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Villa am Bernsteinsee in Bitterfeld  Villa am Bernsteinsee in Bitterfeld : Kampf um den Spielplatz

Von Frank Czerwonn 24.02.2015, 09:27
Die Möwe zierte einst die Spitze des Klettergerüsts.
Die Möwe zierte einst die Spitze des Klettergerüsts. Archiv/Ruttke Lizenz

Bitterfeld - Der verschwundene Spielplatz an der Bernstein-Villa bewegt weiter die Gemüter in Bitterfeld-Wolfen. Jetzt hat der Jugendbeirat die Initiative ergriffen. Er will sich mit dem Verlust des beliebten Spielareals an der Goitzsche nicht abfinden. „Deshalb werden wir uns mit dem Vorstand der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld treffen“, erklärt Beirats-Chef Kevin Bonk. Ein Termin sei bereits fest vereinbart.

Kosten übersteigen das Budget

Die Kreissparkasse ist Eigentümerin des Geländes und auch der Villa. Sie hatte 2005 den dortigen Spielplatz bauen lassen. Klettergerüst, Rutsche, Holzschiff und Piratenturm entwickelten sich rasch zu Publikumsmagneten. Doch mit den Jahren nagte der Zahn der Zeit an den hölzernen Spielgeräten. Deshalb wäre laut Andreas Czaja vom Vorstand der Kreissparkasse jetzt eine Generalreparatur ebenso nötig gewesen wie die Neuanschaffung mancher Geräte. Kosten: ein hoher fünfstelliger Betrag. „Das wäre betriebswirtschaftlich nicht vertretbar gewesen“, erklärte Czaja. Deshalb wurden die Spielgeräte abgebaut. Ein neuer Spielplatz ist dort nicht geplant.

Für den Jugendbeirat war diese Aktion ein Schock. „Wir sind aus allen Wolken gefallen“, sagt Bonk. Und sein Stellvertreter Morris Krause erklärt, wieso man den Verlust gerade dieses Spielplatzes als so dramatisch empfinde: „Einerseits wollen wir die Goitzsche zu einem Besuchermagneten entwickeln und auf der anderen Seite soll ein bereits seit Jahren dort funktionierendes und beliebtes Freizeitangebot ausgerechnet für Kinder sang- und klanglos verschwinden? Das geht so nicht.“

Grünfläche statt Spielplatz so sieht nach dem Willen der Sparkasse als Eigentümer die Zukunft der bisherigen Spielplatzfläche aus. Das hat viel Kritik ausgelöst. So bedauerte Thomas Eisel vom Ingenieurbüro für Garten- und Landschaftsplanung aus Mühlbeck, der den Spielplatz entworfen hatte, das Vorgehen: „Er war einer meiner besten Spielplätze und hoch frequentiert.“

Auch auf mz-web.de gab es viele Reaktionen. „In dieser Stadt sind Kinder einfach nicht so wichtig und kosten nur Geld. Schade, wo sie doch unsere Zukunft sind und wir ihnen etwas bieten sollten. Ich bin überzeugt, dass die Sparkasse nach der Reparatur des Spielplatzes nicht bankrott wäre“, schreibt K. Täschner.

Und Andreas Buser meint: „Wie so oft werden in Bitterfeld erst Tatsachen geschaffen und dann darüber geredet. Selbst die Sparkasse bekommt es nicht hin, mit anderen zu reden und so Leute zu finden, denen der Spielplatz wichtig ist und die ein paar Euro lockermachen. Hier geht es nicht nur um einen Spielplatz, es geht um die positive Entwicklung unseres Umfeldes.

Deshalb habe man sich an die Sparkasse gewendet. „Wir wollen mit dem Vorstand sprechen und deutlich machen, wie wichtig dieser Spielplatz ist.“ Der Beirat, der sich extra dafür gegründet hat, damit die Wünsche der Kinder und Jugendlichen in der Stadt mehr Gehör finden, will sich mit einem Aus nur aus Kostengründen nicht so leicht abfinden. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass die abgebauten Spielgeräte wohl noch nicht entsorgt wurden. Der Beirat hofft zudem auf Unterstützung seitens der Stadtverwaltung.

Der Stadt sind die Hände gebunden

Deshalb stellten Bonk und Krause auch im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport die Frage, was denn die Stadt in diesem Fall noch tun könne. Dort zeigte sich, dass das Rathaus in die Vorgänge um diesen nichtkommunalen Spielplatz nicht einbezogen war. „Wir waren völlig überrascht, als wir vom Rückbau aus der Zeitung erfahren haben“, sagte Verwaltungsvertreter Mario Schulze. Doch handele es sich um ein privatrechtliches Problem. Für solch einen Spielplatz gelten Auflagen und Tüv-Abnahmen. „Die Sparkasse will die Kosten für die notwendige Instandhaltung nicht mehr tragen.“

Überlegungen, ob und wie man diese Entscheidung noch korrigieren könnte, wurden im Rathaus bislang offenbar nicht angestellt. „Das sind vollendete Tatsachen“, so Schulze. Im Ausschuss erntete er damit wenig Zustimmung. Stattdessen fand Ausschusschef Klaus-Ari Gatter (WLS) lobende Worte für das Engagement des Jugendbeirats und setzte Hoffnungen in das Gespräch mit der Sparkasse. (mz)