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Tornado über dem Carat-Park Tornado über dem Carat-Park: Putzen, wegwerfen, hoffen

Von Markus Wagner 14.06.2002, 16:35

Wittenberg/MZ. - Drin im Markt räumen die anderen die Regale leer - beleuchtet nur von Tageslicht, das durch das riesige Loch in der Decke auf die chaotischen Zustände in dem einst so geordneten Mark scheint. "Alles raus" heißt die Devise. Die Lebensmittel wandern vermutlich auf den Müll, die unverderbliche Ware wird wahrscheinlich in Rabattmärkten verscherbelt.

Wie es danach weitergehen soll, war am Freitag noch unklar. Nach wie vor ist nicht bekannt, ob die Statik des Gebäudes einen so schweren Knacks bekommen hat, dass grundlegender saniert werden muss. Sechs Wochen muss der Edeka-Markt nach den niedrigsten Schätzungen geschlossen bleiben, es geistern aber auch zwölf Wochen und mehr durch die Gerüchteküche. Das allerdings können nur die Gutachter entscheiden, die am Freitag angerückt sind - und der Eigentümer des Parks, eine Firma aus Oberhausen.

Wenigstens sind die Mitarbeiter von Edeka erst einmal versorgt. Zunächst müssen sie ihren Markt leer räumen, dann sollen sie in anderen Märkten der Handelskette aushelfen. Und Edeka scheint "wild entschlossen", eine provisorische Verkaufsstelle zu errichten. Das sagt zumindest Andreas Laubig von der Zentrale in Minden. "Mit großer Wahrscheinlichkeit" werde man so ein Provisorium aufbauen, sagte er am Freitag.

Das hätte der Pro Markt gar nicht nötig. Wie durch ein Wunder ist er fast vollständig von dem Tornado verschont geblieben - und trotzdem bleibt der Laden zu. "Das Gebäude ist gesperrt", sagt Pro Marktleiter Dirk Steffan. Seine Mitarbeiter würden erst einmal in anderen Märkten untergebracht. Wohl vornehmlich in Wolfen und Dessau, wo auch die Wittenberger Kunden weiter betreut werden. Ansonsten sei eh Urlaubszeit. Und außerdem wollte man im Pro Markt sowieso umbauen, "die Zeit können wir vielleicht dafür nutzen", so Steffan.

Das sieht in den kleineren Geschäften im Park allerdings anders aus. In der Friseur-Filiale Essanelle stehen die Mitarbeiter mit gedrückter Stimmung in der Runde. "Wenn sie das Ding abreißen, reißen sie uns ja mit ab", fürchtet eine der Damen. Und dann graut es ihnen vor Wochen ohne Arbeit. Dabei hat es den Salon gar nicht so schwer erwischt. Eine feuchte Wand ist das schlimmste. Jetzt sind die Mitarbeiterinnen erst einmal beurlaubt. Und die Firmenleitung in Düsseldorf will in Wittenberg auf alle Fälle weitermachen. "Daran haben wir Interesse", sagt Michael Schlageter vom Mietmangement. Was heißt: An Kündigungen denkt hier im Moment niemand. "Friseure werden immer gebraucht", so Schlageter.

Reisebüros eigentlich auch. Und deshalb muss Jenny Borde erst einmal zu Hause weiterarbeiten. "Wir müssen sehen, dass die Kunden ihre Tickets bekommen", sagt sie im leergeräumten Büro. Aus der abgehängten Decke sind eingeweichte Platten schon heruntergefallen. Auch hier hat das Sprinklerwasser vehemente Schäden verursacht. Wann sie ihr Büro wieder öffnen kann? Keiner weiß es.