümmern müssen, vielfältig. Schulden stehen dabei an erster Stelle. So viele, dass Strom und Wasser abgestellt wurden. Ein normales Leben also nicht möglich ist. Das Thema Wohnen sei generell ein Schwerpunkt, so Perl. Auch Konflikte mit den Eltern stehen auf der Tagesordnung.
Gabi Perl und ihre Kollegen werden in den nächsten Wochen aktiv den Kontakt zu den Jugendlichen suchen und ihre Hilfe anbieten. So werden sie regelmäßig Sprechtage in der Berufsschule anbieten, aber auch in Jugendklubs unterwegs sein. „Wir sehen uns als Partner der Auszubildenden und der Unternehmen gleichermaßen“, erklärt die Projektleiterin. Enge Partnerschaften zu DWG, DVV, AWO, Jobcenter und Arbeitsagentur sowie den Kammern und Gewerkschaften seien ihre Arbeitsgrundlage. „Das Allerwichtigste aber ist es, dass wir bei den Jugendlichen den richtigen Ton treffen“, sagt Klaus Zimmermann, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins „Wir mit Euch“.
Zwanzig Monate, bis Ende Oktober 2014 läuft das Modellprojekt. „Unser Ziel ist eine Verlängerung“, so Zimmermann, „aber dafür müssen wir dem Sozialministerium konkrete Ergebnisse nachweisen.“ Dass dies gelingt, dürfte im Interesse aller sein.