Theater in Purzien Theater in Purzien: Oma Lechners Spürsinn für Politik
Purzien/MZ/ar. - Ein Bürgermeister kann es schwer haben. Da passiert ihm ein Missgeschick, nur kurz vor den Wahlen ist so etwas sehr unpassend. Also sollte der Vorfall verschwiegen werden. Ja, wenn da nicht die Oma wäre. Die bringt in die Geschichte nämlich erst den richtigen Schwung hinein, auch wenn sie die ganze Sache missversteht. Fazit: Als Politiker lebt es sich wahrlich nicht leicht.
Besagter Bürgermeister stand am Sonnabend auf der Bühne in Purzien, samt Familie und noch weiteren gewichtigen Personen. Jedoch waren es die Laienschauspieler der Kolpingfamilie. Im zehnten Jahr in Folge gastierten die Kaunitzer in Purzien und für das Jubiläum hatten sie ein spezielles Stück mitgebracht. "Viel Ärger für den Bürgermeister" wurde gegeben.
Zwei Idealfälle trafen da aufeinander. Zum einen das Stück, welches, so manchem Gast in Anbetracht der Querelen der letzten Monate in Purzien ein hintersinniges Lächeln auf die Lippen trieb. Aber abgesehen davon hatten die Kaunitzer einen höchst amüsanten Stoff verarbeitet. Dass es so unterhaltsam zuging, lag wiederum an den Darstellern, dem Idealfall Nummer zwei. Die Kaunitzer spielten bravourös. Da stellt sich fast die Frage, warum sie sich immer noch als Laienspieler bezeichnen.
Was passierte nun auf der Bühne? Im Grunde genommen war Bürgermeister Georg Lechner (Klaus Bokel) lediglich bei einer Polizeikontrolle der Führerschein abgenommen worden. Aber da das Gemeindeoberhaupt im Wahlkampf steckte, wollte er keinem was erzählen und still und leise das Bußgeld von 5000 Mark zahlen. Hätte auch alles prima geklappt. Wenn nur nicht seine Schwiegermutter (in dieser Paraderolle war Renate Uffelmann zu erleben) die telefonischen Absprachen zur Geldüberweisung belauscht hätte.
"Hermine, dein Mann betrügt dich mit einem Flittchen aus der Stadt. 5000 Mark muss er zahlen, unter dem Stichwort Skorpion. Erpresst wird er." Für Oma ist die Sache klar. Schwiegersohn Georg hat seinen Johannestrieb ausgelebt, wurde dabei fotografiert und muss nun Schweigegeld blechen. Und zwar an den politischen Gegner.
Oma war damit auf dem Holzweg, hielt aber vehement an dieser Theorie fest und gab diese sogar noch brühwarm an die Zeitung weiter. Doch den Bürgermeister plagten weitere Sorgen. Da muss er allen seinen vermeintlichen Sinneswandel vom Auto- zum Fahrradliebhaber erklären, die Opposition mag ihn plötzlich und schiebt Schmiergeld übern Tisch und als er dann selbst bei sich zu Hause einbricht, jagt ihm Oma eine Ladung Schrotkörner in die Breitseite.
Zum Schluss klärte sich natürlich alles auf. Und als Lohn der Mühen gab es frenetischen Beifall.
Gestern trafen sich Kaunitzer und Purziener zum Frühschoppen. Er wurde genutzt, um an beide Gemeinderäte mit Nachdruck die Bitte zu richten, die Formalien für das Abschließen einer Gemeindepartnerschaft auf den Weg zu bringen.