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Vier Tonnen am Kranhaken Wie die Glocken der Bitterfelder Bauermeisterkirche in Rösa eine neue Heimat finden

Von Michael Maul 14.08.2021, 12:00
Der rund vier Tonnen schwere Glockenstuhl neben der Rösaer Kirche  hängt am Haken des Kranes.
Der rund vier Tonnen schwere Glockenstuhl neben der Rösaer Kirche hängt am Haken des Kranes. (Foto: Maul)

Rösa/MZ - Weit war die Reise des rund vier Tonnen schweren hölzernen Glockenstuhles in Rösa nicht. Aber sie war wichtig. Denn sowohl das große Gestell, in dem die beiden Stahlglocken hingen, als auch das Fundament waren sanierungsbedürftig. Mit einem Kostenumfang von rund 130.000 Euro soll nun alles wieder in Schuss gebracht werden, so dass die Glocken noch in diesem Jahr wieder zu hören sein werden.

Für die Mitarbeiter der Chemnitzer Zimmerei-Firma Hiller war es keine komplizierte Aufgabe. Zuerst wurden die unteren Stützbalken des Gestühls vor Ort erneuert und danach kam der Transport mit dem großen Kran. Dieser Ortswechsel diente dazu, die maroden Fundamente freizulegen und sie für die Sanierung vorbereiten zu können. Deshalb habe man den Glockenstuhl auch gleich neben seinem ursprünglichen Standort abgestellt.

Vorbereitungen zum Transport mit dem großen Kran.
Vorbereitungen zum Transport mit dem großen Kran.
(Foto: Maul)

Lediglich der Kranführer musste genau eingewiesen werden, da sein Blick durch die großen Bäume am Kirchhof versperrt war. Für den Spezialisten war aber auch das kein Problem. „Ich hatte schon ganz andre Teile am Haken“, meinte er lachend. Vier Tonnen seien so etwas wie ein Kinderspiel.

„Wenn die Fundamente dann fertig sind, können wir den Rücktransport in Angriff nehmen“, sagt Pfarrer Albrecht Henning, der die Aktion genau beobachtete. Danach müssten dann noch die Glocken eingehangen werden, was sicherlich nicht leicht wird.

Das Besondere dabei sei, dass die alte Rösaer Glocke aus dem 15. Jahrhundert schon lange nicht mehr läuten konnte. „Diese Glocke mit der Aufschrift ,Hilf, Gott, aus aller Not! Amen. Johann von Lobeda machte mich’ muss in einer Spezialwerkstatt in einem komplizierten Schweißverfahren wieder repariert werden“, erklärt Henning. Dabei müssten auch die defekten Kronenhenkel wieder angebracht werden.

Das Fundament  wird jetzt saniert.
Das Fundament wird jetzt saniert.
(Foto: Maul)

Neu sind die beiden anderen Glocken, die aus der Bitterfelder Bauermeisterkirche den Weg nach Rösa genommen haben. Nach der Entwidmung des Gotteshauses waren sie auf Antrag hin der Kirchengemeinde Rösa geschenkt und aus der Bauermeisterkirche geborgen worden. Die große Glocke aus dem Jahr 1906 trägt die Aufschrift „Hoffnung“, die kleinere aus dem Jahr 1922 die Inschrift „Zur Ehre Gottes ruft mein Schall. Ihr Christen kommet all. Gebt unserem Gott die Ehre.“ Danach werde das Läutwerk noch elektrifiziert, so dass niemand mehr zum Läuten Hand anlegen muss.

„Wenn alles klappt, können wir getrost der Inschrift noch in diesem Jahr einen Gottesdienst feiern, an dem neben vielen Christen auch andere Gäste teilnehmen“, wünscht sich Pfarrer Henning.