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Auf neuen Wegen durch Dessau Auf neuen Wegen durch Dessau: "Passagen 100" verbinden Campus und Bauhaus-Museum

Von Erik Lisso 06.05.2019, 09:57
Die Installation am Hauptbahnhof wird erprobt.
Die Installation am Hauptbahnhof wird erprobt. Lutz Sebastian

Dessau - Für einen Augenblick kehrt Stille ein, zieht andächtiges Innehalten durch die Unterführung am Dessauer Hauptbahnhof. Hektisch vorbeieilende Reisende zwischen quietschenden Zugbremsen und wegweisenden Ansagen zu Ersatzbussen geraten in den Hintergrund. Das fast schon betörende „Pssst“ und „Schhh“, das aus den Lautsprechern im Tunnel dringt, entfaltet seine Wirkung.

Schwarze Folien säumen die sonst weiß gefliesten Wände. Zwischendrin Fragmente von Buchstaben. „Pst!“ Die neugierigen Blicke, welche die Installation auf sich zieht, sie sind quasi Teil des Konzepts. Elegant wirbelt Barbara Berti um die Betrachter, zeigt, was es heißt, Ideen, Konzepte und den Geist des Bauhauses in der heutigen Zeit aktiv zu erfahren. Sich mit allen Sinnen der Inspiration „Moderne“ zu widmen.

Mit müheloser Leichtigkeit navigiert die Berliner Künstlerin und Performerin durch den Parcours der sieben neuen „Interventionen im Stadtraum“ und animiert zum Mitausprobieren und Erleben. Fühlen, Hören, Sehen – „Objekte bewegen.“ Das Motto der neuen Freiraumausstellung im Dessauer Stadtzentrum ist Programm. Im Zuge der Vernissage der „Passagen 100“ am Sonnabendvormittag hat nach den „Unsichtbaren Orten“ nun auch die zweite Präsentation unter freiem Himmel anlässlich des Bauhaus-Jubiläums ihren Weg in das Herz der Stadt gefunden.

„Wir möchten damit an eine besondere Tradition anknüpfen“, erklärt Bauhaus-Chefin Claudia Perren

Ein Aspekt, auf welchen es den Machern ankam. „Wir möchten damit an eine besondere Tradition anknüpfen“, erklärt Bauhaus-Chefin Claudia Perren zum Auftakt. Von Beginn an sei es Anliegen der Schule sowie ihrer Bauhäusler gewesen, in Dessau aktiv zu sein. „Hinauszugehen.“ Auf den knapp zwei Kilometern interpretieren die Installationen nicht nur Kandinskys Konzept „Punkt und Linie zu Fläche“ neu, sondern stellen die künftige Achse zwischen Bauhaus-Campus und neuem Museum in den Mittelpunkt.

„Uns ging es um die Beschäftigung mit gegenwärtigen Fragen. Gerade zur Mobilität. Sie neu zu denken, aus Sicht der Gestalter“, sagt Kuratorin Elisabeth Kremer. Im Vordergrund: Das Gehen und der Weg als Ziel. „Die Aufmerksamkeit wird dabei im Vergleich zur Automobilstadt auf anderes gelenkt.“ Am Ende entschied die Jury sich für Entwürfe der Düsseldorfer Studierenden um Professorin Gabi Schillig.

Zur „aktiven Erprobung“ am Sonnabend konnten Interessierte die Sphären der Stadt an jeder Station mit einer anderen Sinnlichkeit erfahren. Drei übergroße schwarze Kugeln rollen tagsüber ab sofort in der Bauhausstraße vom Prellerhaus bis zum Seminarplatz und sorgen - bewegt von den Besuchern - durch ihre Größe für neue Perspektiven. Das „geführte Fühlen“ an den Handläufen auf dem Seminarplatz leitet über verschiedene Höhen, Tiefen und Oberflächen weiter in Richtung Bahnhof, in dem die audiovisuelle Installation des „Neuen Hörens“ die Aufmerksamkeit auf neue Bahnen lenkt.

Noch bis Anfang November kann das Bewegungskonzept von Jedermann erlebt werden

Über die Wiese des Bahnhofsvorplatzes bilden zwei parallele Stege nun einen direkten Weg in die City. Sie sollen einladen, neue Arten des Gehens zu probieren, während die drei eingezogenen, elastischen Segel im Innenhof des Leopold-Carrés mit den Gefühlen der Nähe, Enge, Freiheit und Entfernung spielen.

Die Fahnen auf dem Friedensplatz hingegen erlauben Blickwinkel unterschiedlicher Intensität rund um das Theater. Erleichtert wird der letzte Abschnitt des Weges durch das „Neue Gehen“ in der Antoinettenstraße. Die im dortigen Grünstreifen eingelassene rechteckige schwarze Fläche – ein Trampolin – lädt zum kurzen Verweilen ein. Nur wenige Schritte weiter wartet dann ab September mit dem „Bauhaus-Museum“ der Zielpunkt der „Passagen“. Noch bis Anfang November kann das Bewegungskonzept von Jedermann erlebt werden. „Und das völlig selbsterklärend“, wie Kremer betont. (mz)

Nähe, Enge, Freiheit: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rundgangs bei den Segeln im Innenhof des Leopold-Carrés.
Nähe, Enge, Freiheit: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rundgangs bei den Segeln im Innenhof des Leopold-Carrés.
Lutz Sebastian
Die drei überdimensionalen Kugeln in der Bauhausstraße.
Die drei überdimensionalen Kugeln in der Bauhausstraße.
Lutz Sebastian