Wie sicher sind Brunnen? Wie sicher sind Brunnen?: Grundstücksbesitzer in Bitterfeld sorgen sich um Altlasten im Untergrund

Bitterfeld - Mal ist es klar wie frisches Quellwasser, mal ist die Probe braun und trüb. Lothar Ritzki untersucht sie alle. Der Maschinenbauingenieur im Ruhestand kümmert sich in seiner Freizeit um die Sicherheit des Grundwassers in Mitteldeutschland. Regelmäßig fährt er durch die Region und nimmt das unter die Lupe, was die Interessenten anbringen.
Zum Beispiel das Wasser von Klaus Rißland. Der Kleingärtner sorgt sich um die Qualität des Brunnenwassers in seinem Garten im „Kühlen Grund“ in Bitterfeld. „Ich habe ihn erst übernommen, ich möchte wissen, ob ich damit auch mein Gemüse gießen kann“, erklärt er.
Grund für die Sorge ist das, was in der Region viele befürchten: Altlasten der Chemieindustrie. „Man weiß ja, dass früher alles mögliche in den Boden gelangt ist, da will ich schon Sicherheit haben“, so Rißland. Er ist einer von rund 50 Anwohnern aus der Region, die zur Untersuchung nach Bitterfeld gekommen sind.
In Bitterfeld gibt für die Wasseruntersuchung großen Andrang
Ritzki, der das Wasser begutachtet, meint: „Das ist heute ein Teilnehmerrekord.“ Kurz zuvor war er in Zörbig. „Dort waren innerhalb einer Stunde gerade mal zwei Leute da.“ In Bitterfeld gibt es dagegen so großen Andrang, dass die angesetzte Stunde nicht für alle reicht. Die Unsicherheit um das Bitterfelder Grundwasser ist also groß. Für Rißlands Wasser aus der Kleingartenanlage kann Ritzki aber Entwarnung geben. Der pH-Wert und die Nitratbelastung sind innerhalb der Grenzwerte. Rißland ist erleichtert.
Ein Grundstücksbesitzer aus Jeßnitz hat eine eher trübe Brühe mitgebracht. Doch auch hier kann Ritzki beruhigen. „Es ist sehr viel Eisen im Wasser, daher kommt die Verfärbung.“ Zum Gießen lasse sich das Wasser bedenkenlos verwenden.
Verein verzeichne derzeit ein gesteigertes Interesse an den Beratungen
Ritzki ist im Auftrag der Arbeitsgruppe für Umwelttoxikologie unterwegs - ein Verein aus dem sächsischen Mittweida. Dort übernimmt Ramona Stephan die Koordination und erklärt, wie der Verein arbeitet: „Wir haben vier Ehrenamtliche, die fast in ganz Ostdeutschland unterwegs sind. Einige Untersuchungen können wir direkt vor Ort machen, für andere schicken wir die Proben ins Labor.“
Der Verein verzeichne derzeit ein gesteigertes Interesse an den Beratungen. „Das liegt unter anderem daran, dass sich viele Leute Brunnen bohren lassen, was wiederum mit der großen Trockenheit der vergangenen Jahre zusammenhängt“, erklärt sie. Rund zwei Drittel der Untersuchungen beträfen Brunnenwasser, ein Drittel Leitungswasser. Hinzu kommen Bodenproben, die ebenfalls in Labore geschickt werden. Auf das Ergebnis müssen die Interessenten dann rund 14 Tage warten.
„Die Giftblase wandert ja im Untergrund. Das bereitet schon große Unsicherheit.“
Gespannt auf das Ergebnis ist auch ein Mann aus Wolfen-Nord, der gleich zwei Brunnen auf dem Grundstück hat. Einen eher flachen, rund sieben Meter tief, und einen Tiefbrunnen, der ein paar Dutzend Meter in den Untergrund reicht. „Das Wasser aus dem Tiefbrunnen ist verseucht - wegen der Giftblase unter Bitterfeld“, sagt er. Wie es um das Oberflächenwasser steht, wird sich erst nach eingehenden chemischen Untersuchung zeigen.
Den Begriff „Giftblase“ nutzen hier viele, er ist es, der in Bitterfeld Sorge bereitet. Doch nicht nur dort. Peter Mittag aus Jeßnitz ist sich sicher: „Die Giftblase wandert ja im Untergrund. Das bereitet schon große Unsicherheit.“ Doch auch in seiner Probe des Brunnenwassers kann Klaus Ritzki keine bedenklichen Werte feststellen. „Trinken würde ich es nicht, aber als Gießwasser ist es gut geeignet.“ (mz)
Die Arbeitsgruppe für Umwelttoxikologie bietet am 9. Juli auf ihrer Beratungsveranstaltung in Pouch wieder die Möglichkeit, Wasser- und Bodenproben gegen einen kleinen Unkostenbeitrag untersuchen zu lassen.
Neben dem pH-Wert und der Nitratkonzentration können auch verschiedene Einzelparameter überprüft werden. Dazu sollte frisch abgefülltes Wasser (circa ein Liter) in einer Flasche mitgebracht werden.
Für die Bodenprobe wird eine Mischung von rund 500 Gramm, die an mehreren Stellen entnommen wurde, benötigt.
Die Beratung findet von 11 bis 12 Uhr in der Gemeindeverwaltung, Neuwerk 3, statt.