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Akademie für berufliche Entwicklung Akademie für berufliche Entwicklung in Roßlau: Das Lernen geht auch in Corona-Zeiten weiter

Von Heidi Thiemann 07.06.2020, 10:00
Beim Bildungsträger ABE in Roßlau bereiten sich angehende Industrieelektriker auf ihre Prüfung vor.
Beim Bildungsträger ABE in Roßlau bereiten sich angehende Industrieelektriker auf ihre Prüfung vor. Thomas Ruttke

Rosslau - „Ab morgen können die Teilnehmer wieder kommen“, ist Monika Gehrbrandt erleichtert. Am Dienstag nach Pfingsten ist es noch etwas ruhig in den Räumen der Roßlauer Akademie für berufliche Entwicklung (ABE) in der Clara-Zetkin-Straße. Nur die Industrieelektriker, die demnächst ihre IHK-Prüfung ablegen, sind zur Vorbereitung da.

Alle anderen Teilnehmer lernen seit Wochen coronabedingt selbstständig am Computer zu Hause, bekommen Aufgaben. „Das ist wie in anderen Schulen auch“, sagt Detlef Noth. Doch ab Mittwoch wird wieder ein Stück Normalität mehr herrschen beim Bildungsträger in Roßlau.

Der schaut seit 1. Juni auf sein fünfjähriges Bestehen. Monika Gehrbrandt, Detlef Noth und Detlef Möbes hatten ihn aus der Not heraus gegründet. Denn die war beim Vorgänger, dem insolventen Berufliches Aus- und Fortbildungszentrum (BAFZ) groß.

Corona verzögert einiges, neue Maßnahmen konnten im Frühjahr nicht beginnen

„Der Insolvenzverwalter hätte alles zugemacht“, erinnert sich Gehrbrandt an die Zeit, in der sich die drei beim BAFZ angestellten Kollegen gesagt haben, sie machen eigenständig weiter - wenn auch in kleinerer Form. So wurden sie Gesellschafter und Geschäftsführer und waren weiter als Ausbilder tätig. Nur innerhalb von vier Wochen hatten sie die Zertifizierung geschafft. Die 15 Elektriker, die sich beim BAFZ in Ausbildung befanden, konnten im Dezember 2015 ihre Ausbildung beenden.

Die Elektriker - damals wie heute - sind gefragt. Fast alle bekommen gleich im Anschluss an die Umschulung eine Arbeit. Gefragt sind auch die Fachlageristen, die bei ABE ausgebildet werden, sowie die Maschinenbediener. Jetzt aber, sagt Gehrbrandt, „hat Corona den Arbeitseintritt gebremst“. Drei Teilnehmer der letzten Maschinenbediener-Maßnahme sind in Arbeit, die anderen sechs hängen noch in der Warteschleife. „Sie sind aber alle bei Arbeitgebern vorgemerkt“, erklärt die Geschäftsführerin.

Corona verzögert einiges. Neue Maßnahmen konnten im Frühjahr nicht beginnen. Die nächsten Maßnahmen will die ABE im Herbst starten. Die Arbeitsagentur müsse dafür Bildungsgutscheine ausstellen, hatte das im März aufgrund der Pandemie aber eingestellt. Doch jetzt werde Hoffnung gemacht, dass es auch hier weitergeht. Der Sommer, sagen die ABE-Chefs, solle genutzt werden, um alles entsprechend vorzubereiten.

Ein Auf und Ab habe es auch in den vergangenen fünf Jahren manches Mal gegeben

Ein Auf und Ab habe es auch in den vergangenen fünf Jahren manches Mal gegeben, wollen sich Gehrbrandt, Noth und Möbes nicht bange machen lassen von der jetzigen Situation. Im Gegenteil, neue Ideen werden entwickelt, wie es in Zukunft weitergeht. Bei der Stadt hat sich die ABE um das Berufsorientierungsprojekt „Berufskompass - Ich bleibe hier 2.0“ beworben.

Schüler sollen sich dabei mit Berufen beschäftigen, kleine Videos drehen. Sollte die ABE den Zuschlag bekommen, wäre das in gewisser Weise auch ein Anknüpfen an früher, als sich das BAFZ in Roßlau stark in die Berufsorientierung eingebracht hatte. Als sich die ABE gegründet hatte, gab es die Werkstätten schon nicht mehr, so Gehrbrandt.

Weiterentwickelt werden soll auf alle Fälle die praktische Ausbildung der Elektriker. Ein zweites Gebäude wurde angemietet. Und ausbauen würde der Bildungsträger gern seine Kooperation mit Firmen. Im Elektrobereich setzt beispielsweise die Dessauer Firma EAB Sandow auf die überbetriebliche Ausbildung bei ABE in Roßlau.

Nicht mehr im Angebot ist der Hauptschulabschluss

Über die seit zwei Jahren laufende Maschinenbedienerausbildung hat sich mit Brezelbäcker Ditsch eine engere Zusammenarbeit entwickelt. „Jetzt kommen auch Mitarbeiter zur Weiterbildung zu uns“, erzählt Gehrbrandt stolz. Hier sieht sie Potenzial auch für andere Firmen.

Nicht mehr im Angebot ist der Hauptschulabschluss. Die Schüler, die im gestandenen Alter ihren Schulabschluss nachgeholt hatten, taten das zwar sehr erfolgreich, aber in Roßlau hätte es kaum mehr Interessenten gegeben, erklärt Gehrbrandt.

Mehr als 100 Absolventen in den vergangenen fünf Jahren

Mehr als 100 Frauen und Männer haben in den fünf Jahren eine Umschulung oder Weiterbildung bei ABE absolviert. Auch mindestens noch die nächsten fünf Jahre wollen die drei Chefs am Ball bleiben und Wissen weitergeben. Gerne könne der Frauenanteil in der Ausbildung größer werden oder auch Migranten die Möglichkeiten nutzen, sagen sie. Weshalb extra ein Flyer in arabischer Sprache gedruckt wurde.

Doch jetzt stehen erst einmal für sechs Absolventen Prüfungen an. Bisher, ist Detlef Möbes frohen Mutes, habe jeder die IHK-Prüfung geschafft. Von der IHK gab es jetzt ein Corona-Regel-Konzept, wie zur Prüfung verfahren wird. „Aber eigentlich ist alles ganz normal.“ (mz)

Detlef Möbes, Monika Gehrbrandt und Detlef Noth (v.l.n.r.) haben den BIldungsträger ABE vor fünf Jahren gegründet.
Detlef Möbes, Monika Gehrbrandt und Detlef Noth (v.l.n.r.) haben den BIldungsträger ABE vor fünf Jahren gegründet.
Thomas Ruttke