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63 Alg II-Empfänger sind ihr eigener Chef

Von Sylke Kaufhold 29.06.2007, 17:42

Dessau/MZ. - Mit viel Enthusiasmus und Zuversicht, aber keinerlei Erfahrung entstand vor zwei Jahren in Trägerschaft des BBI-Bildungs-und Beratungsinstituts die Regionale Gründerwerkstatt als modellhaftes Projekt zur Förderung von Alg II-Empfängern, die eine eigene Existenz gründen wollen. Am Sonnabend ist die Projektlaufzeit zu Ende. Ein erfolgreicher Abschluss, wie ein Blick in die Statistik beweist.

94 langzeitarbeitslose Frauen und Männer, 20 mehr als geplant, nahmen an den achtwöchigen Schulungen teil, in denen die Teilnehmer von Experten aus der Praxis theoretische Kenntnisse rund um eine Unternehmensgründung vermittelt bekamen. "Das war ernsthafter Unterricht, keine Spaßveranstaltung", machte Projektleiter Hans-Joachim Graßhoff deutlich.

63 von ihnen gründeten danach tatsächlich ein Unternehmen. Auch diese Zahl liegt über dem gestellten Ziel, das bei 48 Gründungen lag. Die Unternehmensinhalte sind vielschichtig und reichen von Hausmeisterdiensten über Online-Handel, Computer-Dienstleistungen, einen Mietkoch, Tagesmutter, Kfz-Gewerbe, Bau-Dienstleistungen bis hin zur ergotherapeutischen Praxis oder Veranstaltungsagentur. Etwas mehr als die Hälfte der Existenzgründer sind Frauen. Die meisten Gründer sind zwischen 26 und 39 Jahre alt, einige aber auch über 50. "Es war eine schöne Aufgabe, Alg II-Empfängern zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen", sagt Graßhoff rückblickend und betont, dass der große Erfolg das "Verdienst einer guten Mannschaft" sei, eingeschlossen die Referenten, das Jobcenter und die Stadt Dessau. "Wir haben viel Vorschussvertrauen bekommen", anerkennt auch Karin Köhli, Geschäftsführerin der BBI, die sehr froh ist, dass sie dies letztlich auch erfüllen konnten.

Dabei sah es drei Monate nach dem Projektstart keinesfalls so aus, dass das Vorhaben gelingen würde. "Es war ein Kaufmannsladen ohne Ware, also blieben die Kunden, sprich Interessenten, aus", analysiert Graßhoff die Anfangsschwierigkeiten. Doch die Regale wurden aufgefüllt, das Angebot geordnet und die Qualität überzeugte. "Wir haben die Anlaufschwierigkeiten überwunden und sind eine Institution geworden", resümiert Karin Köhli. So überzeugend, dass das Jobcenter sogar bereit ist, das Projekt weiterhin zu finanzieren. "Darauf sind wir richtig stolz", freut sich das Team über den nahtlosen Übergang.

Auch die Stadt Dessau, in persona Dorsten Schönemann und Beata Kirchner, Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung, danken für dieses Engagement. "Mit dieser Erfolgsquote hat wohl keiner gerechnet, deshalb ist es toll, dass die Arbeit weitergehen kann", anerkennt Kirchner. "Es ist hier so viel gute Arbeit geleistet worden, da wäre es ein Jammer, wenn das Begonnene abbrechen würde."

Zwar wird Hans-Joachim Graßhoff nicht mehr als Projektleiter tätig sein, "doch das ist die einzige Änderung", versichert Köhli. Anknüpfend an das Erreichte wird Renate Jäger ab 1. Juli die Fäden in der Hand halten. Die Regionale Gründerwerkstatt Dessau wird also auch künftig Langzeitarbeitslose auf dem Weg in die Selbständigkeit begleiten.

Zu finden ist die Gründerwerkstatt ab Montag im Technologie- und Gründerzentrum in der Kühnauer Straße 24, Telefon 2 16 88 95.