Anhaltischen Elektromotorenwerke Anhaltischen Elektromotorenwerke in Dessau: Der größte Generator in der Geschichte der Firma

Dessau - Sie arbeiten dafür, dass mehr als 3.000 Kilometer entfernt von Deutschland Strom per Wasserkraft erzeugt werden kann. Ines Jost und Kerstin Körner kennen Armenien nur aus Büchern, Filmen und aus dem Geografie- oder Geschichtsunterricht.
In Dessau bei den Anhaltischen Elektromotorenwerken (AEM) arbeiteten die beiden Konstrukteurinnen monatelang akribisch an einem Projekt. „Es wäre schön, wenn wir einmal Fotos vom Ergebnis vor Ort zu sehen bekämen“, hofft Jost. Körner hingegen ist da pragmatischer. Das Land im Kaukasus zu sehen, spielte bei der Arbeit keine Rolle. „Ich dachte nur an den Auftrag.“
Die AEM hat vor wenigen Tagen mit der Produktion eines Generators begonnen, der der größte in der Geschichte des 24 Jahre alten Unternehmens sein wird. Der Generator mit 800er Achshöhe ist Teil eines im Bau befindlichen Wasserkraftwerkes in dem kleinen Land, vergleichbar mit der Größe Brandenburgs. Mit Unterstützung aus Dessau soll dort umweltfreundlich Strom erzeugt werden.
Mehr als ein Jahr Arbeit für den Prototyp
Konstruiert wurde er von zwei Frauen, die in der Daheimstraße ihren Arbeitsplatz haben und mehr als ein Jahr daran arbeiteten, um das von einem europäischen Unternehmen bestellte Produkt weitestgehend in Dessau bauen zu können.
Das war nicht einfach. Inzwischen ist der Prototyp vollendet. Bis August ist nun Zeit, die Maschine - 3,20 Meter hoch, 16 Tonnen schwer und 2,40 Meter im Durchmesser - zu bauen. In 15 Wochen soll sie ausgeliefert werden.
„Die Herausforderung war, den Generator so zu konstruieren, dass er in unseren Fertigungshallen gebaut werden kann“, erklärt AEM-Geschäftsführer Tino Storch, dass am Standort zwar seit 64 Jahren Motoren und Generatoren für den Schiffbau oder für Wasserkraftwerke gebaut werden, aber die jetzt vom Auftraggeber geforderten Maße die Möglichkeiten der Produktion von AEM noch nicht gefragt waren.
Deshalb hatten die Konstrukteurinnen feste Parameter einzuhalten. Geachtet werden musste darauf, dass der Generator nach Fertigstellung trotz seiner Größe noch transportiert werden kann. 16 Tonnen Last trägt der Kran bei AEM. Schwerer darf demzufolge das Produkt nicht sein.
Metallverstrebungen ähnlich wie beim Fachwerk
Der neue Generator weicht in einigen Punkten von seinen kleineren in Dessau produzierten „Brüdern“ ab. Was den Umbau des mittleren Gehäuseteils betrifft - Stator genannt - hat sich Körner innerhalb ihrer inzwischen abgeschlossenen Bachelorarbeit damit beschäftigt, wie die Grundkonstruktion so geändert werden kann, dass deren Stabilität verbessert ist und der Schweißaufwand verringert wird.
Die 41-Jährige hatte dafür Metallverstrebungen ähnlich wie Fachwerk angeordnet und damit den Arbeitsaufwand dezimieren können. Kerstin Körner ist nun gespannt auf den Fertigungsdurchlauf. Es wird ihr erster sein. Die 41-Jährige arbeitet seit 2000 im Unternehmen als Technische Zeichnerin. Dass da mehr möglich ist, stellte sich im Berufsleben heraus. „Wir haben unsere Mitarbeiterin ermuntert, Maschinenbau zu studieren“, sagte Storch. Seit 2010 studierte die Mutter von zwei Kindern berufsbegleitend an der Hochschule Anhalt.
Maschinenbauerin Ines Jost arbeitete früher bei der Cemag an der Alten Landebahn in Dessau. Als dort die Lichter ausgingen, kam sie vor fünf Jahren zu AEM. „Es toll, dass wir Konstrukteure hier das Produkt bis zur Fertigung begleiten können“, sagt die sportliche 52-Jährige. Das konnte sie bei ihrer früheren Arbeitsstelle nicht.
AEM liefert Maschinen und Generatoren in 70 Länder
Die AEM liefert Maschinen und Generatoren in 70 Länder der Welt. Der Betrieb ist Zulieferer für den Schiffbau, für Berg- und Tagebaue und für Wasserkraftwerke. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Einzelanfertigungen. Trotzdem war es in den vergangenen Jahren nicht leicht, sich am Markt zu behaupten, sagt Storch mit Blick auf die Konkurrenz. Die Rahmenbedingungen seien derzeit schwierig. „Es ist eine harte Arbeit, Aufträge abzuschließen.“
Derzeit beschäftigen die Anhaltischen Elektromotorenwerke insgesamt 150 Mitarbeiter. Und die müssen jetzt zeigen, was in ihnen steckt. Für Strom in Armenien, für ein Wasserkraftwerk, das niemand von ihnen gesehen hat und für ihre Produkt. (mz)
Seit vielen Jahrzehnten werden in Dessau Motoren und Generatoren gebaut. Seit 24 Jahren unter der Firmierung AEM (Anhaltische Elektromotorenwerke). Als die Elektromotorenwerke Dessau (Elmo) 1992 geschlossen werden sollte, gründeten 1993 vier Mitarbeiter die AEM.
Seit 2012 liegen die Geschicke in einer Familienholding. Geschäftsführer sind AEM-Mitbegründer Reiner Storch und dessen Sohn Tino Storch. (mz/age)