Studie soll klären Studie: Soll Hochwasser der Mulde bald in die Goitzsche fließen?

Pouch/Bitterfeld - Was bislang nur angedeutet worden ist, wird nun offiziell bestätigt: Sowohl die Goitzsche als auch der Seelhausener See kommen jetzt doch wieder als Rückhaltebecken für Jahrhundert-Fluten in Frage.
Diese Idee wurde schon nach dem Hochwasser 2013 diskutiert, 2014 dann aber zu den Akten gelegt. Umso überraschender ist es, dass das Thema in der länderübergreifenden Arbeitsgruppe zum Hochwasserschutz an der Mulde erneut debattiert wird.
Wie Sachsen-Anhalts Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft der MZ bestätigt, werden die „Möglichkeiten einer maximalen Erweiterung der potenziell verfügbaren Retentionsräume unter Einbeziehung der Tagebaurestseen untersucht“. Das heißt: Die in Aufrag gegebene Studie soll klären, ob man bei „extremen Großereignissen“ Muldewasser kontrolliert in den Seelhausener See und die Goitzsche fließen lassen könnte.
Schutz von Bitterfeld-Wolfen erhöhen
Damit soll neben dem Schutz der Stadt Bitterfeld-Wolfen und des Industrie- und Gewerbestandortes eine „Maximierung des Hochwasserrückhalteraums“ erreicht werden. So könnte im Bedarfsfall der Hochwasserscheitel der Mulde und damit der Zufluss in die Elbe wirksam gedrosselt werden. Das sagt eine Ministeriumssprecherin auf MZ-Anfrage. Diese Maßnahme ordne sich in die Zielsetzung des Nationalen Hochwasserschutzprogramms für die Elbe ein, heißt es aus dem Ministerium. Mit den Erkenntnissen der Studie wird frühestens im zweiten Halbjahr dieses Jahres gerechnet.
Landrat Uwe Schulze gegen Goitzsche als Polder
Obwohl der Ausgang offen ist, drückt Anhalt-Bitterfelds Landrat Uwe Schulze (CDU) schon jetzt deutlich seine Ablehnung aus: „Der Goitzsche-See darf kein Hochwasser-Zwischenspeicher werden. Mit mir wird es daher keinen gesteuerten Zulauf für die Mulde geben.“ Denn neben dem Schutz der Bevölkerung habe für ihn das Bitterfelder Stadtsicherungsprojekt größte Priorität. „Ich weiß aber, dass sich die Mulde-Fluten sowohl 2002 als 2013 ihren Weg gesucht haben und auch zukünftig eine Gefahr für die Stadt darstellen“, sagt Uwe Schulze.
Landrat Uwe Schulze plädiert für neuen Schutz der Goitzsche
Er verweist daher auf die Pläne des Bergbausanierers LMBV, wonach der Lober-Leine-Kanal umverlegt werden soll. Demnach soll das Fließgewässer statt zwischen den beiden Seen künftig über einen Altlauf von Sausedlitz (Nordsachsen) in den Seelhausener See strömen und anschließend über einen neuen Graben samt Regulierungsbauwerk in die Goitzsche.
Lober-Leine-Kanal soll gesichert werden
„Sollte das LMBV-Vorhaben finanziert und umgesetzt werden, dann muss die Goitzsche gesichert und der Kanal zwischen den beiden Seen erhalten und hochwasserfest ausgebaut werden“, fordert in diesem Kontext der Landrat. So könne man verhindern, dass der im Extremfall ansteigende Seelhausener See - etwa durch einen Mulde-Durchbruch - erneut den Döberner Forst überströmt und die Wassermassen in den Goitzsche-See gelangen. Landrat Schulze: „Aus meiner Sicht ist das eine Möglichkeit, damit sich die Ereignisse von 2013 bei uns nicht noch einmal wiederholen.“
(mz)