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Mit dem Bus aus dem Frust? Wie geht es Reiseunternehmen aus Anhalt-Bitterfeld im zweiten Corona-Jahr?

Viele Reiseunternehmen sind wirtschaftlich angeschlagen. Wie es Vetter Touristik und Rausch Reisen im zweiten Corona-Jahr geht.

Von Robert Martin 21.11.2021, 09:00
Birgit und Kristin Vetter vom Reiseunternehmen Vetter Touristik aus Salzfurtkapelle vor einem ihrer Busse
Birgit und Kristin Vetter vom Reiseunternehmen Vetter Touristik aus Salzfurtkapelle vor einem ihrer Busse (Foto: Andreas Stedtler)

Salzfurtkapelle/Schortewitz/MZ - Die vierte Corona-Welle rollt, die Busse aber auch: Während Reisen im vergangenen Winter aufgrund des Lockdowns quasi unmöglich waren, sieht es in diesem Jahr anders aus. Viele Menschen trauen sich wieder in Flugzeuge, Reisebusse oder auf Kreuzfahrtschiffe. Allerdings befinden sich viele Reiseunternehmen nach eineinhalb Jahren Pandemie in einer wirtschaftlich angespannten Situation. Wie sind die Busunternehmen Vetter Touristik aus Salzfurtkapelle und Rausch Reisen aus Schortewitz bisher durch die Krise gekommen?

Noch im Sommer hatte Geschäftsführerin Kristin Vetter im Gespräch mit der MZ besorgt auf den Winter, das „Damoklesschwert Corona und die Delta-Variante“ geschaut. Ihre Befürchtungen hätten sich nicht bewahrheitet, bilanziert sie heute. Die aktuelle Situation sei „nicht schlechter als erwartet“, so die Geschäftsführerin. „Unser Unternehmen ist verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen.“ Der Winter sei im Vergleich zu den wärmeren Monaten grundsätzlich die schwächere Saison - keine große Reisezeit, dafür aber Buchungszeit. „Die kommen zwar langsamer, aber sie kommen“, sagt Kristin Vetter dazu.

Die Zahlen liegen noch immer deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau

In den Wintermonaten sehr beliebt seien die auch 2021 bevorstehenden Adventsfahrten, beispielsweise auf die berühmten Weihnachtsmärkte in Quedlinburg, Potsdam und Dresden. 14 Busse sind angemeldet und auf Achse. Die Nachfrage sei da. Auch im Sommer, als die Inzidenzen niedrig waren, nutzten viele Kunden die Chance auf Busreisen. Hoch im Kurs standen laut Vetter die polnische Ostsee, Ziele im Nachbarland Österreich oder Fahrten an den Gardasee. Aber auch Kreuzfahrten seien so stark wie nie nachgefragt worden. Zudem waren Flugreisen auf die Kanaren oder nach Griechenland gut gebucht.

Im Vergleich zu den beiden Vorjahren sehe die Situation 2021 für das Unternehmen zwar deutlich besser aus als 2020, dennoch lägen die Zahlen deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. „Letztes Jahr war Null, jetzt sind wir bei 50, sonst sind wir bei 100.“ Auch dank der staatlichen Hilfen, wie sie betont. Ob es im kommenden Jahr wieder wird wie vor der Pandemie? Für 2022 ist Vetter „sehr optimistisch“. Doch bereite ihr die anhaltend hohe Inflationsrate Sorge, die weltweit für steigende Preise sorgt. Auch fehlen Fachkräfte, vor allem Reisebusfahrer suche man händeringend.

„Wenn Sie reisen wollen, sollten sie es machen“

Was rät sie Menschen, die wegen der angespannten Corona-Lage unsicher sind, ob sie eine Reise antreten oder buchen sollen? „Wenn Sie reisen wollen, sollten sie es machen“, sagt Vetter. Zudem sei Reisen ihrer Einschätzung nach sehr sicher. Ihr seien nur wenige Situationen bekannt, in denen sich Menschen dabei mit dem Virus angesteckt haben.

Ähnliches berichtet auch Peter Rausch vom Schortewitzer Familienunternehmen Rausch Reisen. Überstanden sei die Phase von Oktober bis Juli, in der „überhaupt nichts“ ging. „Die Zeit war schwierig. Wenn wir die staatlichen Corona-Hilfen nicht bekommen hätten, hätten wir die letzten eineinhalb Jahre nicht überstanden“, gibt er zu. Nun sei die Situation deutlich besser. „Wir haben jetzt sehr gute Buchungszahlen. Die Leute vertrauen uns.“

Mario und Peter Rausch (von links) fahren ihre Kunden noch selber.
Mario und Peter Rausch (von links) fahren ihre Kunden noch selber.
(Foto: Bartl)

Beliebte und ausgebuchte Ziele seien Tagesfahrten auf die Weihnachtsmärkte

In die Zukunft blicke er „sehr zuversichtlich“. Nicht zuletzt, weil der treue Kundenstamm des Unternehmens oft schon dreifach geimpft ist.

Beliebte und ausgebuchte Ziele seien Tagesfahrten auf die Weihnachtsmärkte in Erfurt, Celle und Goslar und Wochenendausflüge nach Hamburg und Oberwiesenthal. Auch die fünftägigen Silvesterfahrten nach Stade und in den Spessart seien ausgebucht, im neuen Jahr sind Skireisen für Köthener und Bitterfelder Schulen nach Österreich geplant.

Für diejenigen, die aktuell mit dem Reisen hadern, hat er einen simplen Rat: „Von Schnäppchen rate ich ab, da sind die Hygienebedingungen oft unzureichend.“