Zusammenleben Zusammenleben: Regeln für Alt und Jung

wolfen/MZ - Kinder wollen spielen, Senioren in Ruhe ihren Mittagsschlaf halten. Berufstätige finden wochentags kaum Zeit, um im Haus und der Wohnung etwas zu tun. Sie verschieben ihren Tatendrang auf das Wochenende. Und Babys sind praktisch rund um die Uhr zu hören.
Allen alles recht zu machen, scheint nahezu ausgeschlossen. Zumal die demografische Entwicklung dazu führt, dass immer mehr ältere und ruhebedürftige Menschen mit immer weniger jungen und mobilen Nachbarn zusammenleben. Die Unzufriedenheit wächst. Was allgemein gilt, kann in der sächsischen Stadt Freiberg bereits mit Umfrageergebnissen belegt werden. Während 80 Prozent der Einwohner mit ihren Wohnungen zufrieden wären, würden 70 Prozent der Befragten ihr Wohnumfeld kritisch sehen, sagt Katrin Pilz, die Leiterin des Freiberger Amtes für Soziales und Chancengleichheit.
Das Zusammenleben Angehöriger verschiedener Generation
In der Bergstadt soll eine kinderfreundliche Hausordnung das Zusammenleben regeln. Die Bitterfeld-Wolfener Region soll es den Sachsen gleichtun. Deshalb haben sich die Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld und die Euro-Schulen Bitterfeld/Wolfen vor den Karren gespannt und die Diskussion um eine kinder- und familienfreundliche Hausordnung in Gang gebracht.
Das Zusammenleben Angehöriger verschiedener Generation zu organisieren, ist eine Herausforderung. Das Thema selbst aber offensichtlich noch kein Publikumsmagnet. Die Auftaktdiskussion kürzlich im Wolfener Christophorushaus war kaum mehr als ein Treffen der Offiziellen. „Wir sehen alles als Impuls an“, sagt Volkshochschulvertreterin Martina Marczok-Stück und kündigt analog der Freiberger Vorgehensweise auch für die Bitterfeld-Wolfener Region Umfragen zum Wohnumfeld an.
Ein entspanntes Nebeneinander
Fest steht, dass ein entspanntes Nebeneinander verschiedener Generationen neben Feingefühl auch ganz konkrete praktische Hilfe braucht. Ohne Spielplätze oder Treffs für Zwölf- bis 16-Jährige wird die Jugend nach Alternativen suchen und sicher auch die Parks und Treffs der Senioren in Anspruch nehmen. Reibereien sind abzusehen. Sie entstehen mitunter aber schon bei der Wohnungsvergabe. Ein Rockerpärchen im Rentnerblock ist für die Macher der neuen Hausordnung ein Schreckensszenario.
In Freiberg ist die kinderfreundliche Hausordnung seit 2010 eine Ergänzung zu den klaren Regeln im Mietvertrag der städtischen Wohnungsbauunternehmen. Sie soll Akzeptanz fördern und setzt ebensolche voraus.
Volkshochschule und Euro-Schulen sehen sich in Sachen Hausordnung im Findungsprozess. „Wir wissen noch nicht, was alles reingehört“, sagt Martina Marczok-Stück, regt zum Mitmachen an und fordert Ideen ein.