Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: "Schneewittchen" feiert Premiere

Dessau - „Seit ich aufgehört hab zu tanzen, hatte ich einen Traum“, erzählt Tomasz Kajdanski, Ballettdirektor und Chefchoreograph des Anhaltischen Theaters. „Ich wollte immer ein bekanntes Thema auf die Bühne bringen, mit eigens dafür geschriebener Musik.“
In seiner Zeit am Volkstheater in Rostock hat er sich diesen Traum mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ erfüllt. Die Produktion wurde zum Dauerbrenner. Ab Freitag, 21. Oktober, um 19.30 Uhr ist sie als Neufassung für Dessau im Großen Haus zu erleben.
Tanz zur Musik von Bodo Reinke
Getanzt wird zur Musik von Bodo Reinke. „Ich habe ihn damals überredet, dass er sie für mich schreibt“, sagt Tomasz Kajdanski. Über ein halbes Jahr wurde an ihr gearbeitet. Und in Rostock auch aufgenommen, so dass in Dessau nun auf diese Aufnahme zurückgegriffen werden kann.
Die Choreographie hingegen ist neu. „Jeder Tänzer ist anders und damit auch jede Compagnie“, erklärt der Ballettchef. Die Bewegungsabläufe hat er deshalb noch einmal eigens auf die Dessauer Tänzer zugeschnitten.
„Ich habe lange überlegt, wer was tanzt.“ Vor allem bei den sieben Zwergen. Schließlich sind Schlafmütze, Brummbär und Co. ganz unterschiedliche Charaktere - genauso wie die Tänzer. Für jede Rolle wurde aber die passende Kombination gefunden.
Ein liebliches und ein freches Schneewittchen
So wird der Zwerg Happy beispielsweise von Glauber Lucas Mendes Silva getanzt. „Ein Franzose, der vor Energie strotzt“, so Kajdanski. Seppel ist Daisuke Sogawa. „Er ist unglaublich beweglich.“ Und in die Rolle von Schneewittchen schlüpfen Nicola Brockmann sowie Nicole Luketic. Eines lieblich, eines frecher.
„Zwei ganz unterschiedliche Schneewittchen, aber beides passt“, schwärmt Kajdanski. Das Allerwichtigste bei alledem sei immer: „Es muss glaubwürdig sein“, so Kajdanski.
Auf rund 30 Tänzer aufgestockt wird das Ensemble für „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ durch das Kinderballett. Anfang April durften Nachwuchstänzer aus der ganzen Region im Anhaltischen Theater vortanzen.
Mit den Besten hat Anna-Maria Tasarz, die selbst die böse Stiefmutter tanzen wird, die Choreographie für kleine Bäume, Vögel und Hexen einstudiert. „Da gibt es jede Menge Halli-Galli“, freut sich Kajdanski und ist gleichzeitig sehr positiv überrascht von der Disziplin der Kinder.
Bewusst auf leichte Kost gesetzt
Zweimal die Woche wurde trainiert. Und in den Proben nahm der Ballettchef seine kleinen Tänzer genauso ernst wie die Profis. „Aber wir lachen natürlich auch viel.“ Schließlich sollen nicht nur die Zuschauer vor, sondern auch die Tänzer auf der Bühne Spaß haben.
Dass Kajdanski nach einer gefeierten Inszenierung von „Der wunderbare Mandarin“ von Béla Bartók für die große Ballett-Produktion in dieser Spielzeit nun auf eher leichte Kost setzt, sei bewusst.
„Als ich Vater geworden bin, ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, dass im Theater auch alle einmal lachen“, so Kajdanski. Und zwar sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen. Seine Version von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ wird also keine tief psychologische Aufarbeitung des Grimm-Märchens.
Kajdanski orientiert sich eher an einer Filmdramaturgie. „Es wird etwas Leichtes, Sympathisches.“ Die Zuschauer sollen 70 Minuten unterhalten werden und „positiv hypnotisiert und glücklich“ nach Hause gehen.
Vor besonders harten Kritikern bestanden
Die erste Bewährungsprobe hat die Dessauer „Schneewittchen“-Inszenierung schon überstanden. Noch in der Probenphase hat sich Tomasz Kajdanski die perfekten Kritiker ins Haus geholt: die Schulklasse seines Sohnes, 30 Sechstklässler des Liborius-Gymnasiums.
„Das sind ganz harte Kritiker“, betont er. „Die haben ja ganz viele Filme gesehen und kennen die Geschichte gut.“ Während der Vorführung seien alle 30 betont cool geblieben. „In ihren strahlenden Augen hat man aber gesehen, dass es ihnen gefallen hat.“
Einige wenige Anmerkungen hatten sie, das abschließende Urteil fiel aber gut aus. „Als Schulnote hätte ich wohl eine zwei bekommen“, ist Kajdanski zufrieden - und hofft, dass das Dessauer Publikum zum selben Urteil kommt. Mindestens.
Ermäßigung für Familien
Für Familien hat das Theater ein Angebot: Beim Besuch mit bis zu zwei Erwachsenen und mindestens zwei Kindern kostet der Eintritt nur 13 Euro pro Person. Ein Besuch mit vielen Kindern lohnt sich besonders: Der siebte Zwerg kommt gratis in die Vorstellung. (mz)