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Zehn Jahre «Irish Harp Pub» Zehn Jahre «Irish Harp Pub»: Diese verrückte Sehnsucht nach der grünen Insel

Von Irina Steinmann 22.05.2003, 14:17

Wittenberg/MZ. - Mike Hüttenrauch, ein stabiler Mann von 33 Jahren und von Anfang an der Chef im Pub, zieht es vor, mit der Reporterin in diplomatischen, ja druckreifen Sätzen zu sprechen. Und das klingt dann ungefähr so: "Ich bin der Meinung, dass wir keinen Mist einkaufen." Oder: "Ska muss man auch insofern anführen, als wir sehr gut mit dem Beat-Club in Dessau zusammenarbeiten." Oder: "Wir könnten jetzt vielleicht auch den Begriff des Folk-Rock mit anführen." Na, dann machen wir das jetzt mal: Mit Folk hatte schließlich alles angefangen, als Mike Hüttenrauch, Facharbeiter für "Betriebs-Mess-Steuer-und-Regel-Technik" irgendwann seinen Job im Stickstoffwerk schmiss, um einen Imbiss in der Mauerstraße aufzumachen. Das war 1990, sollte allerdings keine Lösung für die Ewigkeit sein. "Irland", sagt er, Irland kam ihm in die Quere. "Ich war Irland-verrückt, es gab für mich kein anderes Land in Europa." Also Irish Pub statt Imbiss.

Mike Hüttenrauch erinnert sich noch sehr genau an die erste Band. Eine Folkband, "Real Feelings". Er hatte sie irgendwo gehört und buchte sofort, gleich zur Eröffnung. "Ich kenn' da noch 'ne Band", sagte dann die erste Band und da waren es schon zwei Bands. So also ging das damals los im Pub 1993. Heute kann sich Hüttenrauch vor Anfragen kaum retten. Kein Tag ohne Angebot. "Wir haben einen schönen Standort zwischen Berlin und Leipzig", und so kommen gelegentlich auch größere Namen vorbei. Heinz-Rudolf Kunze war schon da, die schrägen Jungs von Knorkator und sogar die berühmt-berüchtigte Kelly Family - komplett, wie der Chef versichert. Natürlich hat er sich manchmal eine größere Bühne gewünscht, "vor allem beim Ska", wenn etwa, alles schon dagewesen, ein halbes Dutzend Blechbläser ihre metallenen Fühler ausstrecken, ohne einander Beulen zuzufügen.

"Folk. Blues. Rock" zieht Mike Hüttenrauch die drei Schubladen auf, in die das Repertoire des Pub hineinpasst. Dahinter erstreckt sich ein weites Feld, auf dem neben Blues-Rock auch Soul, Funk und Punk Platz haben. Das war nicht immer so. Am Anfang, sagt er, wollten die Leute immer nur Irish Folk, Folk, Folk hören und Blues, egal ob anspruchslos, Hauptsache Blues. Der Musikgeschmack des Publikums hat sich verändert, aber Hüttenrauch sagt gar nicht "verändert", er sagt "entwickelt": "Man erwartet heute härtere Rhythmen."

Was hören Sie denn selbst am liebsten für Musik, Herr Hüttenrauch? "Mein Geschmack", sagt der Kultur-Wirt diplomatisch, "tut nichts zur Sache." Aber natürlich ist Rock'n'Roll eine feine Sache.

Jubiläumskonzert Sonnabend ab 15 Uhr mit "The Aberlours" (Folk), John Kirkbride und Ferdl Eichner (Blues) und "The Bazookas" (Punk). Eintritt frei.