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Altes Theater Altes Theater: Quintett mit Wortwitz

Von ALEXANDER BAUMBACH 21.01.2014, 07:41
Die Band „Bandana“ mit Laura Schwenke, Andreas Matthes, Johannes Hautop, Bodo Martin (v.l.n.r.).
Die Band „Bandana“ mit Laura Schwenke, Andreas Matthes, Johannes Hautop, Bodo Martin (v.l.n.r.). Baumbach Lizenz

DESSAU/MZ - Der Saal des Alten Theaters ist am Sonnabend ausverkauft. „Bandana - The Sound Of Johnny Cash“ hatten auf Einladung von Jörg Foltas „Beatclub“ zum Konzert geladen, und mehr als 100 Gäste waren dem Lockruf des Rockabilly-Quintetts aus Burgstädt bei Chemnitz gefolgt.

Seit 2001 tourt das Quintett nun schon durch Deutschland und Europa, immer unterwegs in der Mission, den „Man in Black“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Damals hatten viele Leute Andreas Matthes noch ob seiner Idee ausgelacht, eine Cash-Band zu gründen.

„Bandana“ ist nach eigenen Angaben mit über 450 Konzerten in acht europäischen Ländern und mehr als 160.000 km im Tourbus seit 2001 Europas meist gebuchte Johnny-Cash-Tribute-Band.

Das Publikum kann jederzeit Songwünsche zur Bühne rufen - so wie es bei Johnny Cash Konzerten üblich war. Allerdings muss man dann auch damit rechnen, dass „Mr. Crazy Hair“ Bodo Martin dann den Zurufer auch auf die Bühne bittet und ans Schlagzeug stellt.

Der Bandname „Bandana“ bezieht sich auf die aus dem Mexikanischen stammende Bezeichnung für die bekannten Halstücher der Cowboys sowie ein gleichnamiges Instrumentalstück aus der Feder von Johnny Cash, mit dem er viele seiner Konzerte beendete.  (aba)

„Und auch wenn es am Anfang noch sehr übersichtlich im Zuschauerbereich war, spätestens nachdem 2005 der Film 'Walk The Line' in die Kinos kam, ging die Reise ab“, erzählt der junge Mann, der seinem Vorbild nur in den Farben des Bühnenoutfits ähnelt. Das ist auch bewusst so gemacht. „Wir werden niemals ein Studioalbum aufnehmen, weil wir wahrscheinlich die einzige Coverband sind, die nicht meinen, es besser als das Original zu können“, erzählt er später am Abend auf der Bühne.

„Wir sind ja hier nicht bei Florian Silbereisen“

Das Dessauer Publikum, das brav hinter den kleinen Tischchen im Zuschauerraum sitzt, muss sich mit den Musikern erst warm machen. Stimmungskanone Bodo Martin am Bass, der keine Gelegenheit auslässt, einen Witz auf Kosten der Zuschauer zu machen, gibt etwa einen Klatschkurs in Sachen Klassenfeind. „Wir sind ja hier nicht bei Florian Silbereisen, also wird auch auf dem zweiten und vierten Takt geklatscht. Hör mal! So hier!“, ruft er ins Publikum. Mit rockendem Schlagzeug (Nino Richter) und rollender Gitarre (Johannes Hautop) und zunehmend aktiverer Beteiligung des Publikums geht dann die Reise durch die Fünfziger und Sechziger mit Klassikern wie „Cry, Cry, Cry“ und natürlich „Jackson“ bis zum „Ring Of Fire“ - und auch die letzten Lebensjahre des amerikanischen Sängers werden vorgestellt.

Dass sich die Musiker dabei selbst nicht zu wichtig nehmen, tut dem Ganzen gut: ein Kontrabass ist eben auch im Liegen spielbar. Das lockert auf, da sieht man auch mal über ein Brummen in der Anlage des Alten Theaters hinweg.

Sonnabend im Irish Harp Pub Wittenberg

Stimmliche Überraschung des Abends ist die erst 23-jährige Berliner Sängerin Laura Schwenke, die seit einem Jahr den Part der June Carter-Cash bei den Auftritten der Combo übernommen hat. „Sie hat uns letztes Jahr über Facebook angesprochen und gefragt, ob sie mal bei uns mitsingen dürfte, da haben wir Ja gesagt. 24 Stunden später stand sie mit uns auf der Bühne. Das war Nervenkitzel pur“, erinnert sich Bodo Martin.

„Wir haben zwar 2004 schon mal hier gespielt, aber seitdem sind wir seltene Gäste in dieser Stadt. Da fällt es auch schwer, eine Brücke zu schlagen“, bemerkt Bassist Bodo Martin hinter der Bühne. In der benachbarten Lutherstadt Wittenberg, wo die Truppe am kommenden Sonnabend im Irish Harp Pub in der Collegienstraße spielen wird, falle das leichter. „Der Gitarrist von Cash hieß ja Luther Perkins, da fällt einem immer etwas ein“, blödelt der Sachse. Einzig der Bezug zur Dreigroschenoper von Kurt Weill fällt nach langem Brainstorming ein - die ersten drei Konzerte des Jahres seien nämlich für Bandana ausverkauft gewesen. „Da haben wir wenigstens auch drei Groschen verdient“, sagt Martin.