Karriere auf der Bühne Und wieder ruft Paris - Bastian Thomas Kohl aus Wolfen kehrt ab April zurück an die Opéra Bastille
Der Wolfener Bastian Thomas Kohl singt ab April wieder an die Opéra Bastille. Und an der Mailänder Scala hat er gleich zwei Rollen. Bleibt da noch Zeit für die Classic Sommernacht in Bitterfeld?
![Bastian Thomas Kohl zieht in Paris erneut die Kampfuniform an.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2024/03/15/184ad9d9-9b9a-4f19-8189-7f8f8ec8f714.jpeg?rect=0%2C159%2C1681%2C946&w=1024&auto=format)
Wolfen/MZ. - Richard Strauss hält Bastian Thomas Kohl fest im Griff. In dessen Oper „Salomé“ war der Wolfener Sänger 2022/23 gleich doppelt in der Rolle des zweiten Soldaten zu erleben: zum einen an der Pariser Opéra Bastille, zum anderen an der Mailänder Scala. Nun kehrt er in dieser Rolle in die französische Hauptstadt zurück. Und auch die Scala holt ihn erneut für eine Strauss-Oper, hier gleich für zwei Rollen an einem Abend.
Die Freude darüber ist bei dem Sänger groß, die bevorstehende Arbeit allerdings auch. Dabei ist Kohl doch zudem der künstlerische Kopf der sechsten Auflage der Classic Sommernacht am Bitterfelder Goitzsche-Ufer und wird im Sommer bei mehreren Open-Air-Festivals singen. Wie bekommt man das unter einen Hut?
„Man muss es gut organisieren“, sagt Kohl lachend. Gerade hat er an der Hochschule Merseburg Studierenden in einem Praxisseminar zum Kulturmanagement wieder erläutert, was man heutzutage als Sänger außer dem Singen alles beherrschen muss. Doch innerlich hat er längst die Pariser Erinnerungen an 2022 herausgeholt. Damals hatte er im Oktober und November an zehn Abenden in „Salomé“ auf der Bühne gestanden.
Die Proben für „Salome“ in Paris starten im April - Acht Vorstellungen sind geplant
In diesem Mai nimmt das Opernhaus die Produktion nun erneut ins Programm – und auch Kohl ist wieder mit von der Partie. „Im April beginnen die Proben, am 9. Mai ist Premiere. Bislang sind acht Vorstellungen geplant“, sagt Kohl, der stolz ist, dass er in der ersten Aufführungsrunde überzeugt hat.
Da er die Rolle und die Inszenierung kennt, sei die Aufregung etwas geringer als beim ersten Mal. „Man kramt die Noten raus und merkt, dass man es noch drauf hat. Es wird dieses Mal sicherlich etwas entspannter für mich.“ Doch ein Selbstläufer ist das anspruchsvolle Werk, das von dem Wolfener auch eine Portion Schauspielkunst verlangt, dennoch nicht. Zumal Kohl erneut in der schweren, martialischen Kampfuniform stecken und fast durchgehend auf der Bühne agieren wird.
Auch auf teils neue Partnerinnen und Partner muss er sich einstellen. So übernimmt dieses Mal die norwegische Sopranistin Lise Davidson, die gerade an der Metropolitan Opera New York als Leonora in Verdis „Die Macht des Schicksals“ brilliert, die Hauptrolle der Salomé.
Gewinnerpaar aus der Heimat
Doch Kohl wird in Paris nicht nur singen, sondern auch Gäste aus der Heimat begrüßen. Denn bei einem Gewinnspiel des „Molekül“-Magazins des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen hat ein Ehepaar Karten für „Salomé“ gewonnen. „Ich werde ihnen die Tickets in Paris vor der Vorstellung überreichen“, sagt Kohl. Und hofft, auch danach noch etwas Zeit für die beiden Gäste zu haben.
![Auch in diesem Juni wird bei der Classic Sommernacht ein Publikumsansturm im Bitterfelder Stadtafen erwartet.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2024/03/15/e9084789-b16d-4eef-b8f7-b236b33e03d0.jpeg?rect=65%2C149%2C1248%2C743&w=1024&auto=format)
Noch herausfordernder dürfte dann Strauss-Projekt Nummer zwei werden. Die Mailänder Scala bringt im Oktober dessen Oper „Der Rosenkavalier“ auf die Bühne. „Das ist ein noch größeres und längeres Stück als ,Salomé’“, meint Kohl. Vor allem ist es Strauss’ wohl bekanntestes Werk. Kohl wird darin gleich doppelt zu erleben sein – „in einer mittleren und einer kleinen Partie“. Die Vorfreude sei groß. „Für mich wird es ein Highlight, wieder an diesem renommierten Haus zu sein.“ Und an einem Abend zwei verschiedene Rollen zu singen, darunter jene des Notars, werde auf jeden Fall spannend.
Aber eine Besonderheit macht das neue Mailand-Projekt besonders aufregend: Am Pult der bereits 2016 erstmals dort gezeigten Inszenierung von Harry Kupfer steht dieses Mal Kirill Petrenko, der Dirigent der Berliner Philharmoniker. Sein Auftritt ist das am meisten erwartete Debüt auf dem Podium des La Scala-Orchesters und dürfte auch für Kohl ein Abenteuer werden.
Dies internationalen Verpflichtungen halten Bastian Thomas Kohl nicht ab, sein kreatives Potenzial in die Classic Sommernacht am Ufer der Bitterfelder Goitzsche zu stecken.
Doch diese internationalen Verpflichtungen würden ihn nicht abhalten, sein kreatives Potenzial auch in das Programm für die inzwischen sechste Auflage der Classic Sommernacht am Ufer der Bitterfelder Goitzsche zu stecken. Mit ihr wird am 22. Juni die 4. Kunst- und Kulturwoche quasi eröffnet, die am letzten Juni-Wochenende in die Feier zum Jubiläum „800 Jahre Bitterfeld“ mündet. Die wachsende Bedeutung der Sommernacht für die gesamte Region zeigt sich auch daran, dass in diesem Jahr das Marketing des Landes mit einsteigt.
Für das Publikum wird es einige neue Dinge zu erleben geben. Nicht nur, dass mehr Künstler als je zuvor auf der Bühne agieren werden – die Vorbühne wird laut Kohl auch wachsen und der Runway breiter werden. „Wir wollen noch näher an das Publikum heran.“ Außerdem wird es erstmals Kostümierungen geben, denn man werde nicht nur einzelne Nummern, sondern eine komplette, etwa zehnminütige Szene aus einer Operette aufführen. Und als neuer regionaler Partner sei das Amateurtheater Wolfen mit dabei. Trotz allem bleibt der Eintritt zur Classic Sommernacht kostenfrei.
Eine Kostprobe seines Könnens gibt Kohl in seiner Heimatstadt aber schon etwas früher. Zum Festakt anlässlich des 140. Geburtstages des Bitterfelder Krankenhauses wird er am 1. Mai zusammen mit etwa 20 Musikern des Sinfonieorchesters Anhalt-Bitterfeld kurze Ausschnitte aus seinem Repertoire singen.