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Theater-Fundus Theater-Fundus: Jesus Christus wohnt in Thießen

Von Corinna Nitz 09.02.2004, 15:33

Thießen/MZ. - Über mehrere Etagen in nicht weniger als drei Scheunen verteilt sich, was in den vergangenen fünf Jahrzehnten bei Inszenierungen im einstigen Theater zum Einsatz kam. Zwischen nostalgischen Drahteseln lagert eine hölzerne Windmaschine. Mannshohe Skulpturen aus Pappmaché weisen dem neugierigen Besucher mit ausgestreckten Armen den Weg ins Nirgendwo. Auf einer Tenne fallen herumliegende Federn und Eierschalen auf. Hoppla, wohnt hier etwa ein Marder? Pielorz verneint und zeigt auf eine ganze Reihe nostalgischer Käfige. Die könnten, mutmaßt er, vom Vogelhändler aus der "Zauberflöte" stammen. In einer Ecke verstaubt ein großes Kruzifix. Müde neigt Christus sein Haupt Richtung Holzdielung. Der Arme, er hat in jedweder Hinsicht schon bessere Zeiten erlebt.

Nicht erst seit der Schließung der Wittenberger Bühne lagern die Requisiten in dem Dorf vor den Toren der Lutherstadt. Der Fundus war immer dort, jedenfalls so lange sich Thomas Pielorz erinnern kann. "Das Theater ist zu verbaut, da konnte man das alles nicht aufbewahren", erzählt er. Er weiß von Technikern, die sich hier draußen um die Erhaltung und Pflege der Bühnendekoration gekümmert haben. Und das meiste davon ist tatsächlich in einem guten Zustand. Pielorz, der von ersten Theateraufführungen noch in diesem Jahr träumt, findet, dass etliche Requisiten einfach nur vom Staub befreit werden müssten. Dann könnte man schon wieder damit arbeiten.

1 300 Euro Miete müssen monatlich für die Scheunen berappt werden. Derzeit übernimmt der Landkreis diese Zahlungsverpflichtung. Nicht mehr lange. Danach muss Pielorz auch dafür aufkommen. Tapfer, möchte man meinen. Doch der Mann wiegelt ab. Er habe alles gut kalkuliert. "Viel Mut braucht es nicht", sagt er. "Bloß viel Energie."