«Verbo Solo» in Wittenberg «Verbo Solo» in Wittenberg: Am Anfang war das Wort
Wittenberg/MZ. - Neuerdings ziert dieser klangvolle Schriftzug einen Laden in der Wittenberger Collegienstraße. Das Geschäft, in dem Annette Kaufhold neben Kunsthandwerk vor allem einschlägige Literatur zur Reformation, ferner auch Bibeln nebst Kunst- und Historien-Büchern vertreibt, befindet sich justament in dem Gebäude, in dem einst die Galerie Art ihr Domizil hatte und in das - wäre es nach Eva Löber gegangen - eine Kinder-Galerie hätte einziehen sollen. Dass es nicht nach Löbers Willen ging, begründet die Chefin der Cranach-Stiftung mit der chronischen Geldnot in ihrem Haus. "Die Betriebskosten und die Miete waren, obwohl sie freundlich sind, nicht mehr zu tragen." Ein Förderer fand sich ohnehin nicht.
Andererseits "brauchte der Vermieter Klarheit, wir konnten ihn nicht hinhalten". Erschwerend sei überdies hinzu gekommen, dass das Gebäude vor der Sanierung steht. "Dann hätten wir ja auch noch mal rausgehen müssen." Eine Mühsal, der sich niemand gern freiwillig unterzieht, obschon die gelernte Buchhändlerin Annette Kaufhold damit keine Probleme zu haben scheint. Jedenfalls sieht sie den Bauarbeiten mit relativer Gelassenheit entgegen.
Ein Gefühl von Gelassenheit stellt sich auch beim Besucher ein. Obschon Kaufhold, Mitte 40 und früher mal Chefin in der Wittenberger "Wort und Werk"-Dependance, in den Räumen allenfalls Schönheitsreparaturen vorgenommen hat, umfängt den Gast eine gediegen-anheimelnde Atmosphäre.
Zwischen edlen Büchern und ausgefallener Keramik kann man gut loslassen und sich bei Bedarf auf einer ausladenden Eckbank, auf der früher die Galeristen kleinere Exponate zur Schau stellten, zurücklehnen und schmökern. Oder sich Gedanken darüber machen, wie viel Mut eigentlich dazu gehört, in wirtschaftlich schlechten Zeiten, und noch dazu in Wittenberg, wo alle Tage kleine Geschäfte öffnen, um kurze Zeit später wieder geschlossen zu werden, in die Selbständigkeit zu gehen.
Dass sie darüber auch nachgedacht hat, räumt Annette Kaufhold ein. Und verweist sodann auf einen dieser Drehständer mit Kunstpostkarten und mehr oder minder tiefschürfenden philosophischen Zitaten. "Wer Großes vor hat, darf nicht nur darüber reden, er muss es auch tun", steht da sinngemäß auf einer Karte. Eine Binsenweisheit, sicher. Eine aber, die, indem sie die Tat an den Anfang stellt, das Credo "Verbo solo" ein wenig in Frage stellt.