Von einem Engel auf Erden
WOLFEN/MZ. - Die gemeinsame Zeit, die sie mit ihrem Engel verbringen konnte, der den Vornamen Heinrich trug, habe sie genossen, habe sie intensiv gelebt. Es war eine Zeit, die unvergessen bleibt. "Ich bin dankbar - mit ihm waren es die schönsten Jahre meines Lebens."
Eva-Maria Engel bleiben die Erinnerungen, bleiben die Bilder, bleibt der Name, den sie stolz trägt. Nachdem sie ihren Mann kennen lernte, glaubt die 57-Jährige, die am Montag ihren Geburtstag feierte, an Engel. Engel auf Erden. "Einen Schutzengel habe ich wohl auch", ist sie sich sicher, denn in ihrem Leben saß sie nicht immer auf der Sonnenseite. Eines habe sie jedoch gelernt. "Man muss es selbst in die Hand nehmen." Es gehe nur weiter, wenn man sich engagiere und sich nicht hängen lasse - egal welchen Zunamen man auch trage.
Eva-Maria Engel hat nicht nur einen "Traumnamen", sondern auch einen "Traumjob", berichtet sie. Sie leitet seit 1993 das Stadtarchiv. "Für mich sind Archive der Himmel der Geschichte", meint sie. Diese Arbeit sei für sie eine ganz besondere. "Wir sind die Hüter der Vergangenheit." Das sei nicht die Aufgabe von nur einer Person, sondern eines Teams. Mit dem arbeite sie gern zusammen, könne sich darauf verlassen, möchte es nicht mehr missen. Jeder habe eine Vergangenheit, ob es sich dabei um eine Stadt oder einen Menschen handele. Eine Vergangenheit, die man in Ehren halten sollte, davon ist Eva-Maria Engel überzeugt. Wenn sie sich an ihre Kindheit erinnert, dann denkt sie an Glück, an ihren Vater und die große Familie zu der auch die Mitarbeiter ihrer Eltern gehörten. Diese führten von 1953 bis 1970 eine Fleischerei in Wolfen. Und das Weihnachtsfest war für alle immer etwas ganz Wunderbares.
Deshalb brachte die große Eva-Maria die Geschichte der kleinen Eva-Maria zu Papier. Schrieb über Fleischergesellen, Verkäuferinnen, über Rosel, mit der sie lachte, sang, spielte und über ihren Vater, der auch in der Weihnachtszeit nicht zur Ruhe kam und zwischen Bauernhöfen und Fleischergenossenschaft pendelte. Doch am Heiligen Abend waren sie alle zu Hause. "Der Zauber war ein ganz besonderer", notierte Eva-Maria Engel. Ihre erste Puppe, die sie bekam, nannte sie Klaus. Sie verriet, dass sie manchmal heimlich durchs Schlüsselloch guckte, um zu erspähen, was ihr der Weihnachtsmann in diesem Jahr unter den Baum gelegt hatte. "Was waren das für Zeiten", denkt sie zurück.
Dass sie einmal den Namen Engel tragen würde, die Wolfenerin hätte es wohl nie gedacht. Wer führt schon ein engelhaftes Leben? Aber der Name sei schließlich auch ein wenig Verpflichtung, lächelt sie.