Volle Kraft voraus Volle Kraft voraus: Von Dresden nach Hamburg
Wittenberg/MZ. - Einhundert Stunden von Dresden bis Hamburg? Was Autofahrer als Angriff auf ihr Leben betrachten würden, ist für Segler der reine Genuss. Daran kann selbst der Regen nichts ändern, der zurzeit sogar normale Fahrbahnen in Wasserstraßen verwandelt. 37 Segler sind am Mittwoch am alten Strombad in Wittenberg vor Anker gegangen. Bester Laune, obschon "kein Faden am Leib" mehr trocken war, wie Hartmut Herrlich nach dem Landgang feststellt.
Insgesamt legen die Frauen und Männer sechshundert Kilometer auf der Elbe zurück. Gestartet sind sie am Montag, Punkt elf Uhr in Dresden. Ihr Ziel: Hamburg-Blankenese. Der Törn ist eine Gemeinschaftsaktion mit der ersten Wassersportgemeinschaft Wittenberg, einem Traditionsverein seit 1962 mit drei Abteilungen und 115 Mitgliedern. Horst Haberland ist Vorsitzender der Abteilung Segeln und wie Hartmut Herrlich unterwegs in die Hansestadt. Sein Schiff hat er "Undine" getauft, sehr passend. Herrlichs 15-Meter-Jolle trägt den interessanten Namen "Flying P", womit der promovierte Computerspezialist aus Elbflorenz an die imposanten Fünf-Master erinnern möchte, die zu besseren Zeiten über die Meere kreuzten.
Wenn Herrlich, der "im wahren Leben" Dozent an einem privaten Bildungsinstitut in Dresden ist, über die alte Dame Elbe spricht, gerät er ins Schwärmen. Sie sei nicht nur das größte Binnenrevier Deutschlands, sondern eine der schönsten Landschaften. Dabei ist eins so klar wie der Regen, der vom Himmel pladdert: "Die schönsten Ufer der Welt liegen an der Elbe bei Dresden." Diese Behauptung habe weniger mit Lokalpatriotismus zu tun, als vielmehr mit der Realität.
Herrlich muss es wissen. Seit 25 Jahren schippert er den Fluss hinauf und hinunter. Nun hat er ein Buch geschrieben mit vielen nautischen Informationen für Segler, inklusive Karten und detaillierten Beschreibungen bedeutender Städte, die das Bild der Elbe prägen.
Bei aller Leidenschaft fürs Segeln kommt aber auch Hartmut Herrlich nicht umhin, die Tour nach Hamburg als Schinderei zu bezeichnen. Aufgrund des Wetters werden die Segel nur selten gehisst. "Wir fahren 600 Kilometer stromaufwärts, und das bedeutet 100 Stunden Motorenlärm", erklärt er. Dafür benötigt jedes der sechzehn Boote etwa 200 Liter Benzin, "und die müssen auch noch mitgeführt werden". Überhaupt sei die Logistik nicht ganz einfach gewesen. Auf die Frage, was ein Mensch, der sich solchen Strapazen aussetzt, sein sollte, sagt Herrlich: "Stäbig." Was wohl soviel heißen soll wie locker, lässig, unkompliziert.
Informationen zum Elbe-Buch von Hartmut Herrlich unter [email protected].