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Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Kostüme unter dem Hammer

Von Annette Gens 28.04.2002, 18:05

essau/MZ - Er hält den Auktionshammer locker in der Hand, preist die Waren an, wie auf einem Markt, und lässt zu gegebener Zeit jenen Holzhammer mit Schwung auf das nahe liegende Pult sausen. Wieder ist ein Geschäft besiegelt, doch Joachim Landgraf, der Verwaltungsdirektor des Anhaltischen Theaters, hat noch allerhand zu versteigern: jede Menge ausgediente Kostüme, jede Menge Masken sollen innerhalb einer guten Stunde den Besitzer wechseln. Der Erlös dieser Versteigerung kommt - wie der eines Kuchenbuffets - dem Dessauer Behindertenverband zugute.

Immer wieder weiß Landgraf zu überzeugen: Ein grünes Kleid hochhaltend verspricht er: "Wer damit über Dessaus Broadway schlendert, wird garantiert beachtet." Nach einer guten Stunde hat Landgraf, der Auktionator, knapp 500 Euro in der Kasse. Schweißgebadet und zufrieden blickt der Mann drein. Er hat seinen Part zum Tag der offenen Theatertür wahrlich mit Bravour gemeistert.

Unzählige Besucher hatten am Sonntag das Angebot genutzt und neugierig alle Ecken und Enden des Anhaltischen Theaters ausgespäht. Wen wundert''s - wer später ins Theater wollte, musste weitere Wege in Kauf nehmen. Denn kaum ein Parkplatz war zu finden.

Ungeduldig warteten viele Knirpse mit ihren Eltern am Vormittag vor dem Ballettsaal. Gonzalo Galguera, der dort sonst mit dem DessauBallett probt, hatte diesen Raum für einen Nachwuchs-Wettbewerb zur Verfügung gestellt. Mehr als zwanzig Mädchen und auch Jungen mussten sich zunächst vor der Tür gedulden, weil ein ZDF-Team mit dem Chef des DessauBalletts ein Interview führte. Da versuchte Ballettmanager Michael Ihnow auf dem Flur zunächst elegant über diese lästige Warterei hinweg zu helfen. Natürlich hatte er Süßes dabei. Jeder der kleinen Racken griff eiligst zu, um sich bald drauf von Ihnow nett abmahnen zu lassen: "Schlagt Euch die Bäuche nicht zu sehr voll, sonst könnt Ihr nicht richtig tanzen."

Wenig später erklang im Ballettsaal der Marsch aus "Der Nußknacker". Die Kleinen wetteiferten, schließlich gab es bei diesem Wettbewerb auch etwas zu gewinnen: Dem Sieger waren Freikarten für zwei Ballett-Vorstellungen sowie ein halbes Jahr kostenloses Training beim Tanzforum Dessau zugedacht.

Das Publikum hatte am Sonntag nicht nur Gelegenheit zum Schauen. Wie die Kleinen im Ballettsaal zum Mitmachen angeregt wurden, geschah dies auch auf der Hauptbühne. Ein Wettbewerb zum Dirigieren des Orchesters ist nicht neu. Das Publikum hat längst eine gewisse Scheu verloren und wagte sich mutig ans Dirigentenpult, um für jeweils sieben Minuten Chef eines Orchesters zu sein. Immerhin, Mut und nicht zuletzt Talent wurden auch hier belohnt. Der Sieger hat am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres bereits einen ausgefüllten Terminkalender. Er fährt mit dem Dessauer Orchester in das Schauspielhaus zu einem Gastspielkonzert. Zufrieden können die Organisatoren mit der Resonanz auf diesen Tag wahrlich sein. "Sicherlich hat uns das Wetter auch einen guten Dienst geleistet", räumt Dagmar Mammitzsch vom Anhaltischen Theater ein. Und dennoch freut sie sich mit vielen Kollegen über die zahlreichen Besucher.

Einmal im Jahr öffnet das Theater viele Türen, dürfen die Zuschauer hinter Kulissen blicken. Das soll so bleiben, nur soll "das Publikum immer mehr einbezogen werden und nicht nur schauen können", hatte Joachim Landgraf am Sonntag einen kleinen Ausblick auf den nächsten Tag der offenen Tür gegeben.