Anhaltisches Theater Dessau Anhaltisches Theater Dessau: Von Luther bis Rammstein

Dessau - „Ich wollte unbedingt Musik mit dabei haben“, sagt André Bücker. Und so macht er für seine Abschiedsinszenierung aus Goethes „Götz von Berlichingen“ mehr als ein reines Schauspielstück. Der Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau holt den Opernchor unter der Leitung von Chordirektor Helmut Sonne mit ins Boot, der das Stück mit Freiheitsliedern von Luther bis Rammstein ergänzt.
„Unser Metier ist es an sich nicht. Das ist schon Neuland“, sagt Helmut Sonne. In seiner 38-jährigen Laufbahn sei der „Götz“ etwas, das er in dieser Kombination auch noch nicht erlebt habe, sagt der Chordirektor, der am Ende der Spielzeit das Anhaltische Theater ebenfalls verlassen wird, und zwar für den Ruhestand. Dass die rund 35 Sänger auf der Bühne auch kleine Statistenrollen übernehmen, das ist für einen Opernchor nichts ungewöhnliches. Das Besondere ist der Einsatz in einem Theaterstück - und das, was zu singen sind. Mit Liedern von Martin Luther, von Franz Schubert oder Volksliedern dürften die Sänger noch nahe an ihrem Repertoire sein. Bei Songs von Rammstein oder den Toten Hosen, die der Dramaturg zur musikalischen Ergänzung ausgewählt hat, sieht das schon anders aus.
Neue Musik und altes Drama
Abgeschreckt war der Chor trotzdem nicht. „Es ist was anderes, aber auch das machen wir gerne einmal“, so Sonne. Schließlich passen die zehn Lieder zur gesamten Inszenierung. Die Hauptsache bei solchen Ergänzungen sei, dass es sich inhaltlich erklären lässt. „Und das tut es“, sagt der Chordirektor. Bei allen Liedern handelt es sich um Freiheitslieder, die Goethes Text kommentieren und ergänzen. „Damit wird noch einmal eine andere Ebene betreten“, erklärt Sonne.
Damit die Lieder auch technisch passen, wurde der Arrangeur Andres Reukauf, der u. a. bereits für das Scratch-Konzert und das Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr für die passenden Noten sorgte, beauftragt, aus ihnen Chorsätze zu machen. Und die werden nun intensiv einstudiert. Eine Chorprobe mit Bücker gab es bereits vor einigen Wochen. In die technische Erarbeitung der Stücke habe der Regisseur nicht direkt eingegriffen. Ihm gehe es um die Interpretation. „Er gibt eher Attribute vor, sagt, wo es beispielsweise zu weich, zu aggressiv ist“, so Sonne. Insgesamt verlaufe die Zusammenarbeit bestens. Ihn als Schauspiel-Regisseur zu erleben sei zwar etwas anderes.
Von Produktionen wie Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ kennt man sich aber bereits und konnte sich so gut aufeinander einstellen. Die radikale Kritik sei ausgeblieben. „Ich hatte das Gefühl, er war zufrieden“, so Sonne. Wie sich am Ende alles zusammenfindet, davon hat er selbst noch keine Vorstellung. Dafür unterscheide sich diese Produktion zu sehr von allen bisherigen. „Ich lasse es einfach auf mich zukommen“, so Sonne. (mz)