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Verein für Luftfahrt Verein für Luftfahrt: Unter den Wolken in Bitterfeld

Von silke ungefroren 04.05.2014, 17:11
Das Aufrüsten der Ballone: Auch diesmal passierte das zu nächtlicher Stunde, weil die Starts wie meistens in den frühen Morgenstunden erfolgten.
Das Aufrüsten der Ballone: Auch diesmal passierte das zu nächtlicher Stunde, weil die Starts wie meistens in den frühen Morgenstunden erfolgten. privat Lizenz

bitterfeld/MZ - Mit sechs Jahren ist er zum ersten Mal mit einem Gasballon gefahren - damals noch mit seinem Vater. Jetzt ist er Deutscher Meister in dieser Sportart: Dominik Haggeney aus Warendorf bei Münster hat den Wettkampf, der am Sonntag in Bitterfeld endete, für sich entschieden. Gemeinsam mit seiner Co-Pilotin und gleichzeitig Lebenspartnerin Himke Hilbert errang der 46-Jährige mit deutlichem Vorsprung den Siegerplatz.

Doch auch die Bitterfelder Teilnehmer haben sich achtbar geschlagen. Frank Zwanzig mit Bernd Goehrmann und Yousif Abdel Gadir mit Christian Köhler konnten sich in der Gesamtwertung die Plätze zwei und drei sichern. Sie gehören zum Bitterfelder Verein für Luftfahrt (BiVfL), der die Meisterschaft ausgerichtet hat.

Pilotenausbildung in Schlaitz

Der neue Deutsche Meister Dominik Haggeney ist nicht zum ersten Mal in Bitterfeld. Schon 2004 war er hier, berichtet der Pilot, nahm damals an der Weltmeisterschaft teil. Partnerin Himke Hilbert indes hat die Region noch besser kennenlernen dürfen. „Ich habe 2010 meine Pilotenausbildung hier absolviert, war dafür in einem Camp in Schlaitz“, so die Architektin. Ein Jahr später hatte die heute 40-Jährige den Pilotenschein Gasballon in der Tasche.

In diesem August wartet noch ein besonderer Höhepunkt auf die beiden. „Wir sind für das Gordon-Bennett-Rennen im französischen Vichy nominiert“, sagt Haggeney nicht ohne Stolz. „Das ist das älteste Rennen der Luftfahrt.“ Um sich dafür qualifizieren zu können, haben er und seine Partnerin in den vergangenen Monaten viele weite Fahrten „gesammelt“. Bei einer der Touren haben sie 1 450 Kilometer hinter sich gebracht, waren 33 Stunden unterwegs. Doch beim Bennett-Rennen gebe es noch ganz andere Dimensionen, erklärt der Bauingenieur. „Da gibt es keine zeitliche Vorgabe, sind schon mal 60 bis 70 Stunden möglich. Und die Fahrt selbst ist nur durch politische Grenzen und die Meere eingeschränkt - und natürlich abhängig vom Wetter.“

Sicherheit geht über alles

Wie immer in dieser Sportart. Deshalb liegen auch jetzt einige turbulente Tage und zum Teil schlaflose Nächte hinter Ballonfahrern und Organisationsteam. Ist kein „Ballonwetter“, wird nicht gestartet. Die Sicherheit geht natürlich über alles, auch wenn das manchmal harte Auswirkungen hat. Im Oktober des vergangenen Jahres war deshalb die Deutsche Meisterschaft geplatzt, und auch beim jetzigen Wiederholungstermin musste bis zum Schluss gebangt werden, ob die Ballone abheben können.

Doch der Wettergott hatte ein Einsehen. Am Morgen des 1. Mai und dann noch einmal am Samstag früh konnten die beiden geplanten Fahrten schließlich durchgeführt werden. Besonders bei der zweiten Fahrt unter doch nicht ganz einfachen Bedingungen, wie Vereinschef Heiner Sittig erklärt. „Da waren die Wolken sehr tief, und in die dürfen Ballone ja laut Luftfahrtgesetz nicht reinfahren.“ Damit konnten auch die Gipfel des Thüringer Waldes nicht überfahren werden. Also musste vorher eine Begrenzung gefunden werden, in diesem Fall wurde als Endlinie die Autobahn 4 festgelegt.

Startplatz mit direkter Wasserstoffzufuhr

„Natürlich hätten wir uns stabileres Wetter gewünscht“, resümiert Marita Krafczyk, die Präsidentin des Deutschen Freiballonsport-Verbandes als Veranstalter. „Doch dementsprechend hat unser Wettbewerbsleiter Volker Löschhorn die Aufgaben für die Piloten gestaltet und das Ganze gemeistert.“ Voll des Lobes ist sie ebenso für die Organisation seitens des Bitterfelder Vereins. „Das klappt hier immer alles perfekt, weil die Leute um den Vorsitzenden Heiner Sittig mitziehen. Da ist schon einiges an ehrenamtlicher Arbeit gefragt.“ Und die Infrastruktur sei eine der besten in Deutschland - „wenn nicht sogar die beste“. Schließlich verfügt der Verein in der Richard-Schütze-Straße über einen eigenen Startplatz mit direkter Wasserstoffzufuhr.

Doch nicht nur solche Voraussetzungen und vereinsinterne Anstrengungen sind wichtig und nötig, um solch eine Veranstaltung auf die Beine stellen zu können. Von der Schaffung der Rahmenbedingungen bis zum Besorgen der Urkunden: Die Palette ist groß. Heiner Sittig nennt Helfer, Freunde und mittlerweile langjährige Partner, auf die man bauen könne. Für Unterbringung der Gäste und Eröffnungs- und Abschlussabend gehört dazu schon seit langem das Team vom Hotel Ambassador. Für die nicht weniger wichtigen finanziellen Zuschüsse bedankt er sich bei der Lottogesellschaft Sachsen-Anhalt und dem Kreissportbund.

Und nicht zuletzt geht ein großes Dankeschön an Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst Leipzig, der das Veranstaltungsteam als Berater begleitet hat.

Weitere Informationen im Netz unter: www.gasballon.com