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Wintersorgen in Zörbig Wintersorgen in Zörbig: Räumdienste haben Verträge mit der Stadt gekündigt

Von Stefan Schröter 19.06.2017, 08:14
Mitarbeiter der Stadt Zörbig beräumen Schnee in der Innenstadt. Den Winterdienst auf öffentlichen Plätzen wie den Marktplatz oder auf Wegen am Schloss übernimmt die Kommune. Andere Anbieter erledigen den Rest.
Mitarbeiter der Stadt Zörbig beräumen Schnee in der Innenstadt. Den Winterdienst auf öffentlichen Plätzen wie den Marktplatz oder auf Wegen am Schloss übernimmt die Kommune. Andere Anbieter erledigen den Rest. Archiv/Kehrer

Zörbig - 28 Grad im Schatten, der Sommer steht vor der Tür, aber Zörbigs Bauhofleiter muss jetzt an den Winter denken. Denn beim Räumdienst hat Daniel Niedzial derzeit viele Fragezeichen. Die beiden bisherigen Winterdienste haben nämlich ihre Verträge mit der Kommune gekündigt.

Einmal aus persönlichen Gründen, einmal aus wirtschaftlichen, wie der Bauhofleiter im Haupt- und Finanzausschuss berichtete. „Wir müssen schnell dafür sorgen, dass die Leistung getätigt wird“, berichtete Niedzial dem Ausschuss.

Es geht um die wichtigsten Zörbiger Straßen der Winterdienst-Kategorie 1 in 18 Ortschaften. Bisher hat die Stadt diese Leistung an Firmen vergeben. Beide scheiden aktuell aber für den nächsten Winter aus. Laut Daniel Niedzial gibt es jetzt als Ausweg zwei Optionen.

Neuausschreibung könnte Kosten in die Höhe treiben

Möglichkeit 1: Die Stadt Zörbig vergibt den Auftrag wieder an eine Firma. Der bisherige Partner, der aus wirtschaftlichen Gründen die Hände hob, hätte gerne mehr Planungssicherheit, heißt es. Man favorisiere einen Zehn-Jahres-Vertrag. Niedzial erscheint das sehr lange.

Auch die Kosten drohen zu steigen, sollte der Weg einer Ausschreibung gegangen werden. „Sie würden sich verdreifachen“, fürchtet der Bauhofleiter. In den vergangenen Wintern habe die Kommune 15.000 bis 20.000 Euro für Räumungen ausgegeben.

Der Weg der Ausschreibung birgt noch ein weiteres Risiko. Es ist unklar, wie viele Firmen sich bewerben. Wenn die Stadt Pech hat, meldet sich nur ein Unternehmen mit einem teuren Angebot. Laut Vergaberecht müsse die Kommune aber auch das annehmen, sofern das Angebot nicht anfechtbar ist.

Vor einem solchen Schritt will Niedzial mit den Stadträten noch einmal einen gemeinsamen Blick auf das Straßenverzeichnis richten. Die Frage: Verdient jede Kategorie-1-Strecke wirklich diese Stufe oder könnte sie in Einzelfällen auch heruntergesetzt werden? Dann würde das Auftragsvolumen für den Räumdienst schrumpfen und damit auch der Preis. Doch im Ausschuss warnte Stadtkämmerer Frank Herbsleb: „Wir haben von unserem Haftpflichtversicherer Vorgaben, welche Straßen in die Kategorie 1 gehören.“

Den Gemeinden obliegt die Räum- und Streupflicht. Nach den Worten von Niedzial umfasst das alle Straßen der Kategorie 1. Diese Pflicht kann die Kommune aber auch von Unternehmen erledigen lassen.

Übernimmt die Stadt den Winterdienst komplett?

Möglichkeit 2: Die Stadt Zörbig erledigt künftig den Winterdienst komplett selbst. Dafür müsste nach Einschätzung von Niedzial aber ein zusätzliches Räumfahrzeug angeschafft werden. Und Niedzial fürchtet offenbar Kapazitäten-Probleme, sollte keine Kategorie-1-Straße heruntergestuft werden.

Schon jetzt räumt die Kommune öffentliche Plätze und Wege wie auf dem Marktplatz oder am Schloss. Dafür setzt der Bauhof laut Niedzial fünf Multicars ein. Würden auch die Kategorie-1-Straßen auf die Agenda kommen, würde der Bauhof ein Multicar für den Einsatz auf den Asphaltstrecken umrüsten. „Bisher haben wir nicht die große Technik für den Winterdienst“, sagte Bürgermeister Rolf Sonnenberger.

Personelle Probleme gebe es für diese Option jedenfalls nicht. Neben den Bauhof-Mitarbeitern könnten auch Kräfte aus dem Friedhofsbereich sowie Hausmeister als Fahrer eingesetzt werden, hieß es im Ausschuss.

Die Ausschussmitglieder waren sich am Mittwoch noch uneins, was der Königsweg ist. Stadtrat Hans-Joachim Rieger (SPD) steht einer Ausschreibung skeptisch gegenüber: „Bei schlechtem Wetter zahlen wir viel und kriegen wenig.“

Andere Kommunen der Region setzen ebenfalls auf Fremdleistungen

Im Altkreis Bitterfeld setzen bisher alle Kommunen auch auf Fremdleistungen. Die Firma Toko ist zum Beispiel 2016/2017 in Bitterfeld-Wolfen und in Raguhn-Jeßnitz im Winterdienst tätig gewesen. In Sandersdorf-Brehna teilen sich genau wie in der Gemeinde Muldestausee Bauhof und Firmen das Räumen der Straßen und Plätze.

In Muldestausee sind nach Angaben aus der Verwaltung drei unterschiedliche Betriebe im Winterdienst aktiv. In Zörbig sind nun die Fraktionen gefragt: Welche Variante favorisieren sie? Damit will sich der Bauhofleiter auch Rückhalt für die Entscheidung holen. (mz)

Zahlreiche Straßen in Zörbig befinden sich laut Satzung in der wichtigsten Priorität. Das sind in Zörbig unter anderem die Lange Straße, die Lindenstraße, die Friedrichstraße oder die Kirchgasse.

Hinzu kommen zum Beispiel in Wadendorf die Dorfstraße, in Stumsdorf die Bahnhof- und die Ladestraße, in Schrenz die Buswarteschleife. (mz/stsc)