Arbeit für Ingenieure gibt es auch in Dessau-Roßlau
ROSSLAU/MZ. - Die im Naturwissenschaftsbereich begabtesten Schüler des Gymnasiums haben am Montag vom WTZ eine kleine finanzielle Spritze erhalten. Das Geld, das den Zwölftklässlern Veronika Guffler, Oliver Krahn, Philipp Druschke, Dominik Schulze und Patrick Sprung überreicht wurde, ist zum Kauf von wissenschaftlicher Literatur gedacht. Es ist gleichfalls eine Anerkennung ihrer schulischen Leistungen und ein Zeichen an das Quintett, dranzubleiben.
In Physik, Mathematik oder Chemie begabten Nachwuchs wolle man aus Dessau-Roßlau nicht einfach ziehen lassen - und wenn schon, dann höchstens zum Studium, verdeutliche unter anderem Hans-Joachim Mau, Vorsitzender des Wirtschaftskreises.
Mit der Einladung an Lehrer und Schüler des Philanthropinums setzten am Montagnachmittag der Wirtschaftskreis Roßlau e. V. und deren Mitglied Wissenschaftlich-Technisches-Zentrum eine gute Tradition fort. Seit vielen Jahren versuchen Vertreter der Wirtschaft, Schüler für wissenschaftliche Themen zu gewinnen, ihnen die Chance zu Arbeitsplatzerkundungen bzw. für Berufsfrühorientierungen zu geben und ihnen gleichzeitig mögliche berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Dies geschieht vor allem vor dem Hintergrund, dass wissenschaftlich begabter Nachwuchs fehlt. WTZ-Geschäftsführer Günther Gern weiß, dass sich 30 Prozent seiner Belegschaft in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand verabschieden wird. Ingenieure, sagt er, werden in Deutschland Mangelware. Er verweist auf statistische Erhebungen: Demnach sollen 2015 rund 250 000 Stellen in der gesamten Republik unbesetzt bleiben. In elf Jahren werden mehr als 400 000 Ingenieure gesucht, die im Lande einfach nicht ausgebildet und damit nicht verfügbar sind.
Das WTZ und auch der Wirtschaftskreis steuern mit kleinen Gesten, wie der vom Montag, gegen, wollen die jungen Menschen darauf aufmerksam machen, dass Ingenieure, Physiker, Chemiker durchaus in diesem Landstrich gefragt sind.
Nicht alle der fünf Begabten des Philanthropinums wollen einmal Ingenieur werden, aber haben Spaß an Physik oder Chemie. "Logik fasziniert mich", nennt Dominique Schulze das, was ihn an Naturwissenschaften besonders fesselt. Bei dem einen oder anderem gibt es in der Verwandtschaft Wissenschaftler, ist elterlicher Einfluss zu spüren. Bei manchen war es die Schule, die das Interesse für Naturwissenschaften wecken konnte.
Die Motivation spielte am Montag bei der anschließenden kleinen Diskussionsrunde zwischen Schülern, Lehrern und ihren Gastgebern eine besondere Rolle. Und da wurde deutlich, dass alle Seiten - Lehrer, Eltern und Wirtschaft - noch eine Menge tun können. Eckhard Zilm, Schulleiter im Philanthropinum, erinnerte sich an seine Zeit in Amerika. Dort seien die Unternehmen in die Schulen gekommen. Die Wirtschaft habe talentierten Jugendlichen durch finanzielle Förderungen oder Zuwendungen für Fachliteratur besonders unter die Arme gegriffen.
Ein kleiner Anfang war dies schon, der Termin am Montagnachmittag. Besonders interessant dürfte für die Jugendlichen gewesen sein, dass im Roßlauer Unternehmen wissenschaftlich gearbeitet wird. Mehr als 50 Prozent seiner Aufträge bezieht das WTZ übrigens von Wirtschafts- oder Forschungsministerien des Bundes oder Landes.