Neues Heimatmuseum Wie Bobbau mit einem historischen Butterfass die Geschichte des Ortes erzählen will
Einst wurde Milch vor Ort noch per Butterfass verarbeitet. Nun soll solch ein historisches Gerät wiederbelebt werden.
Bobbau - Auch nach über 100 Jahren tut das Holzfass mit der Metallkurbel seinen Dienst noch einwandfrei. Matthias Berger hat es eigenhändig ausprobiert. „Es dreht sich alles, der Behälter ist dicht. Das funktioniert wunderbar“, sagt der Bobbauer Ortsbürgermeister.
Doch was steckt nun hinter dem Holzgerät? Auch da kann Berger weiterhelfen, schließlich ist er Mitglied im Verein „Geschichte(n) bewahren“ und das Fass stammt aus dem Fundus der Gruppe. Einst wurde damit Milch zu Butter verarbeitet. Und zwar direkt vor Ort in Bobbau. Hier betrieben die Urgroßeltern der Vereinsvorsitzenden Birgit Heinecke einst den Gasthof „Max Bölke“. Zwischen 1910 und 1920 schafften sie dafür das Butterfass an.
2022 soll dann auch das Hexenstübchen als Vereinsgaststätte wiederbelebt werden
Nach dem Verkauf der Gaststätte im Jahr 1936 wurde das Gerät zwar in den Familienbesitz gerettet, geriet aber über die Jahrzehnte in Vergessenheit. „Seitdem fristete es ein trauriges Dasein“, sagt Berger. Doch das soll nun bald vorbei sein. Denn die Vereinsmitglieder haben ambitionierte Pläne. Noch dieses Jahr wollen sie in Bobbau ein neues Heimatmuseum eröffnen und dort Exponate aus dem ehemaligen DDR-Museum zeigen.
2022 soll dann auch das Hexenstübchen als Vereinsgaststätte wiederbelebt werden - mit Lesungen, geselligen Abenden und Kaffee aus historischen Tassen. Und da kommen auch Objekte wie das Butterfass ins Spiel. Denn der Verein will seinen historischen Fundus nicht bloß ausstellen, sondern auch die Geschichten dahinter erzählen.
Milchtankstelle der Agrofarm Raguhn in der Schäferstraße
Mit Hilfe der historischen Gegenstände soll das Bobbau vergangener Tage erlebbar gemacht werden. Etwa für Schüler aus dem Ort. Der Verein plant, Projekttage anzubieten. Unter anderem könnten die Kinder dabei auch lernen, auf welche Art und Weise zu Zeiten ihrer Vorfahren Butter hergestellt wurde.
Wie das aussehen mag, hat Berger bereits im Kopf. Erster Stopp: Die Milchtankstelle der Agrofarm Raguhn in der Schäferstraße. Sie liefert den „Rohstoff“, den die Schüler anschließend mit dem alten Fass aus dem Gasthof „Max Bölke“ selbst zu Butter verarbeiten könnten, um diese anschließend zu verspeisen, versteht sich. „So können die Kinder sehen, wie lang der Weg ist, bis sie ihre Butter aufs Brot streichen“, sagt Matthias Berger.
„Bobbau selbst war immer ein durch Bauern geprägtes Dorf“
Dabei würde zwangsläufig auch ein Stück Heimatgeschichte vermittelt. „Bobbau selbst war immer ein durch Bauern geprägtes Dorf“, weiß der Ortsbürgermeister. In den schweren Jahren um die Weltkriege sei das Essen da durchaus mal knapp gewesen. Und dann habe die Gaststätte eben Butterbrote angeboten.
Wenn die Pläne des Vereins aufgehen, soll dieselbe Butter nun bald wieder aufgestrichen werden. Und die scheinbar bereits beendete Geschichte des Fässchens aus Heineckes Hausstand damit nach Jahrzehnten weitererzählt werden. (mz)