Urlaub mit den Kollegen

Von Christine Krüger 04.04.2007, 17:54

Wolfen/MZ. - Für sie standen in verschiedenen schönen Gegenden Deutschlands, nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch in der kleinen Deutschen Demokratischen Republik, Ferienheime offen. Betriebseigene Einrichtungen, die eigens dafür angemietet, gekauft oder errichtet worden waren, um den Werksangehörigen die Möglichkeit zur Erholung und zur Regenerierung ihrer Arbeitskraft außerhalb der Chemieregion zu geben. Und - dieser Aspekt kam mit der DDR - um eventuellen Urlaubsgelüsten der Bürger auf Mallorca, Italien, die Alpen, Sylt oder sonst wo vorzubeugen.

Der Verein Industrie- und Filmmuseum Wolfen hat jetzt einen neuen Bildband in der Reihe "Geschichte der Filmfabrik" vorgelegt, der sich mit diesem Thema befasst. "Der eine oder andere erinnert sich an Erholungsurlaube in Tambach-Dietharz, die für gesundheitlich belastete Arbeiter möglich waren. Es gab auch Kindererholungsurlaube im dortigen eigenen Kindererholungsheim", blickt der Autor des Buches, Gerold Härter, der zugleich erster Stellvertreter des Vereins ist, zurück. Zu Zeiten der DDR indes wurden die Urlaubsplätze für die Betriebsangehörigen zentral organisiert. Die wurden zu einer festen Plangröße - und vielleicht auch nicht immer gerecht verteilt.

Zu verdanken ist die immer größer gewordene betriebliche Erholungsbewegung dem Gründer des Wolfener Betriebskrankenhauses, Prof. Fritz Curschmann, der sich bereits 1910 mit der schädlichen Wirkung chemischer Substanzen auf den menschlichen Organismus beschäftigte und daher durchsetzte, betriebliche medizinische Stationen einzurichten. Zu diesen gehörten auch die Erholungsheime.

Akribisch trugen die Autoren zusammen, was an sozialen Leistungen vor allem auf dem Gebiet der Erholung den Filmfabrikern zugute kam. So zum Beispiel, dass 1969 insgesamt 8 053 Urlaubsreisen zur Verfügung standen. 1988 waren es 1 500 Plätze mehr. Auf große Fahrt gingen die Wolfener auch mit FDGB-Urlauberschiffen wie der MS "Völkerfreundschaft" oder der MS "Fritz Heckert". Im "Filmfunken" stand zur ersten Fahrt der "Fritz Heckert" 1961: "Unser Urlauberschiff ist ein Schiff des Friedens und wird mit den Werktätigen die DDR auf den Weltmeeren und im Ausland würdig vertreten."

Mit historischen Fotografien wird der Text ergänzt. Viele Erinnerungen werden wach beim Durchblättern des Buches: an das Kinderferienlager Breege, das Ferienobjekt Zesch am See, das FDGB-Ferienheim "Fritz Weineck" in Oberhof und viele andere, an Friedrichroda oder Tambach-Dietharz, an Diesdorf oder Zwönitz. Es lohnt, mit Hilfe dieses Buches einen Zeitsprung zurück zu machen.

Bestellungen beim Verein unter 03493-7 52 56.