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26. Kurt-Weill-Fest 26. Kurt-Weill-Fest in Dessau: Vierköpfiges Intendanten-Team hat Herausforderung angenommen

Von Ute König 20.02.2018, 13:24
Das Intendanz-Team für 2018 und 2019: Jürgen Schebera, Johannes Weigand, Gerhard Kämpfe und Markus L. Frank (v.li.)
Das Intendanz-Team für 2018 und 2019: Jürgen Schebera, Johannes Weigand, Gerhard Kämpfe und Markus L. Frank (v.li.) Sebastian

Dessau - „Viele Köche verderben den Brei“ - diese Weisheit scheint beim diesjährigen Kurt-Weill-Fest nicht zu stimmen. „Das Gegenteil hat sich bewiesen“, betont Gerhard Kämpfe. Er ist der Chef des vierköpfigen Intendanten-Teams, das erst im vorigen Jahr die Leitung des Dessauer Musikfestivals übernommen hat.

„Es war ein Experiment, gleich vier Fachleute an den Entwurf für das Fest zu lassen - das Experiment ist gelungen“, findet auch Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft. Und so beginnt am Freitag die 26. Auflage des Dessauer Musikfestivals - und bietet bis 11. März rund 50 Veranstaltungen zum Thema „Weill auf die Bühne!“.

Neben Gerhard Kämpfe gehören Johannes Weigand und Markus L. Frank, Generalintendant und Generalmusikdirektor des Anhaltischen Theaters, sowie der Literatur- und Kunsthistoriker Jürgen Schebera zum Team. „Wir sind vier sehr unterschiedlich geprägte Persönlichkeiten, die sich aber hervorragend ergänzen“, sagt Gerhard Kämpfe.

Gerhard Kämpfe ist Festivaldirektor und Gründer des Classic-Open-Air-Festivals in Berlin

Weigand sei „ein toller Theater- und Opernmacher“, Frank ein „Spitzenmusiker“ und Schebera „ein wandelndes Lexikon“, der nicht nur über Kurt Weill eine Menge weiß. Und mit Kämpfe selbst hat die Weill-Gesellschaft einen Festival-Profi an Land gezogen.

Der Kulturmanager ist Festivaldirektor und Gründer des Classic-Open-Air-Festivals am Gendarmenmarkt in Berlin, Chef der Jüdischen Kulturtage und Leiter der Pyronale. Vom Netzwerk, das sich Kämpfe hierbei aufgebaut hat, konnte das Weill-Fest prompt profitieren.

Den Star-Trompeter Till Brönner kennt er persönlich. Die beiden verbinde ein freundschaftliches Verhältnis. Recht unkompliziert konnte Brönner so als Artist-in-Residence gewonnen werden. Auch die Kontakte zu Dagmar Manzel, Jan Josef Liefers und Ilja Richter knüpfte Gerhard Kämpfe.

Das Kurt-Weill-Fest umfasst in diesem Jahr rund 50 Veranstaltungen

Das Kurt-Weill-Fest sei dennoch auch eine Herausforderung, vor allem eine logistische. „Es ist die Masse der Veranstaltungen“, erklärt er. Während die Jüdischen Kulturtage knapp 20 Veranstaltungen bieten, umfasst das Kurt-Weill-Fest in diesem Jahr rund 50. „Das ist schon einzigartig.“ Aber das Organisationsteam der Kurt-Weill-Gesellschaft sei gut eingespielt und „total fit“. Auch in nur einem Jahr Vorbereitungszeit sei somit ein Programm entstanden, das sich sehen lassen kann.

Zu den Highlights gehört die Neuinszenierung der „Dreigroschenoper“ in der Regie von Ezio Toffolutti. „Auf sie bin ich wahnsinnig gespannt“, so Kämpfe. Er freut sich auch, dass das Preisträgerkonzert des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ erstmals im Rahmen des Weill-Festes stattfindet.

Und wahrscheinlich wird man Kämpfe beim Kammerkonzert „10 Jahre Novembergruppe“ antreffen. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagt er. „Wenig Leute wissen ja, was das überhaupt war.“

Die Intendanten stehen während des Festivals auch selbst vor Publikum

Eine weitere Besonderheit: Die Intendanten stehen während des Festivals auch selbst vor Publikum. Markus L. Frank dirigiert das Sinfoniekonzert der Anhaltischen Philharmonie. Jürgen Schebera moderiert unter anderem das Konzert „Ich, Kurt Weill“. Und Gerhard Kämpfe? Er erzählt jüdische Witze. „Das hört sich erstmal seltsam an, wenn es heißt, der Intendant erzählt Witze“, so Kämpfe.

Entstanden ist das Format bei den Jüdischen Kulturtagen - und war vom Publikum dort auch für gut befunden worden. „Die Leute haben Tränen gelacht.“ Also wird Kämpfe, der selbst Sohn einer jüdischen Mutter ist, in Dessau unter dem Titel „Gott lacht mit seinen Geschöpfen“ einen humorvollen Blick auf das jüdische Leben werfen. „Als noch ein Abend zu füllen war, wurde das demokratisch im Intendantenteam entschieden. Ich sagte nein. Die drei anderen waren dafür“, sagt Kämpfe und lacht. (mz)

Mehr Infos zum Kurt-Weill-Fest: www.kurt-weill-fest.de