Werbevereinbarung mit Q-Cells Werbevereinbarung mit Q-Cells aus Thalheim: Insolvenzverwalter verklagt Borussia Dortmund

Thalheim - Nach der Q-Cells-Pleite vor bald fünf Jahren läuft weiterhin das Insolvenzverfahren. Das hat jetzt auch der Fußballverein Borussia Dortmund (BVB) zu spüren bekommen, bei dem der Solarzellenproduzent einst Sponsor war.
Der Insolvenzverwalter des Q-Cells-Rechtsnachfolgers „Global PVQ SE“ verklagt derzeit den Bundesligisten vor dem Landgericht Dortmund. Es geht um 1,4 Millionen Euro. So viel Geld hatte Q-Cells vor seiner Pleite an den BVB gezahlt, um vorzeitig aus dem Sponsoring-Vertrag herauszukommen.
Wusste das BVB-Management von der drohenden Insolvenz des Solarzellenproduzenten?
Die Frage ist: Wusste das BVB-Management damals von der drohenden Zahlungsunfähigkeit bei dem Bitterfeld-Wolfener Solarzellenproduzenten? Ja, sagt der Insolvenzverwalter - und fordert deswegen die 1,4 Millionen Euro zurück. Das BVB-Management und seine Anwälte halten dagegen: Borussia Dortmund habe keineswegs mit einem Insolvenzantrag von Q-Cells rechnen müssen. Das berichtet die Tageszeitung Ruhr-Nachrichten, die den Prozessauftakt vor wenigen Tagen in Dortmund verfolgte.
Falls der BVB doch mehr wusste, als er zugibt, dann sehen die Klageaussichten für den Q-Cells-Insolvenzverwalter offensichtlich recht gut aus. Denn sofern die drohende Pleite dem Fußballverein bekannt war, könne man die Zahlung anfechten, meint Gerichtssprecher Thomas Jungkamp. Es müsse geklärt werden, ob mit dem Sponsoring-Aufhebungsvertrag vor der Pleite andere Q-Cells-Gläubiger benachteiligt wurden.
Laut Jungkamp hat das Gericht in dem Streit jetzt einen außergerichtlichen Vergleich zwischen beiden Parteien angeregt. Der Vorschlag der Kammer: Borussia Dortmund zahlt 75 Prozent der geforderten 1,4 Millionen Euro.
Misslingt eine Einigung, treffen sich beide Seiten wieder vor Gericht. Dann könnte der Richter entweder ein Urteil sprechen oder eine Beweisaufnahme anordnen.
Der Werbedeal zwischen BVB und Q-Cells war ursprünglich auf fünf Jahre angelegt
Borussia Dortmund vermeldete am 3. April 2012 auf seiner Internetseite das Ende der Zusammenarbeit mit dem Thalheimer Unternehmen, das an diesem Tag seinerseits Insolvenzantrag einreichte. „Das Unternehmen Q-Cells SE hat sich dazu entschieden, sein Sponsoring-Engagement bei Borussia Dortmund mit Ablauf der Saison 2011/12 zu beenden“, verkündete der BVB damals auf seiner Internetseite. Die Zusammenarbeit mit Q-Cells hatte Mitte 2011 begonnen. Sie war laut BVB auf fünf Jahre angelegt.
Dann kam die Insolvenz. 1.300 Beschäftigte des Solarunternehmens mussten um ihren Arbeitsplatz fürchten. Wenige Monate später konnte der Insolvenzverwalter die Rettung aus Fernost verkünden. Hanwha stieg bei Q-Cells ein und übernahm große Teile der gesamten Unternehmensgruppe. Eine Entwicklung wie nebenan bei Sovello, wo plötzlich über 1.000 Menschen arbeitslos waren, blieb aus. Doch der Preis war hoch: Auch bei Hanwha Q-Cells mussten seit der Übernahme hunderte Mitarbeiter gehen. Die Produktion in Thalheim wurde gestoppt und nach Asien verlagert.
Nicht das erste Gerichtsverfahren unter dem aktuellen Insolvenzverwalter von Q-Cells
Davon losgelöst hat der Q-Cells-Insolvenzverwalter stetig weiter gearbeitet. Zum Gerichtsverfahren gegen den BVB gibt es keinen Kommentar. Nur ein paar dünne Sätze zum Insolvenzverfahren: „Der Zeitpunkt der Aufhebung ist derzeit nicht absehbar“, teilt ein Sprecher mit. Eine aktuelle Höhe der Insolvenzforderungen nennt er nicht. Laut dem Amtsgericht Dessau-Roßlau lag der Betrag Ende 2014 bei über einer Milliarde Euro.
Der BVB ist nicht der erste Betroffene, der von den Insolvenzverwaltern vor Gericht gezogen wird. Auch ein früherer Firmenberater wurde verklagt, auch eine Bank und eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ex-Managern von Q-Cells drohte ebenfalls Ärger. (mz)