Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Warten auf den Frauenheld

dessau/MZ - Musicals gelten manchem ja als Operette der Neuzeit, ihre Beliebtheit ist enorm - jedes Jahr erreichen sie ein Millionenpublikum. Allein beim „König der Löwen“ weist eine Statistik im Internet acht Millionen Besucher aus, die dafür zwischen 1984 und 2011 nach Hamburg kamen.
Jetzt setzt das Anhaltische Theater Dessau das moderne Genre erneut auf seinen Spielplan: Nachdem man bereits Leonard Bernsteins „West Side Story“ gezeigt hat, ist am 4. Juli „Casanova“ zu erleben - als Weltpremiere! Bei einer Pressekonferenz in Berlin (siehe „Tradition verbindet sich mit Moderne“) betonte André Bücker, Generalintendant des Anhaltischen Theaters, die Verantwortung des deutschen Stadttheaters für die Entwicklung neuer Werke jenseits der normalen Repertoire-Pflege. Deshalb habe sein Haus das Musical „Casanova“ in Auftrag gegeben.
Das dürfte Dessau sicher einmal mehr überregionales Publikum bescheren. Als Komponist konnte für „Casanova“ wie berichtet Stephan Kanyar („Frankenstein“, „Lulu“, „Shylock“) gewonnen werden. Der Text zum Musical stammt von Andreas Hillger, Dramaturg für Schauspiel und Puppentheater am Anhaltischen Theater. Es sei nicht ganz einfach gewesen, Casanova sowohl sympathisch als auch dämonisch darzustellen. In Dessau wolle man ihn als „großen Liebenden und Suchenden“ vorstellen, aber auch als Frauenheld, der er nun einmal war. „Einer, der gleichzeitig mit acht Frauen jongliert, aber dann doch die eine sucht, die bleibt“, wie Hillger gegenüber der MZ erklärt.
Mit Patrick Stanke und Roberta Valentini in den Hauptrollen werden auf der Dessauer Bühne zwei der besten Darsteller der aktuellen deutschen Musicalszene zu erleben sein. Ihnen zur Seite steht mit Karen Helbing eine Newcomerin, die selbst aus Dessau stammt. Stanke, der schon d’Artagnan in „Die 3 Musketiere“ und Jesus in „Jesus Christ Superstar“ gespielt hat, übernimmt die Titelrolle und schlüpft damit in die Rolle des „größten“ Liebhabers aller Zeiten. Valentini war zuletzt als Sukie Rougemont in „Die Hexen von Eastwick“ und Elphaba in „Wicked“ zu sehen. Neben den Musicalstars werden in weiteren Rollen Solisten sowie Mitglieder des Opernchores des Anhaltischen Theaters zu erleben sein. Zusammen mit dem Ballettensemble des Hauses und der Anhaltischen Philharmonie wird „Casanova“ zu einer Produktion mit etwa 100 Mitwirkenden auf der Bühne und im Orchestergraben. Ganz großer Bahnhof also.
Mit den Proben zu „Casanova“ soll Ende Mai begonnen werden. Regie führt Christian von Götz, der in Dessau bereits Bernsteins „West Side Story“ und die Verdi-Oper „Aida“ inszeniert hat. Nach der Premiere am 4. Juli und einer weiteren Vorstellung zwei Tage später wird das Musical um den Lebemann Casanova auch in der 220. Spielzeit des Anhaltischen Theaters gezeigt.