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Zeit für den Menschen Zeit für den Menschen: Wie Alltagshelfer älteren Menschen das Leben angenehmer machen

Von Andrea Dittmar 13.09.2020, 12:00
Stefanie Krause ist im grünen Shirt gut zu erkennen - für Nachbarn und Freunde, aber auch ihre Klienten.
Stefanie Krause ist im grünen Shirt gut zu erkennen - für Nachbarn und Freunde, aber auch ihre Klienten. André Kehrer

Wolfen - Stefanie Krause ist leicht zu erkennen, wenn sie in Wolfen-Nord unterwegs ist. Oft trägt sie nämlich ein leuchtend grünes T-Shirt. Groß steht hinten „Alltagshelfer“ darauf. Denn nicht nur Nachbarn und Freunde erkennen die 41-Jährige so schon von Weitem.

Sie ist Ehrenamtliche beim Betreuungskreis Sonnenschein und biworegio und kümmert sich um zwei demenzerkrankte Senioren. „Die erkennen mich dann auch, wenn ich an der Tür stehe“, erklärt die Wolfenerin. Denn nicht immer können sich ihre zwei Klienten erinnern, wer vorbeikommen wollte.

Als gelernte Heilerziehungspflegerin hat sie eine helfende Ader und ein Feingefühl für Menschen. Denn die Arbeit mit Demenzpatienten ist herausfordernd.

„Wir müssen nicht hetzen, sondern haben Zeit für den Menschen“

„Gerade am Anfang braucht es viel Vertrauensarbeit und das ist ein hartes Stück“, sagt sie über ihr Ehrenamt als Alltagshelferin und Demenzbegleiterin. Mal erledigt sie für die Senioren Botengänge oder geht mit ihnen spazieren, an anderen Tagen ist sie einfach zum Zuhören da.

„Wir müssen nicht hetzen, sondern haben Zeit für den Menschen“, sagt sie. In Vordergrund steht immer, dass die Betreuten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können und nicht ins Pflegeheim müssen. Die Senioren müssen ihrer Helferin und dem Pflegedienst vertrauen, dass diese im Alltag helfen.

Für Stefanie Krause sind ihre Stunden mit den Senioren etwas besonderes geworden, das sie nicht missen möchte. Oft ist sie auch überrascht, welch trockenen Humor ihre Klientin hat oder was der Senior, den sie betreut, alles erlebte.

Dass sich aus diesem Ehrenamt auch Freundschaften entwickeln können, weiß Alexandra Sube

„Man vertraut sich Geheimnisse an. Ich versuche auch, ihr Erinnern zu leiten, um die positiven Erlebnisse herauszusuchen.“ Denn erst im Alter hätten viele Zeit, das Leben zu reflektieren, eine Demenz hingegen legt einen Schleier darüber. „Manchmal greift mein Klient ein Gespräch von vor zwei Tagen auf“, sagt Krause. Hier bräuchte es eben viel Verständnis für die ältere Generation.

Dass sich aus diesem Ehrenamt auch Freundschaften entwickeln können, weiß Alexandra Sube, die beim Betreuungskreis als Rehabilitationspsychologin arbeitet. Doch es gibt wie in jeder menschlichen Beziehung auch Probleme. Mit denen können sich die Ehrenamtlichen an Sube und ihre Kolleginnen wenden.

Am 29. September beginnt im Mehrgenerationenhaus Bitterfeld-Wolfen die Ausbildung zum ehrenamtlichen Demenzbegleiter. Noch sind Plätze frei, lässt Alexandra Sube wissen. Die Ausbildung umfasst 30 Stunden.

Ausgebildete Alltagshelfer und Demenzbegleiter erhalten einen Aufwandsersatz und regelmäßige Fortbildungen.

Wer die Angebote in Anspruch nehmen möchte, kann telefonisch mit dem Betreuungskreis Kontakt aufnehmen. Dort wird auch über Förderungen, zum Beispiel durch die Pflegekassen und die Wohnungswirtschaften informiert.

Der Betreuungskreis Sonnenschein im Mehrgenerationenhaus ist erreichbar unter Tel. 03494/3689921.

Im Vordergrund stehe immer, es der betroffenen Person so angenehm wie möglich zu machen

Die Klienten kommen entweder selbst ins Mehrgenerationenhaus, oder Angehörige melden sich. Im Vordergrund stehe immer, es der betroffenen Person so angenehm wie möglich zu machen, dass sie Hilfe braucht. „Das ist ein Einschnitt im Leben“, sagt Alexandra Sube. Im Gespräch mit Angehörigen oder Klienten ergibt sich, welche Art Unterstützung am besten sei.

Im engen Austausch stehen auch die Freiwilligen, die nach einer Ausbildung jeden Monat eine gemeinsame Besprechung haben. Dann werden Fälle besprochen, aber es ist auch einfach „Raum zum Schnattern“ da, wie Alexandra Sube und Stefanie Krause einstimmig erklären. Der Betreuungskreis Sonnenschein fährt auch zum Seniorenmarkt oder ist rund um den Weltalzheimertag am 21. September aktiv. (mz)