1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Kassensturz nach Stadtjubiläum: Bitterfelds feierte buntes Jubiläumsfest – Was hat das am Ende gekostet und was bleibt davon?

Kassensturz nach Stadtjubiläum Bitterfelds feierte buntes Jubiläumsfest – Was hat das am Ende gekostet und was bleibt davon?

Zum Jubiläum „800 Jahre Bitterfeld“ feierte die Stadt ausgelassen wie lange nicht. Ein Video zeigt nun die Höhepunkte. Doch wie sieht die Bilanz aus und werden Aktionen dauerhaft erhalten?

Von Frank Czerwonn Aktualisiert: 27.02.2025, 18:44
Auch Popikone Nena gratulierte Bitterfeld. Sie  wurde in der Grünen Lunge von mehr als zehntausend Fans gefeiert.
Auch Popikone Nena gratulierte Bitterfeld. Sie wurde in der Grünen Lunge von mehr als zehntausend Fans gefeiert. (Foto: Frank Czerwonn)

Bitterfeld/MZ. - Vier Tage lang hat Bitterfeld Ende Juni 2024 sein 800-jähriges Bestehen gefeiert. Die Innenstadt zwischen Marktplatz und Grüner Lunge verwandelte sich durchgehend in eine Festmeile mit Bühnen, Aktionsflächen, Fahrgeschäften und Mittelaltermarkt. Die Meinungen danach waren einhellig: Es war ein großartiges Fest. Nun hat die Stadt die Höhepunkte in einem Video zusammengefasst, das die Vielfalt, die Emotionen und die Ausgelassenheit dieser Tage noch mal lebendig werden lässt. Zugleich zieht man finanziell und inhaltlich Bilanz.

Budget mehr als verdoppelt

Wie sieht diese Bilanz des Jubiläumsfests aus, das sich mit der Kunst- und Kulturwoche gar über acht Tage erstreckt hat? Was ist besonders gut gelungen? Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden? Wie sieht der Kassensturz aus? Und was bleibt eigentlich von diesen besonderen Tagen und ihren Angeboten? Carolin Herrmann hat als Chefin der Koordinationsstelle die Ergebnisse im Ortschaftsrat vorgestellt.

Die positive Nachricht vorweg: In der Finanzierung klafft nur eine minimale Lücke. Und dass, obwohl sich schnell gezeigt hatte, dass das ursprüngliche Budget von 200.000 Euro nicht ausreichen würde. „Durch erhebliche Sponsoring-Bemühungen konnte es aber auf 487.322 Euro erhöht werden“, erklärte Herrmann, die auch auf unvorhergesehene Kostensteigerungen einging. Dazu zählten Security-Nachforderungen für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, zusätzlicher technischer Support und spontane Materialbeschaffungen wie Crash-Barrieren, aber auch wetterbedingte Anpassungen wie mehr alkoholfreie Getränke für Künstler und Crews wegen der hohen Temperaturen oder die Aufrichtung umgestürzter Bauzäune nach einem Unwetter.

Viele logistische und technische Herausforderungen

Eine besondere Herausforderung war die Herrichtung der Grünen Lunge, wo es weder Strom- noch Wasseranschlüsse gab. Für Strom sorgten letztlich fast ausschließlich Notstromaggregate, was die Gesamtkosten massiv steigerte. Die Midewa sorgte über eine eigens eingerichtete PE-Leitung für die kostenlose Wasserversorgung. Auch die Sperrung des Ratswalls und eines Teils der Walther-Rathenau-Straße war eine Herausforderung, die vieler Abstimmungen bedurfte. Doch gerade diese Entscheidung erwies sich als Segen für das Fest.

All das sorgte beim Kassensturz für Gesamtausgaben von 492.845 Euro. Damit wurde das Budget um 5.523 Euro überschritten. „Das ist angesichts der Größenordnung der Veranstaltung gering, sollte aber bei zukünftigen Planungen berücksichtigt werden“, so Herrmann. Ein Großteil der Mittel floss in das Programm.

Von Nena bis Goitzsche Front

Was die Besucher an den vier Tagen zwischen Markt, Sommer Lounge, Binnengärtenwiesen, Schumanplatz und Grüner Lunge erleben konnten, war extrem bunt und vielfältig. Höhepunkte waren zweifellos die Konzerte von Nena, Scala & Kolacny Brothers und Goitzsche Front, die wohl weit über 10.000 Besucher anlockten. Die Eröffnungsgala, die historische Ratssitzung und der eindrucksvolle Festumzug waren ebenfalls Publikumsrenner.

Ob im Regionaldorf, auf dem Mittelaltermarkt oder in der Sommerlounge, bei Kreativangeboten von Vereinen, der Kleinkunst auf weiteren Bühnen oder auf den Fahrgeschäften – überall herrschte großer Trubel. Herrmann spricht von 41 Veranstaltungen mit fast 50 Stunden Livemusik. Viele davon kann man im neuen Festvideo entdecken, das man unter: https://t1p./800JahreBitterfeld findet.

Die Sommer Lounge am Rathaus Bitterfeld war zum Stadtfest 2024 immer gut besucht. Gibt es in diesem Sommer eine Fortführung?
Die Sommer Lounge am Rathaus Bitterfeld war zum Stadtfest 2024 immer gut besucht. Gibt es in diesem Sommer eine Fortführung?
Foto: Stadt/Stefan Gries

Doch was bleibt von diesem einmaligen Spektakel, das Bitterfeld so belebt und attraktiv gemacht hat? „Das Jubiläumsfest hat Geschichte und Identität der Stadt eindrucksvoll in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU). Man habe eine neue Wahrnehmung der Stadt erreicht sowie ein neues Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl entwickelt.

Geht Sommerlounge weiter?

Doch auch an konkreten Angeboten will man festhalten. „Die Stadt plant, die Veranstaltungsreihe in der Sommerlounge mit Musik und Kleinkunst in diesem Jahr fortzusetzen“, sagt Stadtsprecher Detmar Oppenkowski. Die Dauer der Bespielung der Sommerlounge 2025 sei allerdings auch eine finanzielle Frage. „Brauchtumsmittel hierfür sind beim Ortschaftsrat Bitterfeld beantragt worden.“ Auch die Erfahrungen mit den Sponsorenaktivitäten werden genutzt. „Das Sponsoringkonzept für die Veranstaltungen ,625 Jahre Wolfen’ und ,Hafenfest’ ist erstellt und Ende 2024 an über 600 Unternehmen verschickt worden.“ Ein weiterer Schwerpunkt sei der Ausbau und die Verstetigung der mit dem Stadtjubiläum entstandenen Netzwerke, um Qualität und Umfang von Veranstaltungen langfristig zu steigern.