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„Fiasko“ auf der Elbe Thomas Junik fährt mit selbstgebautem Floß über die Elbe von Sachsen bis nach Hamburg

Von Thomas Steinberg Aktualisiert: 20.07.2021, 11:11
Der Bitterfelder Thomas Junik ist mit einem Floß und Freunden auf der Elbe unterwegs.
Der Bitterfelder Thomas Junik ist mit einem Floß und Freunden auf der Elbe unterwegs. (Foto: Thomas Steinberg)

Bitterfeld/MZ - Thomas Junik steht auf den rohen Holzplanken und grinst. „Wir sind unsinkbar.“ Auch wenn das Gefährt, mit dem er, einige Freunde und Bekannte auf der Elbe unterwegs sind, auf den Namen „Fiasko 21“ getauft wurde. Bei „Fiasko 21“ handelt es sich im Deutsch der Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion um einen Sondertransport. Alle anderen würden von einem Floß sprechen. Und ein solches ist auf der Elbe sehr, sehr selten zu erblicken.

Junik ist Bitterfelder, wie ein paar andere von der Crew. Sich auf einem Floß treiben zu lassen, war von allen Beteiligten ein Kindheits- und Jugendtraum, den man sich zum ersten Mal 1993 erfüllt hat. Damals fuhr man mit Trabis Tausende Kilometer bis hinter den Ural, zimmerte ein 20 Meter langes Floß und schipperte sehr gemächlich die Soswa hinab. Warum dort? „Ganz einfach“, sagt Junik: „Viel Holz und wenig Regeln.“ Später folgten eine Tour auf der Oder und eine auf der Elbe.

Geleit gaben „Fiasko 21“ etwa 25 Boote - vom Paddelboot bis zur Motoryacht

Am Sonntag nun, kurz nach 12 Uhr, passierte „Fiasko 21“ Roßlau. Geleit gaben etwa 25 Boote - vom Paddelboot bis zur Motoryacht. Der Zufall hatte es eingerichtet, dass die Wassersportvereine im Leopoldshafen als Ersatz für das abgeblasene Elbebadefest ein kleines Fest feierten. Ein Bootskorso war ohnehin geplant. Deshalb umkreisten die Boote wie Satelliten das gemächlich treibende Floß.

Ganz so einfach wie in Russland war diese Tour nicht, erinnert Thomas Junik. Damit „Fiasko 21“ in Deutschland überhaupt aufs Wasser durfte brauchte es nicht nur einer Genehmigung, sondern auch einiger Zusatzausstattung von Positionsleuchten bis zum Signalhorn. Und es mussten Motoren montiert werden.

Früher wurde auf der Elbe Holz geflößt, wenn auch im geringeren Ausmaß als auf dem Rhein

Der Grund dafür ist allerdings naheliegend. Die Elbe ist eine Binnenwasserstraße, es gibt, wenn auch wenig, Verkehr auf ihr. Ein Floß dümpelt mit der Strömungsgeschwindigkeit dahin. Steuern lässt es sich in diesem Zustand nur, wenn die beiden grob zusammengezimmerten Steuer aktiv durchs Wasser gedrückt werden. Das funktioniert, jedoch bewegt sich das Floß, das mit seinen elf mal vier Meter Platz für zwölf Personen bietet, etwas träge in die gewünschte Richtung. Nicht ungefährlich auf einem Fluss mit Berufsschifffahrt.

Thomas Junik
Thomas Junik
(Foto: Thomas Steinberg)

Früher wurde auf der Elbe Holz geflößt, wenn auch im geringeren Ausmaß als auf dem Rhein, wo die Flöße schon einmal 400 Meter Länge und 80 Meter Breite erreichten und mit ihren bis zu 500 Mann Besatzung schwimmenden Dörfern glichen, in denen sogar Vieh gehalten wurde.

Gestartet ist man in der Nähe des sächsischen Coswig und wird insgesamt vier Wochen unterwegs sein

„Fiasko 21“ ist nicht nur ungleich kleiner, sondern völlig anders konstruiert: Für den Auftrieb sorgen 16 Kunstofffässer à 200 Liter und etliche für Lkw-Reifen gemachte Schläuche. Trotzdem sieht Junik das Gefährt in der alten Tradition und hält auch Kontakt zu anderen Floß-Enthusiasten.

Gestartet ist man in der Nähe des sächsischen Coswig und wird insgesamt vier Wochen unterwegs sein. Bis nach Hamburg, wie es ein Transparent verkündet, wird „Fiasko 21“ nicht treiben, 29 Kilometer vor der Hamburger Stadtgrenze ist Schluss, weil dann die richtig großen Pötte unterwegs sind. Das Floß wird dann vor Ort demontiert. Dass die Mannschaft das Holz nicht los wird, ist derzeit kaum zu befürchten.