WM verändert Alltag WM verändert Alltag: So reagieren Arbeitgeber im Altkreis Bitterfeld auf das Fußballinteresse

Bitterfeld - Schon um 16 Uhr am Mittwoch beginnt das letzte WM-Gruppenspiel der DFB-Elf. Für die deutschen Fußballfans bleibt es spannend: Nachdem Jogis Jungs gegen Mexiko verloren und gegen Schweden gewonnen haben, heißt es beim letzten Vorrundenspiel gegen Südkorea nun: alles oder nichts.
Allerdings findet das K.o.-Spiel am Mittwoch bereits um 16 Uhr statt. Zu dieser Zeit arbeiten viele Menschen noch. Wie stillen die Arbeitgeber das Fußballbedürfnis in ihren Belegschaften?
Hanwha Q-Cells: „Wir werden das Spiel zusammen in der Kantine schauen“
Für die Mitarbeiter von Hanwha Q-Cells in Thalheim ist das Spiel Südkorea - Deutschland ein Höhepunkt. „Wir werden das Spiel zusammen in der Kantine schauen“, sagt Jochen Endle von Hanwha Q-Cells. Der Photovoltaik-Hersteller hat seinen Hauptsitz ist Seoul, in Thalheim befindet sich sein Forschungszentrum. „Dort arbeiten Deutsche und Südkoreaner Hand in Hand.
Dass die Teams nun gegeneinander antreten, ist eine spannende Konstellation.“ Daher hat man diese Chance genutzt und das erste gemeinsame Public Viewing während der Arbeitszeit auf dem Firmengelände organisiert. „Wir wollen danach zusammen grillen und hoffen, dass uns - egal, wie das Spiel ausgeht - dieses Gemeinschaftserlebnis noch enger zusammenschweißt.“
In beiden Ländern sei Fußball sehr populär. „Jeder darf und wird natürlich sein Team anfeuern.“ Und so tippt auch der Sprecher des südkoreanisch-deutschen Konzerns auf Neuer, Hummels & Co und meint: „3:0 für Deutschland.“
„EP Würtele“ nutzt für die Übertragung des Spiels einfach die Technik vor Ort
Dass „Die Mannschaft“ bei der Begegnung die Nase vorn haben wird, davon sind auch Hans-Jürgen Präßler und seine Mitarbeiter von „EP Würtele“ überzeugt. Obwohl sie in Bitterfeld regulär bis 18 Uhr arbeiten, haben sie in dem Technikmarkt einen der besten Arbeitsplätze während dieser WM.
Unzählige Fernseher stehen in dem Verkaufsraum und übertragen die Spiele. „Da die Begegnung das Thema Nummer eins ist und wir uns sehr für diesen Sport interessieren, werden auch wir sicherlich die Begegnung zusammenschauen“, sagt Präßler.
Jobcenter lädt zum gemeinsamen Sommerfest mit Public Viewing ein
Auch das Anhalt-Bitterfelder Jobcenter präsentiert den Angestellten am Nachmittag eine Besonderheit. Der Personalrat hat im Anschluss an die jährliche Personalversammlung ein gemeinsames Schauen organisiert. „Das hat sich angeboten“, erklärt Jan Krezeminski, Vorsitzender des Personalrats der KomBA. Mittwochs sei Schließtag bei der Behörde.
Mehr als 300 Mitarbeiter aus Bitterfeld, Köthen und Zerbst sind in das Wasserzentrum in Bitterfeld zur Versammlung eingeladen. Anschließend beginnt 16 Uhr das 1. Sommerfest der KomBA mit dem WM-Spiel – außerhalb der Arbeitszeit.
Andere Arbeitnehmer mit Fußballinteresse in Anhalt-Bitterfeld haben weniger Glück. Bei Bayer Bitterfeld zum Beispiel könne keine Rücksicht auf die WM genommen werden. Das lässt der Schichtbetrieb nicht zu. „Die Mitarbeiter haben nur die Möglichkeit, sich in ihren Pausen auszutauschen“, sagt die Sprecherin des Unternehmens. Auch Karsten Böhme, Produktionsleiter im Bitterfelder Methylcellulosewerk von Dow verneint diese Option. „Wir produzieren kontinuierlich. Das An- und Abfahren unserer Maschinen ist mit Aufwand verbunden.“
Vetter geht auf Busfahrer zu und schneidet die Dienstpläne auf Fußballfans zu
Das Busunternehmen Vetter versucht laut eigenen Angaben die Dienstpläne zur WM auf Fußballfans abzustimmen- soweit es geht. Laut kaufmännischem Leiter Fabian Watzke werden ab 16 Uhr vermehrt Busfahrer im Einsatz sein, die auf das Deutschland-Spiel am ehesten verzichten können. In den vergangenen Jahren seien in diesen Wochen bei Vetter mehr Krankmeldungen eingegangen als sonst.
Auch im Bitterfeld-Wolfener Gesundheitszentrum müssen die Mitarbeiter während der Dienstzeit auf das Fußball-Schauen verzichten. „Trotz aller Fußballbegeisterung steht der Patient im Mittelpunkt und bedarf der ganzen Aufmerksamkeit“, erklärt Krankenhaus-Sprecherin Elke Reifenscheid.
Die Patienten könnten auf den Fernsehern in den Zimmern das Spiel verfolgen. Das Fußball-Schauen auf der Arbeit ist übrigens nur gestattet, wenn es der Arbeitgeber ausdrücklich gestattet, erklärt Jürgen Markowski, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Das gleiche gelte für die Übertragung im Radio. (mz/dop/stsc)