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Telefonseelsorge zählt mehr Anrufer

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 23.03.2010, 16:54

BITTERFELD/MZ. - In einer der nächsten Sitzungen will der Ausschuss darüber entscheiden, ob auch noch verspätet eingereichte Anträge gefördert werden können.

Zunächst aber bekommen 22 Vereine im Landkreis eine Zuwendung aus dem Fördertopf, vorbehaltlich der Genehmigung des Kreishaushaltes durch das Landesverwaltungsamt. Die Maximalförderung durch den Ausschuss liegt bei 8 000 Euro. Diese bekommt das Diakonische Werk im Kirchenkreis Zerbst für sein Projekt Psychosoziale Betreuung. Außerdem wird an den Träger ein Zuschuss von 5 000 Euro für Personalkosten im Zusammenhang mit der Koordinierung der sozialen Dienste gewährt. Mit 7 000 Euro wird die Bitterfeld Sozial- und Behindertenservice Sachsen-Anhalt gGmbH (SOBS), Fachstelle für soziales Wohnen, gefördert. Das DRK Bitterfeld bekommt insgesamt 8 600 Euro für zwei Maßnahmen, das sind die Kleiderkammer und das Kontaktcafé. Der Caritasverband Bistum Magdeburg erhält für seine allgemeine Sozialberatung 5 000 Euro, um nur einige Beispiele zu nennen.

"Wir haben uns im Wesentlichen daran orientiert, was die Antragsteller im vergangenen Jahr beantragten und diese Summe nur in begründeten Ausnahmefällen überschritten. Und wir wollen weg von der institutionellen Förderung hin zur Projektförderung", sagte Kriebisch. Daher wurde auch dem Landesverband der Volkssolidarität für den Erhalt seiner Außenstelle nur 50 Prozent der beantragten Summe von 10 000 Euro gewährt.

Im Vorfeld der Beschlussfassung hatten sich wieder Ausschussmitglieder bereit erklärt, einige der Antragsteller direkt aufzusuchen, um sich ein Bild von deren Arbeit zu machen. So berichtete zum Beispiel Jutta Mädchen (FDP) von ihrem Besuch beim Diakoniewerk im Kirchenkreis Zerbst, das sie zusammen mit dem Zerbster sachkundigen Einwohner Dr. Walter Reinhard Elß aufgesucht hatte. "Ich halte den Antrag aufgrund der Vielfalt der Beratungstätigkeit des Trägers für gerechtfertigt", betonte Mädchen.

Die Ausschussvorsitzende Dagmar Zoschke (Linke), die zusammen mit Dr. Elß die Außenstelle Zerbst des Volkssolidarität Landesverbandes Sachsen-Anhalt e. V. besuchte, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dem Verein bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt wurde, dass die Fördersumme in der beantragten Höhe im Folgejahr nicht zu halten sei und daher geraten, statt dessen lieber die Förderung eines Projektes zu beantragen. Dennoch wurde für 2010 ein Zuschuss von 10 000 Euro beantragt, den der Ausschuss dann auf 5 000 reduzierte.

Wie schon im vergangenen Jahr, erhielt der Vorsitzende der Dessauer Telefonseelsorge, Andreas Krov-Raak, die Gelegenheit, im Ausschuss über die Arbeit des vergangenen Jahres zu berichten. Die Seelsorge verfügt aktuell über 73 ehrenamtliche Helfer in Dessau, Wittenberg und Wernigerode und ist auch für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld zuständig.

Im vergangenen Jahr wurden landesweit 17 000 Gespräche mit Ratsuchenden geführt. 55 Prozent der Anrufer seien Frauen gewesen, der Rest Männer. 47 Prozent der Anrufer sind allein lebende Personen. Damit machte Andreas Krov-Raak auf ein Problem aufmerksam. Eine große Zahl der Anrufer nutze die Seelsorge, weil man sich einsam fühlt und sonst niemanden habe, mit dem man reden könnte, sagte er.

Da der Service rund um die Uhr vorgehalten werde, sei praktisch immer jemand erreichbar. So rufen 52 Prozent der Ratsuchenden wiederholt oder regelmäßig an. "Wir haben auch Daueranrufer, die fast jeden Tag anrufen", sagte der Dessauer. Sehr gering sei die Zahl der Menschen, die anrufen, weil sie suizidgefährdet sind, sagte Krov-Raak, dafür sei die Zahl der psychisch Kranken im Steigen begriffen.

Der Ausschuss stimmte zu, der Telefonseelsorge auch in diesem Jahr wieder 3 800 Euro zur Verfügung zu stellen.