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Linken-SPD-Grüne-Kandidat zur Landratswahl in Anhalt-Bitterfeld Swen Knöchel hat als möglicher Landrat Lust auf etwas Neues

Swen Knöchel ist gemeinsamer Kandidat von Linken, SPD und Bündnis 90/Grüne. Seine Vorhaben sind alle langfristig angelegt.

Von Karl Ebert Aktualisiert: 04.06.2021, 16:32
Swen Knöchel will am 6. Juni den langjährigen Landrat Uwe Schulze beerben.
Swen Knöchel will am 6. Juni den langjährigen Landrat Uwe Schulze beerben. (Foto: Robert Martin)

Köthen - Swen Knöchel und Christina Buchheim waren dieser Tage auf Wahlkampftour in der Stadt Südliches Anhalt. Flyer verteilen, das eine oder andere Gespräch am Gartenzaun führen und vor allem: Werbung für die Wahl von Knöchel als Landrat vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld am 6. Juni machen. Der gemeinsame Kandidat von Linken, SPD und Bündnis 90/Grüne macht sich durchaus Hoffnungen, das Rennen gegen Andy Grabner (CDU) und Volker Olenicak (AfD) erfolgreich gestalten zu können.

„Wir als Linke hätten so oder so einen Kandidaten für die Wahl aufgestellt. Dass ich nun der gemeinsame Kandidat von drei Parteien bin, ist doch auch nicht so schlecht. Gebündelte Kräfte haben in der Regel immer vorangebracht“, sagt der 47 Jahre alte, gelernte Diplomfinanzwirt, der gehörig politische Erfahrung für das Amt mitbringt.

Von 2011 bis 2016 betreute er den Wahlkreis Köthen als Abgeordneter

„Geboren und aufgewachsen in meiner Heimatstadt Halle, habe ich dort bis zu meiner Wahl in den Landtag 2011 im Finanzamt gearbeitet und war viele Jahre Mitglied des Stadtrates“, erzählt Knöchel. Seit mittlerweile zehn Jahren sitzt er im Landtag von Sachsen-Anhalt, ist finanzpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion und Mitglied des Finanzausschusses.

Von 2011 bis 2016 betreute er den Wahlkreis Köthen als Abgeordneter. Am 22. März 2016 wählte die Linksfraktion im Landtag Knöchel zum Fraktionsvorsitzenden. Von diesem Amt trat er am 20. Oktober 2017 nach innerparteilichen Meinungsverschiedenheiten und Vorwürfen an seinem Führungsstil zurück. In diesem Jahr wird Knöchel nicht wieder für den Landtag kandidieren - ein Schritt, den er bereits 2018 angekündigt hatte.

Swen Knöchel hat in Anhalt-Bitterfeld nicht nur Freunde

„Zehn Jahre im Landtag sind eine lange Zeit. Und zehn Jahre Arbeit in der Opposition sind ein Knochenjob, der an niemandem spurlos vorüber geht. Ich hatte mir von vornherein vorgenommen, nicht mein gesamtes Leben im Landtag zuzubringen. Jetzt habe ich Zeit und Lust auf Neues“, sagt Knöchel. „Eigentlich hatte ich geplant, in meinen erlernten Beruf zurückzukehren. Doch als das Angebot aus Anhalt-Bitterfeld kam, konnte ich nicht Nein sagen, weil mich doch einiges mit diesem Landkreis verbindet“, erklärt er und reicht dabei seinen Helfern wieder ein neues Paket von Flyern aus seinem roten Wahl-Tourbus, mit dem er dieser Tage im Landkreis unterwegs ist.

Swen Knöchel hat in Anhalt-Bitterfeld nicht nur Freunde. Einige fragen sich, wie er eine Landkreisverwaltung mit mehreren hundert Mitarbeitern leiten will, wenn ihm das nicht bei einer 15-köpfigen Landtagsfraktion gelingt. Andere wärmten unmittelbar nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur ein anderes Thema neu auf. Schlagzeilen über Anhalt-Bitterfeld hinaus machte 2017, dass die Staatsanwaltschaft Halle gegen Knöchel und Hendrik Rohde, Stadtrat in Bitterfeld-Wolfen, ermittelte.

Die Liste seiner Vorhaben als Landrat ist lang

Unter ihrer Führung soll Geld des Vereins Kinderland für private Zwecke verwendet worden sein, daraufhin verlor der Verein den Status der Gemeinnützigkeit. Inzwischen sind die Vorwürfe gegen ihn jedoch entkräftet worden, Knöchel ist wieder Vorstand und der Verein hat seine Gemeinnützigkeit zurück. „Das ist abgeschlossen. Wir haben die Dinge sortiert“, so Knöchel.

Die Liste seiner Vorhaben als Landrat ist lang. „Die politische Kultur in Anhalt-Bitterfeld ist festgefahren. Die müssen wir neu entwickeln und zwischen den drei Altkreisen nach viel mehr Gemeinsamkeiten suchen“, erklärt Knöchel. Über die Schul- und Berufsschullandschaft will er ebenfalls neu nachdenken. „Dass Berufsschüler von Zerbst an Köthen und Bitterfeld vorbei nach Dessau fahren, kann nicht so bleiben. Anhalt-Bitterfeld hat zu Recht zwei große Berufsschulstandorte und die müssen wir stärken“, sagt Knöchel. Und im Zusammenhang mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr sind ihm „zu viele Schüler zu viel unterwegs. Wir müssen davon wegkommen, dass Schulentscheidungen vor allem Schulwegentscheidungen sind.“

Auch eine bessere Nutzung der kreiseigenen wissenschaftlichen Ressourcen steht auf Knöchels Merkzettel

Ein besser getaktetes Schienen- und Straßennetz, eine optimiertere Abfallentsorgung und die Verbesserung der ambulanten Gesundheitsversorgung stehen ebenfalls ziemlich weit oben auf der Agenda von Swen Knöchel. „Viele Hausärzte gehen in den nächsten Jahren in Rente. Junge Ärzte haben Angst vor der Schuldenlast, die sie mit der Übernahme einer eigenen Praxis auf sich laden. Also müssen wir nach einem anderen Weg suchen. Das frühere Poliklinik-Modell in Trägerschaft der Kommunen mit jungen Ärzten als Angestellten sehe ich da als durchaus gängige Alternative“, erklärt Knöchel.

Auch eine bessere Nutzung der kreiseigenen wissenschaftlichen Ressourcen steht auf Knöchels Merkzettel. „Die Hochschule Köthen bildet Ingenieure für die ganze Welt aus. Doch das ist selbst im eigenen Landkreis nicht einmal überall geläufig“, moniert er. „Das will ich ändern.“

„Ich bekomme auch viele Nachrichten mit ganz konkreten Fragen“

Bei seinen Gesprächen im Landkreis ist Knöchel laut eigener Aussage auf viel Interesse gestoßen. „Ich bekomme auch viele Nachrichten mit ganz konkreten Fragen. Die Leute haben schon einige Erwartungen an den neuen Landrat. Sie schauen ganz genau hin. Aber das ist auch das Schöne am Wahlkampf. Ich fühle mich am wohlsten, wenn der sich um Inhalte dreht und nicht nur Plattitüden ausgetauscht werden“, erklärt Knöchel.

Und während er weiter auf seiner Tour durch den Landkreis zieht, lässt er noch ein paar Stichworte fallen: kulturelle Traditionen, Natur-Tourismus und das Kreis-Radwegekonzept. (mz)