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Nach Räumung des Goitzsche-Camps Streit um Goitzsche-Camp in Bitterfeld: Familie Köppe versperrt Ruderern den Weg

Von Stefan Schröter 12.06.2017, 10:40
Vereinsruderer und Europagymnasiasten müssen die Boote jetzt über einen Umweg vom Schuppen über das Goitzsche-Camp an das Wasser tragen.
Vereinsruderer und Europagymnasiasten müssen die Boote jetzt über einen Umweg vom Schuppen über das Goitzsche-Camp an das Wasser tragen. André Kehrer

Bitterfeld - Mit schmerzverzerrtem Gesicht tragen die Schüler das Ruderboot in das Bootshaus zurück. Statt zirka 100 Metern zwischen der Goitzsche und dem Schuppen müssen die Jugendlichen nun das Dreifache des Weges zurücklegen.

Fast alle Elfklässler packen an, um den mehr als 100 Kilogramm schweren Vierer zu transportieren.

Der Grund für den Umweg: Ein Zauntor zwischen dem Strand und dem Bootshaus ist seit Ende März zu. Die geschassten Goitzsche-Camp-Betreiber haben es versperrt und niemand kann das offenbar verhindern.

Ein Tor versperrt den Weg zur Goitzsche

Denn ein Grundstücksstreifen zwischen dem See und dem Camp gehört der Familie Köppe. Die kommunale Fläche ist vor Jahren an das Paar verkauft worden. Jetzt wollen sie ihr Privateigentum mit der Öffentlichkeit nicht mehr teilen.

Zwei Boote haben sie vor die Tore am Camp-Zaun gestellt. Daher bleibt den Ruderern aktuell nur der Umweg vom Strand über ein Stück Radweg und danach entlang der Camp-Durchfahrtsstraße in Richtung Bootshaus.

Elf Jahre lang konnte das Tor passiert werden

„Das ist ein unzumutbarer Zustand“, ärgert sich die Sportlehrerin der betroffenen Gymnasiasten, Eveline Jentzsch. Elf Jahre lang sei das Passieren des Tores möglich gewesen.

Dass das nun nicht mehr geht, kann sie nicht verstehen. Zumal abgesehen von der körperlichen Anstrengung auch Unterrichtszeit durch das verlängerte Hin- und Hertransportieren verloren geht.

Vor allem die Kinder leiden unter dem Umweg

Auch Lars Schindler, Vorsitzender des Rudervereins am Goitzsche-Camp, schüttelt nur den Kopf: „Es ist einfach schade. Wir haben im Verein Kinder ab neun Jahren.

Für die ist das eine Belastung, da haben die Leute sicher nicht lange Lust drauf. Daher hoffen wir, dass sich schnell eine Lösung finden lässt.

Schade auch, dass beim Verkauf des Grundstücks kein Wegerecht eingetragen wurde.“ Die Alternative durch ein Tor beim benachbarten Yachtclub-Verein ist laut Schindler nicht verfügbar.

Streit zwischen Steg und Goitzsche-Camp-Betreiber

Die ehemaligen Betreiber verteidigen ihr Vorgehen: „Wir haben immer gesagt: Wenn wir das Camp verlassen, werden die Tore geschlossen.

Wir haben kein Interesse daran, dass jeder – und damit auch die Steg (Stadtentwicklungsgesellschaft, d. Red.) – das Gelände betritt“, stellt Olaf Köppe klar.

Seit Jahren liefern sich die Steg und das Betreiberpaar juristische Auseinandersetzungen. Dass die Köppes das Camp verlassen mussten, liegt an der von der Steg durch alle Instanzen gefochtene Kündigung.

Räumung des Goitzsche-Camps

Anfang Mai erfolgte die Räumung, die Köppes händigten die Schlüssel aus, Schlösser wurden gewechselt.

Dass nun auch Kinder und Jugendliche unter den Leidtragenden der Streitigkeiten sind, sieht Olaf Köppe auch. Er entgegnet aber: „An die Kinder unserer Camper hat auch niemand gedacht, als die Straße durch den Zeltplatz gebaut wurde.“

Er meint die Asphaltstrecke, die seit fünf Jahren den Zeltplatz teilt. Gegen das Projekt gab es viele erfolglose Proteste.

Neuanfang am Strandbad Sandersdorf

Die Familie Köppe wird jetzt voraussichtlich am Strandbad Sandersdorf einen Neuanfang starten. Doch die versperrten Tore in Bitterfeld zeigen: Es knirscht weiter auf dem Goitzsche-Camp.

Und die früheren Betreiber sammeln mit ihrem Verhalten Minuspunkte bei ihren ehemaligen Kunden: „Es ist eine Schande. Wie die Kinder buckeln müssen ... dafür habe ich kein Verständnis“, schimpft Dauercamper Peter Thiemicke. „Es tut mir in der Seele weh, das mit anzusehen.“

Die Steg betreibt nun das Camp

Der Geschäftsführer der Steg war Freitag für die MZ nicht erreichbar. Die Gesellschaft hat jetzt die Aufgaben der Familie Köppe übernommen und betreibt das Camp.

Das Grundstück gehört ihr bereits. Der Geschäftsführer will den Zeltplatz zu einem Vier-Sterne-Camp entwickeln. Investoren stünden bereit.

Jahrelanger Streit mit Familie Köppe

Schon seit Jahren wollte sich die Steg von dem Betreiberpaar Köppe trennen. 2015 stellte sie den Zeltplatz ins Internet und gab damit vor, einen Nachfolger für den Campbetrieb zu suchen.

Bis heute hat sie noch keinen neuen Betreiber präsentiert. Stattdessen kümmert sie sich nach der Räumung vorerst selbst um den Zeltplatz. (mz)

Boote versperren den kurzen Weg durch ein Tor zur Goitzsche.
Boote versperren den kurzen Weg durch ein Tor zur Goitzsche.
André Kehrer